Feuerwehr in Reetz, Reetzerhütten und Reppinichen: Drei unter einem Dach

Reetz. „Wir sind eine ganz tolle Truppe, die auch offen für neue Wege ist“, so bezeichnet Ortswehrführer Steffen Teuber „seine“ Reetzer Feuerwehr. Sie ist die größte in der Gemeinde Wiesenburg/Mark und das aus einem ganz besonderen Grund, sie besteht nämlich nicht nur aus Kameraden aus Reetz, sondern auch aus denen aus Reetzerhütten und Reppinichen. In den beiden kleinen Orten gab es nicht mehr genug Feuerwehrleute, so dass man sich entschlossen hatte, die Wehren zu vereinen. Seit 2015 gehören nun die Kameraden aus Reetzerhütten dazu, seit 2018 die aus Reppinichen. Aber beide Orte haben noch ihre eigenen Löschgruppen. In Reetzerhütten wird diese von Norman Schulze, in Reppinichen von Michael Kühn geleitet.

„Es war ein harter, aber erfolgreicher Weg“, bestätigt Steffen Teuber, der nun gemeinsam mit seinem Stellvertreter und Löschgruppenführer Stephan Binte für insgesamt 134 Kameraden verantwortlich ist. Derzeit gibt es insgesamt 44 Aktive, darunter 22 Atemschutzträger, für die eine gesonderte Ausbildung notwendig ist. Und auch sonst steht eine regelmäßige Ausbildung an erster Stelle. Zu dieser kommen auch die Kameraden aus Neuehütten mit dazu. Es gibt zwölf feste Ausbildungstermine von jeweils zwei bis vier Stunden. Damit kommen die Kameraden gemeinsam auf durchschnittlich 864 Ausbildungsstunden. Aber natürlich wird auch individuelle an den jeweiligen Standorten gelernt und geübt. Zusätzlich finden ein gemeinsames Schwimmlager im Sommer und ein Ausbildungsabschlussabend in Reetz statt.

Die Feuerwehr Reetz gehört zum 3. Zug der Brandschutzeinheit des Landkreises Potsdam-Mittelmark und stellt dort zusätzlich den Zug- und stellvertretenden Zugführer. Außerdem engagieren sie sich in der Sondereinsatzgruppe „Information und Kommunikation“ des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Der Gemeindejugendwart kommt aus Reetz und es gibt einen Feuerwehrverein der die Arbeit der Kameraden Arbeit kontinuierlich unterstützt.“ Das wichtigste für uns ist die Sicherheit der Bevölkerung auch im ländlichen Raum kontinuierlich zu verbessern und zu gewährleisten“, so Steffen Teuber.

Junge Brandschutzhelfer

Bereits im Jahr 1966 wurde eine Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“ gegründet, die 1992 in Jugendfeuerwehr umbenannt wurde. Von Anfang an zeigte sich auch die Jugend im Rahmen des Feuerwehrsports sehr aktiv und konnte Bezirks- und Kreismeistertitel erringen. Zu den Höhepunkten zählte sicherlich die Teilnahme am Ausscheid der sozialistischen Länder in der damaligen Sowjetunion.

Derzeit sind 26 Kinder und Jugendliche aus 7 Ortsteilen der Gemeinde Wiesenburg/Mark in der Jugendfeuerwehr dabei. Nicht zuletzt dank der guten Arbeit der Jugendwarte. Michael Bolz kümmert sich in Reetz um die Ausbildung der zukünftigen Feuerwehrmänner und – Frauen. Unterstützt wird es dabei von Yvonne Bolz und Felix Opitz. Aber auch die Eltern helfen, wann immer es möglich ist, wie Steffen Teuber lobend erwähnt. Die Ausbildung findet nahezu wöchentlich statt, um die Kinder und Jugendlichen praxisnah an die Feuerwehrarbeit heranzuführen und sie körperlich auf den Wettkampfsport heran zu führen. So nehmen sie an den verschiedensten Wettkämpfen teil – und das meist mit großem Erfolg. Aber auch das Freizeitvergnügen kommt nicht zu kurz, es geht in Freizeitbäder und in den Serengeti Park, zu Halloween werden Kürbisse gebastelt und die Weihnachtsfeier findet im Gemeindehaus mit Kino und Pizza statt.

Feste Größe Feuerwehr

Aber auch in den Dörfern selbst ist die Feuerwehr eine feste Größe. Ohne ihre tatkräftige Unterstützung wären viele Aktivitäten gar nicht möglich. So stellen die Kameraden die Sicherheitswache bei Traditionsfeuern wie Oster- und herbstfeuer und bei Fackelumzügen sowie beim Aufstellen der Pfingsmaie in Reetzerhütten. Auch das Maibaumaufstellen ist zur Tradition geworden. Die Kameraden engagieren sich auf den Dorffesten, beim Dorfputz in den Orten und begleiten den Martinsumzug. Sie unterstützen den Bauhof beim Auspumpen des Reetzer Schwimmbades – dort haben sie im vergangenen Jahr die vom Dorfverein durch Spende der Mittelbrandenburgischen Sparkasse angeschafften Sitzgelegenheiten aufgestellt – und sorgen für alles technische, was der Reetzer Adventmarkt braucht. An ihrem Glühwein- und Würstchenstand herrscht immer großer Andrang. Im vergangenen trockenen Sommer waren die Kameraden viele Male unterwegs, um die Bäume auf dem Friedhof und die Anpflanzungen vor der Heimatstube mit Wasser zu versorgen.

