Neues Buch von John Shreve zur nationalsozialistischen Revolution auf dem Land 1933

Reetz. John Shreve interessiert sich sehr für die Geschichte des Flämings. Das hat vor allem auch persönliche Gründe, denn der gebürtige Amerikaner hat eine Reetzerin geheiratet. Mit all den Problemen und Schwierigkeiten, die das zu DDR-Zeiten mit sich brachte, haben die beiden nie aufgegeben. Ständig standen sie unter Beobachtung. Wie sehr, erfuhren die Beiden durch Einsicht ihrer Stasiakten. Bereits vor mehreren Jahren hat John Shreve die Chronik des Heimatortes seiner Frau Christiane veröffentlicht. In diese flossen sowohl historische Fakten, als auch Augenzeugenberichte der Einwohner ein.

In seinem neuen Buch  „Gleichschaltung“, Die nationalsozialistische Revolution auf dem Land 1933, spielen solche Berichte kaum eine Rolle, denn hier legte John Shreve Wert darauf, alles mit Fakten belegen zu können. Während er an der Geschichte des Dorfes Reetz arbeitete, sammelte er die Wahlergebnisse aus den Jahren zwischen 1919 und 1933 und stellte fest, dass die NSDAP in dieser Gegend früh starke Unterstützung genoss. „Ich fragte mich warum und wie das neue Regime sich dort etablierten konnte“, so John Shreve.

Die Forschung für das Buch begann vor etwa fünf Jahren. Die Grundlage dafür waren die Lokalzeitungen wie das Zauch-Belziger Kreisblatt, die Treuenbrietzener Zeitung, die Belzig-Reetz-Wiesenburger Zeitung, aber auch die sozialdemokratische Brandenburger Zeitung, die in der Gegend gelesen wurde.

Es folgte die Archivarbeit im Kreisarchiv Potsdam-Mittelmark, im Archiv des Heimatmuseums Beelitz, im Brandenburgischen Landeshauptarchiv, im Domstiftarchiv in Brandenburg, im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und dem Yad Vashim Archiv (Jerusalem). Hinzu genommen wurden Gespräche mit Zeitzeugen, die allerdings im Zusammenhang mit dem Buch über Reetz geführt worden waren, also vor mehr als zwanzig Jahren, und keine tragende Rolle im Buch spielten.

Bei seinen Recherchen musste John Shreve oft feststellen, dass Unterlagen bestimmter Zeiträume einfach fehlten. Ob sie bewusste vernichtet wurden oder in den Kriegswirren einfach verloren gingen, vermag er nicht zu sagen. In dem, was er fand, standen jedoch interessante Dinge über die Region. So fand beispielsweise an einem Hitlergeburstag eine Stadtverordnetensitzung in Treuenbrietzen statt. Auf dieser erschienen alle Vertreter der NSDAP und der bürgerlichen Vereinigungen, außer den Sozialdemokraten. Es gab nur zwei Tagesordnungspunkte: Adolf Hitler das Ehrenbürgerrecht der Stadt zu verleihen und die Großstraße in Adolf-Hitler-Straße umzubenennen.

Auch die schwarz-rot-goldene Reichsfahne wurde nach und nach abgeschafft. An der Schule in Ragösen wurde sie zum „Tag der erwachenden Nation“ in die Flammen geworfen „mit dem Wunsche, dass ein solches unser Schulgebäude niemals wieder verunzieren möge“. Zusätzlich wurden auch viele neue Feiertage eingeführt.

Das Schreiben des Buches an sich dauerte etwa zwei Jahre. Auffallend für John Shreve war auch, wie raffiniert die nationalsozialistische Propaganda war, wie geschickt Menschen entweder überzeugt wurden oder zumindest zu Mitläufern wurden. Verblüffend war, wie offen die Nationalsozialisten in Fragen des Antisemitismus und der Unterdrückung ihrer Gegner waren. Vieles geschah in aller Öffentlichkeit, sicherlich mit dem Ziel, ihre Gegner einzuschüchtern.

Sicherlich entscheidend für die Machtübernahme der Nationalsozialisten war die soziale Grundlage, sprich die Organisationen und Menschen, die den Boden bereitet hatten. Das waren die Kräfte, die entweder die Republik ablehnten oder zumindest unzufrieden damit waren: u.a. die Deutschnationale Volkspartei, der Landbund, die Kriegervereine, der Stahlhelm, und die evangelische Kirche.

Es verspricht also ein sehr interessantes Buch zu werden. Wann das Buch genau erscheinen wird, steht noch nicht fest, das ist abhängig vom Verlag. Jedoch wird es mit Sicherheit ein kleiner Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte sein.

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