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Bad Belzig. Es ist das mittlerweile 9. Komische Festival Belziger Bachstelze. Der Saal im KleinKunstWerk war am letzten Wochenende, 25. und 26. August 2023, sowohl beim Frauen- als auch beim Männerwettbewerb bis zum letzten Platz und darüber hinaus gefüllt. Beim Männertag am Sonnabend war der Beifall noch einmal deutlich größer als bei den Frauen am Vortag.
„Lachen ist wie gähnen“, stellte Gastgeberin Gerlinde Kempendorff eingangs fest, „man kann es nicht lassen, wenn die anderen es tun.“ Sie versprach:
„Lachen macht schön, lachen macht gesund!“
An diesem Abend sorgten alle auftretenden Männer dafür, dass das Publikum schöner und gesünder das KleinKunstWerk verließ.
Bermuda Zweieck
Als erstes trat das Bermuda Zweieck aus Erfurt mit Daniel Gracz und Fabian Hegedorn auf und schaltete mit seinem Auftritt sofort “einen Gang nach oben, in den Müßiggang“. Sie würden ja jederzeit die Welt retten, wenn nicht immer wieder der Alltag dazwischen grätschte.

Doch sie stellten nicht nur sich vor, sondern erforschten auch das Publikum. In einer kleinen Umfrage stellte sich heraus, dass fünf Leute zum allerersten Mal da waren, die meisten aus Bad Belzig kamen und eine Person aus Lütte. Die Niemegker hatten einen eigenen Tisch. Die weiteste Anreise hatte ein Mann aus Bremen.
Schließlich stellten sie musikalisch ein Konzept für einen neuen Tatort vor. Spielort in Bad Belzig, passenderweise war auch jemand da, der beim rbb arbeitet. Das staunende Publikum nahm zur Kenntnis, was alles sich auf den Namen Hermine reimt.
An diesem Bachstelzenwochenende setzten sie die deutlichsten politischen Punkte, zum Beispiel mit einer Verkehrserziehung zu den Ampelregeln. Eine Ampel leuchtet hauptsächlich rot und grün, gelb nur mal kurz dazwischen. Wenn bei einer Ampel gelb dauerhaft blinkt, dann ist sie aus. Oder mit einer humorvollen Hommage an die Leidenschaft mit 80. Das Publikum tobte, zwei würdige Anwärter auf die Bachstelze standen fest.
Max Olbrich
Mit Selbstironie und einer geballten Ladung Charme verzauberte Magier Max Olbrich das Publikum. Aus einem zusammengeknüllten Tempotaschentuch wird bei ihm – ein Schneeball. Und ein Kranich.
Max Olbrich klagte über das Jahr 2023. Dieses Jahr sei eines der schwersten für einen Magier. Einmal war ein Zuschauer zu ihm gekommen und hatte gemeint, er wissen bei jedem seiner Kunststücke, wie sie gingen … „Ich habe jedesmal ChatGPT befragt“. Olbrich hält sein Credo dagegen:
„Mit der Magie ist es wie mit einem Hotdog bei IKEA. Je weniger man darüber weiß, desto mehr kann man es genießen.“
Es folgten Tricks mit dem Rubrikwürfel sowie ein ohne Zuhilfenahme der Hände im Mund umgedrehter Löffel, der nebenbei zur Gabel wurde. Max Olbrich demonstrierte sein grandioses Gedächtnis. Immer wieder kommunizierte er scheinbar beiläufig charmant und schlagfertig mit dem Publikum. Letzteres blieb immer kritisch, nur um so sicherer in die gestellten Fallen zu tappen. Dem Beifall nach zu urteilen, gab es einen dritten Anwärter auf die diesjährige Bachstelze.
Andi Steil
Den sich selbst so bezeichnenden „Ganzkörpertrommler“ kann man nicht beschreiben, Andi Steil muss man erleben. Mit gekonnter Lautmalerei und vollem Körpereinsatz verblüffte und begeisterte er sein Publikum, auch wenn er nach eigenem Bekenntnis „nicht mehr alle Tassen im Schrank hat“. Er setzte hinzu:
„Damit lebt es sich leichter!“
Höhepunkt seiner Darbietung war sicher der Harry Belafonte Song „Coconut Woman“. Meisterschaft und Klamauk in vollendeter Kombination. Der nächste würdige Anwärter auf die Männer-Bachstelze stand fest.
Tim Whelan
Nach der vorhergehenden lautmalerischen Überwältigung hatte es der liebenswürdige Engländer Tim Whelan schwer. Es passte zu seinem Auftritt, in dem er unsere und seine Schwächen aufspießte, dass er beinahe zu spät gekommen wäre, war er doch zuvor im Kulturzentrum Bad Belzig gelandet. Moderatorin Gerlinde Kempendorf und das Publikum waren sich einig:
„Das ist ein Lernprozess. Das Kulturzentrum von Bad Belzig ist hier. Es heißt KleinKunstWerk.“
Tim Wehlan revanchierte sich mit Humor und Augenzwinkern:
„Alles was Berlin kann, kann Bad Belzig besser. Zum Beispiel Pleiten.“
Am liebsten aber nahm er sich und seine Herkunft auf die Schippe:
„Wir Engländer haben auch Witze. Zum Beispiel das englische Essen.“
Um beim Essen zu bleiben, sein deutsches Lieblingswort ist Gemüse: „Das fängt mit Ge so stark an …“
Seinen Nachnamen, der deutsch ausgesprochen wie W-LAN klingt, erklärte er so:
„Mein Vater ist Router, mein Großvater hieß Modem.“
Wie die anderen zuvor konnte sich Tim Whelan nicht über mangelnden Beifall beklagen. Auch er war ein guter Anwärter auf die Bachstelze.
Der Gewinner ist …
Doch es kann nur einen Sieger geben. Ausnahmen wie bei den Frauen am Vortag bestätigen die Regel. Auch wenn Gerlinde Kempendorff unter nicht enden wollendem Beifall erklärte: „Wir müssten eigentlich vier Bachstelzen haben“, gab es dieses Mal einen eindeutigen Sieger: Andi Steil. Er wird für das kommenden Jahr zu einer alleinigen Veranstaltung eingeladen.

Das KleinKunstWerk Bad Belzig hat einmal mehr bewiesen, dass es ein attraktives Ziel für alle Kunstinteressierten im Hohen Fläming und darüber hinaus, sogar bis Bremen ist. Und vielleicht ist nicht nur Andi Steil noch einmal auf seinen Brettern zu erleben.
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