Neues Löschfahrzeug

Seit dem vergangenen Jahr hat die Reetzer Wehr nun auch endlich ein neues Löschfahrzeug. Nachdem sich die Kameraden vor fast vier  Jahren von ihrem treuen Wegbegleiter, ihrem TLF W-50, trennen mussten, gab es endlich Ersatz. Trotz der fatalen Haushaltslage in der Gemeinde Wiesenburg/Mark haben sich sowohl Bürgermeister als auch Gemeindevertreter dafür eingesetzt, ein passendes Ersatzfahrzeug zu beschaffen. Fündig wurde man auf einem Flughafen in Bayern. Im Vorfeld hatte sich Burkhard Brüning, der ehemalige Gemeindewehrführer, eine Vielzahl an Fahrzeugen angesehen. Das gebrauchte Fahrzeug war in technisch tadellosem Zustand  und wurde noch einmal mit einem fünfstelligen Betrag passend aufgearbeitet. Zum Aufpolieren des Fahrzeuges hatte man sich Brandenburg Aktuells Wetterreporterin Joanna Jambor mit dazu geholt. Auch der Feuerwehrverein Reetz hat noch einmal Geld investiert. Nun sind die Kameraden für alle Eventualitäten gerüstet. Für Reppinichen sind 2021 Tragkraftspritzenfahrzeug geplant.

Jubiläen

Im kommenden Jahr stehen große Jubiläen an. Die Freiwillige Feuerwehr Reetz wird 100 Jahre, die Jugendfeuerwehr 55 und es findet der nunmehr 40. Pokallauf statt. Es sei denn, der diesjährige muss wegen der Corona Krise ausfallen. Bereits im vergangenen Jahr beging die Freiwillige Feuerwehr Reetzerhütten ihren 90. Geburtstag.

Gründungsgeschichte der Feuerwehr Reetz

Die Freiwillige Feuerwehr Reetz wurde am 21.02.1921 durch die Reetzer Bürger – bestehend aus Bauern, Handwerkern und Gewerbetreibenden – gegründet.

Die Gründung geht auf einen Brand zurück, bei dem die damalige Technik in Form einer Handdruckspritze nicht in Betrieb gebracht werden konnte. Die Druckhebel waren durch Steckbolzen blockiert, welche in der Eile des Einsatzes nicht entfernt wurden. Denn zur damaligen Zeit ging die Brandbekämpfung noch auf die Reihe, also straßenweise von Haus zu Haus, und die Einwohner wurden nur für eine bestimmte Zeit zur Brandbekämpfung verpflichtet.

Der 2. Weltkrieg hatte begonnen und viele Kameraden wurden Soldaten, sind gefallen oder wurden vermisst. Das Ende des Krieges war furchtbar. Wie so vieles war auch die Feuerwehr ein Scherbenhaufen und das zu einer Zeit, in der die Bevölkerung in Reetz von 1000 auf 1400 Einwohner anwuchs. Es wurden nun ältere Kameraden als Wehrführer eingesetzt.

Erst der Kamerad Otto Kaiser verstand es, aus den Resten und einigen Neuzugängen wieder eine Wehr aufzubauen, die Geräte einsatzbereit zu halten und neue Gerätschaften anzuschaffen. Der Kamerad Otto Kaiser wurde zur damaligen Zeit zur Legende. Sein Motto war „Mitmachen“, und dabei guckte er nicht auf Zeit und Geld. Er bekleidete das Amt des Wehrführers bis 1969. In dieser Zeit wurden 1955 die Zisterne am Gerätehaus, 1959 der Schlauchturm und von 1967 bis 1968 das Gerätehaus in Eigenleistung errichtet. Den Schlauchturm haben die Kameraden erst kürzlich wieder neu bebrettert. Nun strahlt wer wieder in altem Glanz.

Feuerwehr in Corona-Zeiten

Aktuell sind die Kameraden aus Reetz, Reetzerhütten und Reppinichen von Corona nicht betroffen und somit voll einsatzbereit. Sie halten sich an die sehr gute Dienstanweisung „Umgang mit Covid 19“ der Gemeinde Wiesenburg/Mark. Desinfektionsmittel sowie Schutzmaterial für die Kameraden ist ausreichend vorhanden. „Wir verfolgen die sehr kritische Lage kontinuierlich und haben persönliche Kontakte, die in einem Dorf normal sind, stark beschränkt“, so Steffen Teuber, “Geplante Ausbildungen werden nun theoretisch durch die Kameraden im Selbststudium zu Hause durchgeführt. Die Unterlagen dafür haben wir allen zur Verfügung gestellt.“

 

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