Görzke: Neue Wohnung für Meister Adebar

Görzke. Es ist Storchenzeit im Fläming. Fast überall findet man in den Nestern Paare, die ihren Nachwuchs aufziehen. Ab dem kommenden Jahr gibt es eine Storchenwohnung mehr, die natürlich erst eingerichtet werden muss. Aber zumindest eine Grundausstattung ist seit dem 1. Juli vorhanden. Auf dem Schornstein der Töpferei Heinitz in Görzke wurde nämlich eine Nisthilfe angebracht.

Der Schornstein steht seit 1834, als Eduard Heinitz die Töpferei einrichtete. Damals gab es noch einen Kohleofen, in dem das Geschirr gebrannt wurde. Inzwischen wird er nicht mehr genutzt. „Es ist unrationell und aufwendig“, erklärt Töpfermeisterin Bärbel Heinitz. Man verbrauchte viel Kohle und ständig musste jemand die Temperatur kontrollieren. War sie zu hoch, schmolzen Tassen und Schüsseln im Ofen, war sie zu niedrig, wurde das Geschirr nicht dicht. So wurde auch der Schornstein schon ein Stück abgetragen und ist nun „nur“ noch etwa 15 Meter hoch.

Die Vorgeschichte: Storch im Schornstein

Das darauf nun eine Nisthilfe angebracht wurde, hat eine besondere Geschichte. Schon öfter hatten Störche versucht, auf dem Schornstein zu nisten. Durch das Abtragen hat sich der Durchmesser ebenfalls vergrößert und das Nistmaterial fiel immer wieder in den Schornstein. Vor etwa zwei Jahren fiel nicht nur das Material hinein, sondern der Storch gleich mit. Er hatte sich mit einem Konkurrenten einen Revierkampf geliefert.

Familie Heinitz rief im Storchenhof Loburg in Loburg an und bat um Hilfe. Dessen Geschäftsführer Dr.  Michael Kaatz setzte sich sofort in Bewegung. Man konnte den Storch retten und ihn nach einem Tag auch wieder in die Freiheit entlassen, da er unverletzt war. Dabei wurde festgestellt, dass es sich um einen seit einem Jahr verschollenen Storch handelte. Man hatte ihn 2018 mit einem sogenannten Datenlogger, einem Sender, versehen. So konnte man seine Bewegungen nachvollziehen und sehen, in welchem Ort und auf welchem Nest er sich befand. 2019 fiel dieser Sender jedoch aus. Man konnte zwar noch feststellen, dass sich der Storch in Köpernitz befand, aber dann herrschte Funkstille. Nun wurde durch den kleinen Unfall der Storch wiedergefunden.

Natürlich wurde nun auch genau das Verhalten des Tieres überprüft, ob er also wirklich nach Görzke gehört. Durch Beobachtungen von Einwohnern wurde nämlich festgestellt, dass auf dem belegten Storchennest neben der Gaststätte Brüning keine Brutablösung stattfand. Das änderte sich sofort nach Freilassung des geretteten Storchs.

Störche fangen für die Wissenschaft

Schon seit vielen Jahren führt der Storchenhof Loburg in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut die Ausstattung der Störche mit Sendern durch. In diesem Fall Glück für den Storch. Dr. Michael Kaatz hatte erst gehofft, es sei ein Storch aus Loburg. Es ist selten, dass sich die brütenden Tiere so weit auf Futtersuche begeben. Hier waren es immerhin etwa 20 Kilometer. Im Normalfall fliegen sie nicht weiter als fünf bis sechs Kilometer. Für die Beringung und Ausstattung mit Sendern müssen die Störche natürlich eingefangen werden. „Wir haben da eine besondere Methode“, erklärt Dr. Michael Kaatz. Bei Mäharbeiten trauen sich die Störche ziemlich nah an die Mähfahrzeuge heran, da sie dabei schnellen Zugriff auf ihre Beutetiere haben. Dann kommt ein sogenannter Netzwerfer zum Einsatz, um die Störche unbeschadet zu fangen.

Das Anbringen der Nisthilfe

Inzwischen waren die Vorbereitungen für das Aufbringen der Nisthilfe auf dem Schornstein getroffen. Michael Bürger, Mitarbeiter im Landkreis Potsdam-Mittelmark, war mit einem Steiger gekommen. Auch Christian Kurjo, verantwortlich für den Artenschutz in der Behörde, wollte sich die Aktion nicht entgehen lassen. Die Nisthilfe wurde von der Metallbauforma Huyoff aus Brück angefertigt. „Das hat etwa sechs Stunden gedauert“, erklärte Konrad Huyoff, Sohn des Firmeninhabers. Das gesamte Gestell wiegt etwa 50 Kilogramm.

Gemeinsam mit Michael Bürger begab sich Konrad Huyoff also in luftige Höhen, um zunächst eine Metallschiene und schließlich die Nisthilfe auf dem Schornstein zu befestigen. Zu allem Überfluss regnete es auch noch während der Arbeiten. Ab und zu ein Regenschauer macht den Störchen eigentlich nichts aus, solange die Temperatur nicht extrem absinkt. Gefährlich wird es bei Dauerregen und Temperaturen unter 10 Grad, bestätigte Dr. Michael Kaatz. „Dann sitzen die Jungstörche im Matsch und teilweise sogar im Wasser, weil dieses nicht mehr ablaufen kann“, so Kaatz, „das ist dann lebensgefährlich für die Tiere.“ Insgesamt gesehen wird es wohl auch nicht allzu viele Jungstörche geben. „Einige Nester sind leer geblieben“, hatte Christian Kurjo feststellen müssen. Auch konnte man beobachten, dass Jungstörche aus dem Nest geworfen wurden. „Es wird nicht mehr sein als der Durchschnitt“, so Kurjo.

Nach dem befestigen der Nisthilfe wurde auch schon erstes Nistmaterial nach oben gebracht. Eva und Simon Heinitz, die Enkel von Bärbel Heinitz, hatten im Vorfeld auf der Wiese Reisig gesammelt. Dieses durften sie nun zumindest mit auf den Korb des Steigers laden. Dr. Michael Kaatz hatte dann die ehrenvolle Aufgabe, die dünnen Holzäste auf dem neu errichteten Nest zu verteilen.

Auch der RBB hatte Interesse an der Aktion. Ein Kamerateam war dabei, als die Nisthilfe angebracht wurde. Ausgestrahlt wir die Sendung am 19. Juli um 19:30 Uhr im RBB.

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