6. Reetzival – ein Festival für junge Musiker

Potsdam-Mittelmark, Reetz. Nach dem Auftritt der Reetzer Singegemeinschaft auf dem Reetzival hatte Ulla Ondratschek fast Tränen in den Augen. Und das lag an dem Lied „Shalom“, welches die Sänger zum Besten gegeben hatten. Es erinnerte die Berlinerin an ihre Jugend. „Damals in den 60ern wurde bei uns im Westen die Nazizeit aufgearbeitet, und wir sangen viele Lieder aus Israel und tanzten dazu“, erinnert sie sich. Aber nicht nur das Lied allein rief in ihr Begeisterung hervor.

Die jetzige Rentnerin war als Lehrerin oft mit ihren Schülern auf dem Sensthof zu Gast und kannte so auch die Reetzer Singegruppe. „Die haben sich aber sowas von verbessert“ sagt sie und freut sich jetzt schon auf den Auftritt im kommenden Jahr. Den wird es geben, dessen ist sich auch der Organisator des Festivals, Nico Hübner, sicher. Denn was einst als eine musikalische Unterhaltung auf einer Geburtstagfeier begann, hat sich inzwischen zu einem ausgewachsenen Musikfest gemausert. Inzwischen ist es die 6. Auflage.

Tolle Akustik auf dem Reetzer Sensthof

Die Akustik der Scheune und der ganze Sensthof hatten es Nico Hübner von Anfang an angetan. So entstand die Idee, mit Musikern und Schülern ein Treffen zu veranstalten mit dem Gedanken im Hintergrund, wie man die Schüler fördern könnte. Vor 6 Jahren waren nur ein paar wenige Schülerbands und die Musikerin Theresa Bergmann dabei. Das ganze kam aber so gut an, auch bei den Einwohnern, die natürlich neugierig waren, wer da musiziert, dass man bereits ein Jahr später die ganze Sache offiziell machte.

Von Nachwuchsmusikern und Sponsoren

Dazu holt Nico Hübner jedes Jahr Nachwuchsmusiker nach Reetz. Große Unterstützung erfährt er dabei von der Martin-Buber-Oberschule aus Berlin-Spandau. Diese hilft mit notwendiger Technik, die sich aber auch teilweise von Freunden geliehen wird. „Trotzdem es so gut läuft, brauchen wir natürlich Leute, die uns auch finanziell unterstützen“, sagt Nico Hübner. Bisher sind es eher „Kleinstunterstützer“, aber man träumt von einem richtigen Sponsor. Im Moment werden die Unkosten nur durch Spenden und aus dem Erlös der Verkäufe auf dem Reetzival gedeckt. Wie aus dem Kuchenverkauf des OELALA-Vereins.

„Wir freuen uns, dass wir jedes Jahr von den Reetzern so toll aufgenommen werden“, so Hübner als Dank an die Einwohner des kleinen Ortes, die der ganzes Sache doch recht freundlich gesinnt sind, auch wenn es an dem Wochenende ABENDS etwas lauter wird.

Der Reetzivalsong

Zu den Darbietungen auf dem Fest gehörte auch der „ReetzivalSong“. Dieser entstand im vergangenen Jahr auf einem kleinen Workshop. Text und Musik schrieben die Jugendlichen selbst. Passend zur Location, in der sich das Ökozentrum befindet, beschäftigt sich der Inhalt mit Ökologie.

In diesem Jahr wurde der Song nun von verschiedenen Gruppen in unterschiedlicher Aufmachung präsentiert. Bis in die Nacht hinein musizierten verschiedene Bands aus Berlin, deren Mitglieder oft erst 15 oder 16 Jahre alt sind. Sie präsentierten eigene Songs und auch Coverversionen bekannter Hits. Besonders Flonske hatte es mit seinen Jungs dem Publikum angetan. Er kommt eigentlich aus der Rapperszene und führte mit einem spontanen Rap durch den gesamten Soundcheck – sehr zur Freude des Publikums. Aber auch seine selbst geschriebenen Songs hinterließen Eindruck.

Impressionen vom Reetzival

Vegane Burger gegen den Hunger

Wer Hunger hatte und es ganz gesund wollte, konnte  am Burgerstand seinen Hunger stillen. „Die Burger sind sogar vegan, der Hefeteig wurde ohne Ei zubereitet“, erklärt Werner Praschko. Er ist Lehrer an der Grundschule, aber auch gelernter Konditor und Koch. „Es wäre peinlich, wenn die Burgerbrötchen nun nicht schmecken würden“, schmunzelt er. Und natürlich gab es wieder viel Kunstgewerbliches.

