"Die Tote im Wannsee", KleinKunstWerk, Bad Belzig

KleinKunstWerk Bad Belzig: „Die Tote im Wannsee“ – Eine Krimilesung der anderen Art

Bad Belzig. Der Tag der Krimilesung im KleinKunstWerk ist gut gewählt. An diesem Tag hat Martin Gronwald, einer der größten Unterstützer des KleinKunstWerks und von Beruf Kriminalist, Geburtstag. Wer öfter mal im KleinKunstWerk vorbeischaut, der weiß, dass der große Blumenstrauß zu Beginn der Veranstaltung mehr als gerechtfertigt ist.

Als Hausherrin Gerlinde Kempendorff „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ von Heinz Gietz und Hans Bradtke anstimmt, ist es eine wunderbare Überleitung zur folgenden Krimilesung, die sich in die geballte Ladung Kunst einfügt, die es in dieser Woche im KleinKunstWerk zu erleben gibt. Viele Zuhörer würden gern mitsingen, was aber wegen Corona nicht geht:

Gerlinde Kempendorff, Martin Gronwald, KleinKunstWerk
Gerlinde Kempendorff gratuliert Martin Gronwald

“Nur mitsummel oder mit dem Finger mitschnipsen.”

„Echt knorke, dat Ding!“ meinte das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) über die „Die Tote im Wannsee“ von Lutz Wilhelm Kellerhoff. Auf der Bühne stellt sich der Autor Lutz Wilhelm Kellerhoff als Kunstmarke eines Trios heraus: Martin Lutz ist Journalist mit dem Spezialgebiet Polizeireportage. Sven Felix Kellerhoff kümmert sich das Historische. Und Uwe Wilhelm schreibt als Drehbuchautor und Schriftsteller die Dialoge. Doch bevor die drei das Rätsel aufklären können, wie man zu dritt einen Roman schreibt, liest Kempendorff gewohnt gekonnt und entsprechend gruselig den Beginn des Romans. Die Zuhörer erleiden zweieinhalb Seiten lang den Tod mit – aus Sicht des Opfers.

Welche Erleichterung, als Lutz ans Mikrofon tritt und im Plauderton zu erzählen anfängt, wie es zur Zusammenarbeit der drei Autoren kam. Alles eher Zufalls, obwohl es im Nachhinein wie eine glückliche Bestimmung wirkt. „Die Tote aus dem Wannsee“ verkauft sich gut. Am Anfang wollten Lutz und Wilhelm sich selbst mit einem Projekt aus einer Lebenskrise retten, und da es schon genügend Berlinführer gab, sollte es eben ein Krimi sein, der in den 60er Jahre in West-Berlin spielt. Als sie das Manuskript Kellerhoff zu lesen gaben, befand der:

„Liest sich gut, hat Power, aber es stimmt vieles nicht.“

Lutz und Wilhelm hatten mit Kellerhoff ihren richtigen Partner gewonnen:

„Der kann einem ohne nachzusehen erzählen, wann jemand vor 70 Jahren jemand anderen erschossen hat. Nicht nur den Tag, auch die Uhrzeit.“

Bald nun ist Weihnachtszeit

Falls du noch ein Geschenk suchst – “Die Tote im Wannsee” ist im Ullstein Verlag erschienen und der erste Teil der Reihe “Wolf Heller ermittelt”.

Der Kriminalroman kostet:

  • 16,00 Euro broschiert,
  • 8,99 Euro als E-Book und
  • 16,00 Euro gebunden.

Band 2 von “Wolf Heller ermittelt” ist bereits geschrieben und wird unter dem Titel “Teufelsberg” im Frühjahr nächsten Jahres erscheinen.

In diesem lockeren Wechsel aus Lesung und Bericht geht es weiter, wobei Kempendorff und Lutz einen Abschnitt sogar im Dialog lesen. Was eingangs einen Moment lang etwas langatmig wirkt, entpuppt sich als zunehmend faszinierendes Spiel aus Spannung und Entspannung, aus Lesung und Hintergrund. Man wird als Zuhörer mit Lesungshäppchen aus dem Roman angefüttert und darf gleichzeitig dessen Entstehung in der Retrospektive ein wenig nachvollziehen.

Ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst

Die Stadtwerke Bad Belzig unterstützen in Bad Belzig mehrere Vereine, darunter auch den KiM e.V. – Kultur im Mühlenhölzchen, der das KleinKunstWerk betreibt. Jetzt hat er eine unwiderstehliche Idee, um die Gewinnung neuer Kunden und die Unterstützung für das KleinKunstWerk zu verknüpfen:

  • Jeder mag mal auf seine Stromrechnung schauen. Wenn die günstiger ausfällt als das aktuelle Angebot der Bad Belziger Stadtwerke, dann zahlen diese zehn Euro an das KleinKunstWerk.
  • Fällt die eigene, bisherige Rechnung höher aus als das Stadtwerke-Angebot und man wechselt, dann erhält das KleinKunstWerk sogar 15 Euro. Dann haben alle etwas davon, der Kunde, die Kunst und das Energieunternehmen.

Lutz verfasst gewöhnlich das erste Dossier. Kellerhoff packt die Fakten bis ins letzte Detail dazu. Wilhelm schreibt filmreife Dialoge. Am Ende diskutieren und streiten die drei genregerecht „bis aufs Blut“. Die Figuren wirken authentisch und überzeugend. Für Lutz ist das ganze eine spannende Erweiterung seiner sonstigen Arbeit als Polizeireporter:

„Als Journalist bin ich immer besorgt, ob alles stimmt, was ich schreibe. Im Roman kann ich der Fantasie mehr Raum geben. Gleichzeitig sind die historischen Fakten und Hintergründe extrem genau.“

Dabei nutzen die drei Schriftsteller die Chance, dass viele der damaligen Zeitzeugen noch leben und befragt werden können. So konnte man damals als Polizist nicht einfach mal in der Zentrale nachfragen. Nur die wenigsten Polizeiautos verfügten über Funk. Stattdessen mussten die Beamten immer ein paar Groschen für die Fernsprecher dabei haben.

 

(v.l.n.r.: Martin Lutz, Sven Felix Kellerhoff, Uwe Wilhelm)

Mit einem kleinen, verblüffenden Spiel beziehen die drei das Publikum ein und stellen unsere Wahrnehmung der Realität gegenüber. Demnach trügt unsere Wahrnehmung der 68er-Bewegung wohl ein wenig, mehr soll hier aber nicht verraten werden. Der Applaus des coronagerecht ausgedünnten Publikums ist jedenfalls wie so oft im KleinKunstWerk „für drei“ – für die beiden mit, die keinen Platz mehr bekommen durften. In diesem Falle auch für drei Krimiautoren gleichzeitig.

Auch Dariusz Hostmann von den Bad Belziger Stadtwerken, der mit einem besonderen Angebot das KleinKunstWerk unterstützen will, ist begeistert:

„Sehr spannend. Manches wirkt improvisiert, ist aber ganz sicher professionell einstudiert.“

(Das Nacktfoto im Artikelfoto spielt auf ein berühmtes Foto aus der “Kommune 1” aus dem Jahr 1967 an)

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