Bad Belzig: Rückblick auf „Das kleine Format“ des Kunstvereins Hoher Fläming

Bad Belzig. Was hat der Kunstverein Hoher Fläming mit Tesla Chef Elon Musk gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Denn die Renovierung der Ausstellungsräume mit Unterstützung der Stadt und vielen fleißigen Handwerkern hatte etwa genauso lange gedauert, wie das herausstampfen einer Fabrik auf 60 Hektar Fläche. „Aber es hätte alles schlimmer kommen können, denkt man an den BER“, so Thomas Wernicke in seinen Begrüßungsworten zur Neueröffnung der Galerie am 23. Mai mit einem verschmitzten Lächeln. Aber eine Gemeinsamkeit gibt es: Die Träume. Während Musk jedoch in anderen Dimensionen träumt, nämlich von Flügen zu Mars, ist der Kunstverein bescheidener. Er träumt von lebendigen Ausstellungen in den neuen Räumen und von Besuchern, die nicht nur sagen: Als Postkarte würde ich die Arbeit ja kaufen. Die Mitglieder hoffen nun auf baldiges Ende aller Notbremsen und träumen von gemeinsamen Projekten, die helfen, die Welt ein klitzekleines Stück nachdenklicher und fröhlicher werden zu lassen.

Eröffnung

Corona hatte auch den Kunstverein ausgebremst, denn die  Ausstellung „Das kleine Format“, ist normalerweise im November und Dezember zu sehen. Aber die Zeit wurde sinnvoll genutzt. So gab es einen neuen Fußboden und die Wände sind wieder im Originalzustand. Auf Initiative von Architekt Mike Enzmann und Vereinsmitglied Ralph Hildebrandt wurden Vorstellwände angeschafft. Besonders die neue Lichtanlage fiel sofort auf, die Räume wirkten viel heller und so kamen die Kunstwerke auf besondere Weise zur Geltung. „Das alles zusammen macht den musealen Charakter der Räume aus und wir können den Werken etwas mehr Raum geben“, freute sich auch Susanne Kraißer über das Ergebnis.

Insgesamt wurden 49 Arbeiten aller 14 Vereinsmitglieder ausgestellt. Dabei arbeitete jeder in seinem Metier. Zu sehen waren Werke aus Malerei, Fotografie und Skulpturen. Und der Andrang zur Eröffnung Ende Mai im Gewölbe der Burg Eisenhardt zeigte, dass die Menschen auf Kultur gewartet hatten. Da nahmen sie auch die Wartezeiten in Kauf, denn coronabedingt durften sich in den Räumen nur eine begrenzte Anzahl an Menschen aufhalten. Zur Überbrückung hatte Brigitte Heßler für eine zünftige Maibowle gesorgt. Und Flashmobartig zeigten die Künstler, dass sie auch singen können, es erklangen Frühlingslieder.

Halina Hildebrand
Halina Hildebrand

Eine der Künstlerinnen ist Halina Hildebrand. Sie ist noch relativ neu im Verein und nun etwa ein knappes Jahr dabei. Die Kunstfotografin wohnt in Lehnsdorf und ist im Bereich Fotografie Autodidaktin. Vorher hatte sie eine Praxis für Naturheilverfahren, ehe sie sich voll aufs Fotografieren verlegt hat. Dabei steht hinter jedem ihrer Bilder ein Konzept. Halina Hildebrand fotografiert neben Aufträgen für Museen und Ausstellungen. Besonders liebt sie die Reisefotografie und hofft, dass die bald wieder fremde Orte in Augenschein nehmen kann. Für die Ausstellung hat sie sich etwas Besonderes einfallen lassen, nämlich die künstlerische Darstellung des Brandenburger Waldes. Betrachtet man die Fotos, scheinen die Stämme der Bäume durchsichtig zu sein. Das ist aber nicht etwa am Computer bearbeitet, sonder direkt mit der Kamera entstanden. Und zwar durch Mehrfachbelichtung. Dabei werden, vereinfacht gesagt, mehrere Fotos übereinander gelegt. Kein einfaches Verfahren. „Ich habe auch eine ganze Weile gebraucht, ehe das funktioniert hat“, lächelt Halina Hildebrand. Zwei weitere Fotos zeigen Eindrücke aus einem Kloster von einer Reise nach Myanmar.

Thomas Wernicke
Thomas Wernicke

Susanne Kraißers Metier sind Skulpturen aus Bronze. Für die Ausstellung hatte sie Miniaturen gestaltet. Es wirkte, als ob diese schweben, denn sie waren auf Kuben angebracht, die mit Echtrost beschichtet wurden. Schon der reine technische Prozess der Herstellung dauert etwa vier Wochen, die Formung und Entwicklung einer Skulptur mitunter mehrere Jahre. Dabei ist es ein Irrglaube, dass die kleineren Werke schneller gehen würden, eher im Gegenteil. Susanne Kraißer hat Kunst studiert und zwei Hochschulabschlüsse in Bildhauerei. Mit Bronze arbeitet sie seit mehr als 20 Jahren. Eine ihrer größeren Skulpturen zeigt eine Frau auf einem Kissen. Von weitem betrachtet hält man das Kissen für echt, so exakt ist es gearbeitet. Tritt man näher heran und berührt es, stellt man fest, es ist aus Metall. „Lässt man Wasser darauf tropfen, klingt es wirklich wie ein Kissen“, lächelte Susanne Kraißer, „aber wir fallen ja im Moment alle hart“. In den Fläming nach Bad Belzig hat es sie eher zufällig verschlagen, nachdem sie schon auf fast allen Kontinenten gelebt und gearbeitet hat.

Ab dem 20. Juni ist in der Galerie eine neue Ausstellung unter dem Motto “Ursprungskegel” zu sehen. Die Vernissage findet am Sonntag, den 20. Juni um 16 Uhr in der Galerie auf Burg Eisenhardt in Bad Belzig statt.

Rundgang durch die Galerie

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