Wiesenburg. Gerührt und mit feuchten Augen saß Ilse Mansfeld im Publikum des 30. Wiesenburger Chortreffens. Ihr „Baby“ ist inzwischen erwachsen geworden.
Die heute 91 jährige war kurz nach der Wende in den Ruhestand gegangen, aber es wurde ein Unruhestand. Zu dieser Zeit gründeten sich viele Vereine, auch im Bereich Tourismus. „Wir müssen in Wiesenburg auch etwas machen“, sagte Ilse Mansfeld, und so gründeten sie mit mehreren Mitstreitern wie Heidi Opitz und Walter-Julius Stolte den Fremdenverkehrsverein Wiesenburg/Mark. Letzterer übernahm den Vorsitz, Heidi Opitz fungierte als Schriftführerin und Ilse Mansfeld sorgte dafür, dass die Finanzen stimmen.
Jetzt mussten aber auch Veranstaltungsideen her. Da sich fast gleichzeitig viele Chöre als Verein gründeten, kamen sie auf die Idee: wir machen einfach ein Chortreffen. Das Interesse war von Anfang an groß, schon das erste war ein voller Erfolg. „Mein Ziel war, es zu einer Tradition werden zu lassen“, so Ilse Mansfeld:
„Ich bin froh, das erreicht zu haben.“
Bei diesen Worten schluckte sie ein paar Tränen hinunter. Es gibt viele schöne Erinnerungen. Da Anfangs ein kleiner Eintritt genommen wurde, konnte man die Besucherzahlen genau nachvollziehen. „Wir hatten mal 654 Besucher und 390 Chormitglieder, also fast 1000 Leute auf dem Schlosshof“, erinnert sich Ilse Mansfeld. Auch tief im Gedächtnis eingeprägt ist der Auftritt einer Solosängerin des Dessauer Theaters, welche das Ave Maria sang und damit bei allen Gänsehaut hinterließ.
Aber all das wäre nicht möglich gewesen ohne viele fleißige Helfer. Ganz besonders würdigte Ilse Mansfeld die Bereitschaft des Wiesenburger Bauhofs. Ohne den wäre nichts gelaufen, sagt sie. Auch konnte sie sich immer auf die Unterstützung der Gemeinde verlassen. Die Eintrittsgelder kamen immer zu 100 Prozent den Helfern zugute.
Da es ein Jubiläum war, was eigentlich schon vor zwei Jahren hättet stattfinden sollen, gab es im Anschluss noch eine kleine Feier mit Kaffee und Kuchen. Dazu waren sowohl Sänger als auch frühere und aktuelle Helfer und Unterstützer eingeladen. Für alle, die sich für das Chortreffen in der Vergangenheit engagiert habe und diejenigen, ohne die auch heute nichts läuft, hatten Barbara Klembt und Norbert Hesse Blumen und ein kleines Präsent parat. Außerdem wurden wieder Ehrenamtler geehrt. Wie schon zum Blumenmarkt erhielten dieses Mal Grit Pfeiffer und Melitta Kube die Ehrenamtskarte des Landes Brandenburg.
Aber vorher wurde natürlich ausgiebig gesungen. Sieben Chöre waren gekommen. Die ersten Proben fanden noch unterm Regenschirm statt, aber dann hatte Petrus ein Einsehen. Eröffnet wurde traditionell von den Jagdhornbläsern und auch das Jugendblasorchester war wie immer dabei. Bei seinen Klängen schwangen die ersten sogar das Tanzbein.
Besonders gefreut haben sich Sänger und Gäste über den Auftritt des Schulchors der Wiesenburger Grundschule. Musiklehrer Detlef Metzner versucht seit 2018, Jungen und Mädchen für den Chorgesang zu begeistern. Mit Erfolg, denn die Jungen und Mädchen waren mit viel Spaß und Freude bei der Sache. Und schüren so die Hoffnung, dass es mit dem Nachwuchs doch nicht so schlecht bestellt ist, wie vermutet. Für viele ist das Wiesenburger Chortreffen der Höhepunkt des Jahres. Wie für Friedrich Giese, der den Gesangsverein „Concordia“ aus Loburg leitet. „Ich habe in den 30 Jahren nur zweimal gefehlt“, sagt er nicht ohne Stolz. Der gemeinsame Gesang der Brandenburg Hymne bildete den musikalischen Abschluss.
(Artikelfoto: Schulchor der Grundschulae am Park in Wiesenburg beim Chortreffen)
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