Alte Schule Wiesenburg: 20 Jahre Kunst – Iris Seraphin schaut zurück

Wiesenburg. Der Raum ist so leer, dachte sich Iris Seraphin, als sie durch die „Alte Schule“ in Wiesenburg/Mark ging, in der sie auch ihr Atelier hat. Also begann sie, einige ihrer Bilder aufzuhängen. Dabei fiel auf, dass dabei einige schon 20 Jahre alt waren, wie die „Zauberblume“. So entstand eine Ausstellung zum 20 jährigen kreativen Schaffen der Künstlerin, die am vergangenen Sonntag mit einer Vernissage eröffnet wurde.

Begonnen hat alles schon in der Kindheit von Iris Seraphin. Ihre Schwester Roswitha Beck ließ den Weg ihrer Schwester noch einmal Revue passieren, sehr zur Freude der vielen anwesenden Gäste. Der Vater der beiden war ein sehr kreativer Geist. Deshalb wurde zu Hause in der Familie schon viel gebastelt. Die beiden Schwestern erinnerten sich besonders an die Weihnachtszeit. Da konnten sie schon ihre eigenen Ideen für die Weihnachtssterne aus Stroh einbringen. Da der Vater von Beruf Schneider war, stand auch kreatives Gestalten schon im Mittelpunkt.

Besonders in Erinnerung ist Roswitha Beck eine aus Polsterstoff kreierte Weste ihrer Schwester. Da der Vater am Theater arbeitete, wuchs auch bei der jungen Iris schnell das Interesse an diesem Gebiet. Sie wollte Maskenbildnerin werden. Während das heute ein anerkannter Ausbildungsberuf ist, musste man früher vorher zwingend eine Friseurlehre machen. Denn Maskenbildner war eine Weiterbildung des Friseurberufs. Die ganze Familie musste für Iris Seraphin Modell sitzen – und das für beide Ausbildungen.

Iris Seraphin absolvierte viele Praktika in unterschiedlichen Gewerken des Theaters. Bis sie sich schließlich in die Selbstständigkeit wagte, mit allen Hürden und Nebenjobs. Denn ehe man von der Kunst leben kann, dauert es eine lange Zeit. Angefangen hat sie mit Malerei, Mosaik und Raumgestaltung. Dann kam die Begeisterung für den Werkstoff Glas. Die Mutter einer Freundin machte Tiffany Arbeiten, mit denen Iris Seraphin eine Ausstellung im Wiesenburger Bahnhof machte. Das ist ja ähnlich wie Mosaikarbeiten, dachte sie und schnell stand ihr Entschluss fest: Das will ich auch machen. Auf Ebay hatte sie eine komplette Tiffanyausstattung ersteigert. Nun stand alles zu Hause und Iris Seraphin recherchierte erst einmal über die Anwendungsweise und besuchte mehrere Kurse. Dann legte sie los. Und sehr erfolgreich. Die wunderschönen Arbeiten fanden und finden reißenden Absatz. Wie jetzt die Ketten aus bunten Glassteinen. In die hatte sich auch Anita Fehrenbach sofort auf der Ausstellung verliebt. „Für den Frühling sind die bezaubernd schön“, sagte sie.

Seit 18 Jahren ist Iris Seraphin nun in Wiesenburg ansässig. Ihr erstes Atelier hatte sie im kleinen Schloss neben der Gemeindeverwaltung. Im Jahr 2006 hat sie sich in das Haus der Alten Schule verliebt. „Ich bin immerzu um das Haus herumgeschlichen“, schmunzelt sie heute. Sie wollte einen Ort der Kreativität daraus machen. Als sie mit ihren Ideen zur damaligen Bürgermeisterin Barbara Klembt ging, sagte diese nur: Na dann mach mal. So wurde 2007 der Freundeskreis „Alte Schule“ gegründet, das Haus renoviert und auch Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen. Nun wird es für eine Vielzahl an Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt. Und Iris Seraphin ist eigentlich immer – und das wortwörtlich – mittendrin, hat sie doch dort ihr Atelier.

Parallel hat sie sich aber auch sehr in der Region engagiert, weiß ihre langjährige Freundin Dorothee Bornath zu berichten und bedankte sich explizit für fast 20 Jahre Freundschaft. „Du hast viel Farbe und auch viel Inspiration in mein Leben und auch in die Region gebracht“, so Dorothee Bornath und verwies dabei auf die vielen Kunstausstellungen, die Iris Seraphin zum Teil selbst organisiert, zu Teil begleitet hat. So ist sie seit Anfang an in der „Kunstperle Hoher Fläming“ aktiv, ist Mitglied der Bahnhofsgenossenschaft, engagiert sich bei vielen Theaterprojekten und auch der Kunstssommer geht auf ihre Idee zurück. Und Iris Seraphin hat den Fläming Initiativpreis kreiert. „Neben dem, was greifbar ist, hat sie viel ehrenamtlich in der Region gewirkt“, erinnert Dorothee Bornath. Und es macht Iris Seraphin immer noch viel Spaß, lebt und arbeitet sie doch nach dem Motto: Da ich liebe, was ich tue, tu ich immer, was ich liebe.

Ehe sich die Besucher nun in Ausstellung und Werkstatt umsehen konnten, hatte Roswitha Beck noch eine besondere Überraschung für ihre Schwester. Es war ein Bild aus Fimo. Das ist eine Modelliermasse, ähnlich wie Knete, die später im Backofen gebrannt wird. Iris Seraphin hatte in jungen Jahren daraus ein kleines Bild mit Blüten angefertigt. Irgendwann wollte sie es nicht mehr haben. Das kann man nicht entsorgen, dachte sich ihre Schwester und bewahrte es auf. Zu diesem besonderen Jubiläum fand es nun zurück in die Hände seiner Schöpferin.

 

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