Bad Belzig: Von der Turnhalle zum Kulturzentrum

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts fand der Turnunterricht der Schüler der Belziger Schulen im Saal des Schützenhauses und auf dem von Albert Baur um 1850 eingerichteten Turnplatz statt. Um sich den Wunsch nach einer Turnhalle zu verwirklichen, gründeten Belziger Turn- und Sportvereine sowie Ballspielklubs im Juli 1905 eine „Turnhallen-Baukasse“ und begannen mit Geldsammlungen. Mit großem Interesse verfolgten die Belziger das Engagement und ab 1913 den Beginn des Bauvorhabens auf dem Trockenplatz in Nachbarschaft zum Schützenhaus (heute Edeka-Markt am Busbahnhof). Im Zauch-Belziger Kreisblatt heißt es: „Wie man schon jetzt sieht, stellt er das Schützenhaus ganz in den Schatten. Durch seine großartigen Räume in der eigentlichen Halle sollen wunderschöne Anlagen angebracht werden, während sich hinter der Halle der Turnplatz befindet.“ Bauherr war ein privater Turnhallenbauausschuss. Bald darauf kamen die Arbeiten jedoch zum Stillstand. Das Geld war ausgegangen. Zu Beginn der 1920er Jahre sollte das Objekt als Gedächtnis- (für die Opfer des Ersten Weltkrieges) und Turnhalle fertiggestellt werden. Doch die Baukosten, die infolge der Inflation in unerschwingliche Höhen geschnellt waren, ließen die Verwirklichung nicht zu.

1926 entschloss sich die Stadt, den Rohbau zu übernehmen. Böse Überraschungen folgten. Es fehlten statische Berechnungen, ordnungsgemäße Zeichnungen und die baupolizeiliche Genehmigung. Als die Unterlagen eingeholt waren stand fest, dass das Gebäude infolge technischer Mängel nicht als Turnhalle fertiggestellt werden kann. Nachdem die Zukunft des Gebäudes mittlerweile über Jahre ein Zankapfel war, beschloss die Stadt 1927, den Rohbau als Schulgebäude für die Höhere Schule auszubauen. Im Jahr darauf begann der Unterricht in der neuen „Höheren Knaben- und Mädchenschule“. Endlich hatte Belzig eine staatlich anerkannte Lehrstätte, in der man die „Mittlere Reife“ erreichen konnte. (Mehr über die Entwicklung des Schulwesens in Belzig ist im Buch „Streifzug durch die Belziger Schulgeschichte“ nachzulesen. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich.)

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Haus als Erweiterte Oberschule genutzt. Nach der Wende beherbergte das Haus bis 1997 die Grundschule „Geschwister Scholl“. Danach sollte es als Haus des Gastes dem Kurortgedanken der Stadt gerecht werden. Die Neuausrichtung scheiterte an der Finanzierung. Nachdem von 2000 bis 2002 das Baubüro der Stein Therme im Haus Quartier nahm, mieteten sich anschließend das Jugendtheater „Strumpfhose“ und der Verein für Arbeit und Leben ein. Letzterer betrieb im Haus bis 2017 eine Lebensmittelausgabe samt Kleiderkammer und Fahrradreparaturwerkstatt. Im Jahr darauf begann die Sanierung des Objekts und 2022 die neue Ära als Kulturzentrum.

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