Bad Belzig, Mauerstraße, Männleinleuchter

Bad Belzig: Archäologische Funde in der Mauerstraße erhellen ein weiteres Stück Stadtgeschichte

Bad Belzig. Interessiert hatten Einwohner von Bad Belzig in den vergangenen Wochen die Arbeit der Archäologen um Thomas Langer in der Mauerstraße verfolgt. Immer in der Hoffnung, dass den Altertumsforschern spannende Entdeckungen gelingen, die weitere Einblicke in die Vergangenheit der Stadt ermöglichen.

Mittlerweile sind die Arbeiten abgeschlossen und obgleich die Funde noch nicht vollkommen untersucht und ausgewertet sind, steht fest, dass im Rahmen der Grabung interessante Funde gemacht wurden.

Zu den bedeutendsten dürfte ein etwa sechs Zentimeter großes Metallteil gehören. Nach oben hin sich sanft weitend, hat es am unteren Ende ein kleines Schraubgewinde. Thomas Langer ist sich sicher, dass es Teil eines Kerzenleuchters war – eines so genannten Männleinleuchters aus dem späten Mittelalter. Im Zusammenhang mit dem Fund von mehreren Schlackebrocken, die an der Universität von Jena analysiert werden, vermutet er, dass sich auf dem genanntem Areal eine Werkstatt befunden haben könnte. Eine Werkstatt, in der handwerklich geschickte Menschen tätig waren, die wie die berühmten Nürnberger Rotschmiede, die Kunst der Messingproduktion und Bearbeitung beherrschten.

Von einer mächtigen Schicht Brandschutt begraben, überdauerten die auf eine Produktion hindeutenden Schlackebrocken mitsamt des Leuchterteils die Jahrhunderte. Die dunkle Erdschicht des Brandschutts spiegelt gleichzeitig ein furchtbares Ereignis wieder, dass fast alles Leben im Belzig jener Zeit auslöschte. Den großen Stadtbrand von 1636. Zu jener Zeit, der Dreißigjährige Krieg hatte sich zu einer europäischen Katastrophe ausgeweitet, wurde die Stadt in Schutt und Asche gelegt.

“Belzig muss damals in großer Blüte gestanden haben”, so Thomas Langer und sagt, an dieser Stelle – die alte Stadtmauer befand sich unweit der Grabungsfläche – mit so spannenden Funden nicht gerechnet zu haben. Der Experte vermutet, dass das Fragment des Leuchters bei der dem Stadtbrand vorangegangenen Plünderung verloren gegangen oder übersehen wurde und in dieser Folge im Brandschutt unterging.

Zu den Funden, die auf großen Reichtum und auf eine bedeutende Produktionsstätte bzw. auf eine gewerbliche Ansiedlung an dieser Stelle hinweisen, gehören auch Reste von Dachziegeln. Die Biberschwänze mit beachtlicher Stärke sind, so der Archäologe, deutlicher Beleg dafür. Genau wie die gelblich-braune Keramik mit grünen Tupfen. “In diesem Haus herrschte kein finsteres Mittelalter, sondern Esskultur”, so Langer über den Keramikfund, den er als “Malhornware” erklärt. Rinderhörner, aus deren Spitze ein Federkiel ragte, hatten die Altfordern zum Bemalen des Geschirrs verwendet. Weiter wurden u.a. Fundamentreste, mit Feldsteinen gepflasterte Bodenflächen, verkohlte Hölzer, Reste von grün glasierten Ofenkacheln und ein mittelalterlicher Brunnen freigelegt und dokumentiert.

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