Hans von Trotha erzählt in der Flämingbibliothek über den berühmten englischen Schriftsteller Laurence Sterne
Niemegker Land, Rädigke. Dem Historiker, Schriftsteller und Journalisten Hans von Trotha gelingt etwas Erstaunliches. Er fesselt seine Zuhörer in dem kleinen Flämingdorf Rädigke mit einem anspruchsvollen Literaturvortrag über den berühmten englischen Schriftsteller Laurence Sterne (1713 bis 1768). Das ist nicht leicht, denn „95 Prozent der Bevölkerung kennen Laurence Sterne gar nicht, die übrigen fünf Prozent wissen alles über ihn“, wie von Trotha gleich zu Beginn seines Vortrages erklärt.
Dass das Wagnis gelang, liegt sowohl an Sterne wie an von Trotha. Den Schöpfer des neuen Romans der Empfindsamkeit zeichnete ein leichter Plauderton aus. Sterne führte mit seinen Lesern ein Gespräch, witzig, sprühend vor Ideen und immer für eine Überraschung gut. Einmal ließ er zehn Seiten leer. Er musste ein Kapitel herausnehmen, erklärte er dem verdutzten Leser, weil es so gut war, dass der Leser erwartet hätte, dass auch der Rest genauso gut wäre, was er nach Sternes Meinung nicht war.
Ein anderes mal ließ er eine Seite vorn und hinten schwarz bedrucken, weil das besser als Worte Trauer ausdrücken würde. Außerdem führte Sterne seine Leser nicht immer geradlinig durch seine Bücher, sondern forderte sie gern mal auf, bestimmte Kapitel noch einmal zu lesen – und sie einige Seiten weiter an diese Aufforderung zu erinnern. Seine Wirkung war riesig, insbesondere in Deutschland. Zu seinen Verehrern gehörten Goethe, Lessing und Paul. Friedrich Nietzsche galt er sogar als „der freieste Schriftsteller aller Zeiten“.
Hans von Trotha gelingt es, die Zuhörerin in die Welt von Sterne mit zunehmen. Leicht springt er zwischen Werk und Leben des englischen Schriftstellers hin und her. Von Anfang an wird deutlich, dass da jemand ist, der seinen Sterne mag, so sehr, dass er ein Buch über ihn schreiben musste. Sein Buch „Laurence Sterne in Shanty Hall“ konnte auch gekauft werden.
Wie sonst auch gab es in Rädigke sowohl Sterne-Neulinge als auch Sterne-Kenner, auch wenn letztere deutlich mehr als fünf Prozent ausmachten. Folglich reichten die Reaktionen von „ interessant, mal gehört zu haben“, bis „das Buch von Trotha werde ich unbedingt lesen“. Auf jeden Fall hat die Flämingbibliothek wieder einmal bewiesen, dass sie ein gutes Ziel für Kulturinteressierte ist.
Visits: 1