Vielfältiges Musikprogramm beim Reetzival

Musikalisch war es schon ein eng gestricktes Programm. Viele der Bands sind das erst mal dabei, andere waren schon öfter in Reetz, wie Aunt Sally. Vor vier Jahren haben sie als 15jährige angefangen, sind inzwischen recht bekannt und haben eine eigene CD rausgebracht. Zum Urgestein des Festivals gehören jedoch Sherz&Shine&Mal aus Wiesenburg. Sie sind sozusagen die Musiker der ersten Stunde und freuen sich jedes Jahr aufs Neue, dabei zu sein.

Kirchenmusik beim Reetzival

Etwas Besonderes für so ein Konzertwochenende ist, dass man auch die Kirche mit einbindet. Kirchenmusikerin Adelheid Flemming gab bereits am Vormittag eine Matinee. Nachmittags improvisierte sie gemeinsam mit Aaron Klenke, der seinem Saxophon wunderbare Klänge entlockte. Leider wollte die Orgel auch nach der Instandsetzung nicht so recht mitmachen. Auf Grund der monatelangen Trockenheit waren nur drei Register nutzbar, aber die beiden Musiker verstanden es, sogar die sogenannten „Heuler“ in ihre Improvisationen einzubauen.

Über die Kraft der Kräuter

Der Sonntag stand ganz im Zeichen von Vorträgen und Workshops. Neben dem Bogenschießen auf der Sensthofwiese gab es im Seminarraum Vorträge über die Imkerei und das Insektensterben. Trotz des Nieselwetters fanden sich Interessierte ein, die an der Kräuterführung mit Juliane Henze teilnehmen wollten. Dabei erfuhren sie viel Wissenswertes und Nützliches über Pflanzen, die in der freien Natur wachsen und oftmals als Unkraut abgetan werden. So helfen zum Beispiel die zerriebenen Blätter des Spitzwegerichs gegen Juckreiz bei Insektenstichen. Auch die Schafgarbe hilft gegen viele Beschwerden. Sie wird auch Soldatenkraut genannt, da sie wegen ihrer blutstillenden Wirkung auch im Krieg eingesetzt wurde. Auch wird sie als Frauenkraut bezeichnet. Ein Sitzbad aus aufgekochter Schafgarbe hilft bei Bauchkrämpfen und anderen Frauenbeschwerden. Die Blätter des Gewächses sind eigentlich schön weich, fährt man allerdings entgegen der Wuchsrichtung darüber, spürt man es leicht pieken. „Früher haben die Kinder damit oft getrickst, wenn sie keine Lust auf Schule hatten“, erzählt Juliane Henze mit einem schmunzelnden Seitenblick auf den kleinen Piet, der aufmerksam zuhörte. Sie steckten sich die feien Blätter in die Nase, zogen sie dann gegen den Strich wieder heraus und verursachte so Nasenbluten. Das konnte man dann aber auch mit demselben Kraut wieder beheben, einfach einen Tee aus der Pflanze kochen und in die Nase ziehen.

Mit Pflanzen Stoffe färben

Auf dem Sensthof warteten alle gespannt auf den Workshop von Kathleen Dahl. Sie zeigte, wie man mit Pflanzen Stoffe einfärben kann. Diese müssen allerdings vorbehandelt werden, was Kathleen Dahl bereits gemacht hatte. „Natürlich kann man alle Stoffe färben“, erzählt sie, „aber je nachdem, ob diese aus tierischen oder pflanzlichem Material besteh, müssen sie unterschiedlich vorbehandelt werden.“ Für die Anwesenden hatte sie Seidentücher vorbereitet und bereits einen Sud aus Tagetes hergestellt. Die kräftig gelben Blumen kennt Otto Normalverbraucher bestenfalls aus Blumenkästen und Beetbepflanzungen. Aber sie ergeben eine schöne gelbe Farbe. Kathleen Dahl färbt damit unter anderem Tücher und Wolle ein. Dafür gibt es richtige Rezepte wie beim Kochen, damit der gewünschte Farbton entsteht. Einige der Anwesenden werden es bestimmt ausprobieren.

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