Garrey: Orgel erfreute im vollen Klang die Gäste

Garrey. Wie schön die generalüberholte, kleine Orgel mit ihrer Musik den Raum der Garreyer Dorfkirche gefüllt hat. 51 Gäste lauschten am Sonnabend den Klängen des königlichen Instruments. Nicolas Bajorat, Regionalstellenleiter der Kreismusikschule „Engelbert Humperdinck“ in Bad Belzig, spielte Werke von Mozart, Bach und modernere Stücke wie etwa „Mon river“ (bekannt aus dem Film „Frühstück bei Tiffany“) von  Henry  Mancini und „My Heart Will go on“ (Film „Titanic“) von John Horner.

Den Anlass für das kleine, aber sehr feine Konzert war eine Einladung von Pfarrer Daniel Geißler und Wolfgang Lubitzsch vom Freundeskreis der Garreyer Kirche. Beide Männer haben während der Restauration der Garreyer Lobbes-Orgel – Geißler auch an den Instrumenten in Hohenwerbig und Niemegk – viel Zeit dort verbracht. So hatte Wolfgang Lubitzsch die Idee, Orgelbaumeister Matthias Schuke einzuladen. Er kam aus Werder/Havel und sprach in seinem Vortrag über die Geschichte, die Arten und Herstellung sowie Intonisierung von Orgeln.

Orgeln gehören zu den ältesten Musikinstrumenten überhaupt, sagte Matthias Schuke. Etwa 300 bis 250 Jahren vor Christus hat es mit den sogenannten Hydraulus Vorgänger gegeben. In der Antike war es im römischen Reich ein bekanntes orgelartikes Tasteninstrument mit einem Satz Pfeifen. Aber auch Flöten, Hirtenschalmaien, Panflöte und Dudelsack gelten als Orgel nahe Instrumente.

Wie Schuke berichtete, hielten im 9. Jahrhundert die Orgeln Einzug in die Kirchen, z. B. 826 in den Dom von Aachen. In der Gotik (12. Jahrhundert bis um 1500) wurden die Orgeln mit mehr Tasten und Pfeifen ausgestattet, außerdem wurde die Mechanik verfeinert. Die Orgeln wurden größer gebaut. Die Orgel erlebte während des Zeitalters des Baroks ihre Blütezeit, damals als auch der Komponist Johann Sebastian Bach (1685-1750) lebte. Die Instrumente bekamen noch mehr Tasten, wurden klanglich verfeinert, insbesondere im Obertonbereich. Es kam das Zungenregister hinzu.

Im 19. Jahrhundert könnte es in Garrey ähnlich gewesen sein wie in der ersten Dorfschule in Reckahn. In Reckahn spielte der Lehrer die Orgel, weil die Kirche ihn bezahlte. Der Niemegker Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Lobbes baute 1883 eine Orgel für Garrey. 134 Jahre danach, im Mai  2017, wurde sie nach umfangreichen Sanierungsarbeiten am ganzen Gotteshaus feierlich eingeweiht. Seither erstrahlt die Orgel im neuen Glanz, mit allen bespielbaren Registern, mit einem leistungsstarken Motor für das Gebläse und mit Prospektpfeifen aus Zinn. Letztere waren in der Vergangenheit aus Zink, weil deren Zinn-Vorgänger während des Ersten Weltkrieges der Rüstungsindustrie zugeführt worden waren.

In der Garreyer Chronik – zusammengestellt von Ingemarie Rückert und Rosemarie Bergholz – findet sich eine Notiz, dass es 1995 schon einmal ganz schlecht um die Garreyer Orgel bestellt war. Orgelbauer Rainer Wolter aus Zudar (Insel Rügen) baute seinerzeit das Instrument auseinander. Als der Handwerker erfuhr, dass in Garrey viele Kinder das Orgelspielen erlernen wollen, aber ihnen nur ein Keyboard zur Verfügung steht, machte er ein großherziges Angebot: Rainer Wolter machte die Orgel wieder bespielbar und wartete so lange auf seinen Lohn, bis die Gemeinde das Geld aufbringen konnte.

Nur so wurde die Orgel vor dem zunehmenden Holzwurmfraß gerettet. Während der Arbeiten hat der Orgelbauer das Instrument gereinigt, gegen Schädlinge imprägniert sowie verschlissene Instrumententeile ausgetauscht oder überholt.Es wurde der Motor und das Gebläse erneuert. Bei der Reparatur wurden Zeichen dafür gefunden, dass die ältesten Teile aus den Jahren 1686 oder 1698 stammen. Alte Zeitungsreste sollten beweisen, dass die Garreyer Orgel schon 1883 schon einmal überholt worden sein muss.

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