Gärtnern im Zeichen des Klimawandels
Raben. Den Klimawandel bekommen auch die Kleingärtner zu spüren. Die warmen Jahre haben extrem zugenommen. Das zeigt sich vor allem in Europa, aber auch Mittelasien. In Deutschland liegen wir schon zwei Grad über dem langjährigen Mittel. Zusätzlich ist in der norddeutschen Tiefebene der Boden eh sehr trocken. Im vergangenen Jahr hatten wir sage und schreibe 1993,8 Sonnenstunden und nur 417 mm Niederschlag laut Wetterstation Wiesenburg. Das Klima gerät aus den Fugen. Aber jeder einzelne kann etwas dazu beitragen, den Klimawandel zu stoppen. Global denken – lokal handeln ist auch der Grundsatz von Gärtner Franz Heitzendorfer. Er selbst reduziert Autofahrten, fliegt nie, achtet auf nachhaltigen Konsum, lebt weitestgehend fleischlos und wenn er kaufen muss, was der eigene Biogarten nicht hergibt, sind es Bioprodukte.
Was aber nun tun als Kleingärtner? Am vergangenen Sonntag zur Samentauschbörse im Naturparkzentrum Raben gab Franz Heitzendorfer Wertvolle Tipps und Hinweise zum Gärtnern unter den veränderten Bedingungen. Der studierte Gärtner hat schon mehrmals Vorträge in Raben gehalten, die jedes Mal sehr gut besucht waren. So auch diesmal, weil auch viele unangemeldete Gäste kamen.
Ein Gemüsegarten geht auch bei Franz Heitzendorfer nicht ohne Wasser. Am idealsten wäre eine Solarpumpe mit Tröpfchenbewässerung, aber auch das Auffangen von Regenwasser hilft schon. Er empfiehlt das Gießen am frühen Morgen, damit die Blätter über den Tag abtrocknen können. Gehen sie feucht in die Nacht, sind sie eine Brutstätte für Pilze. Bei Kürbisgewächsen sollte auch unter Mittag gegossen werden, wenn man sieht, dass die Blätter herunter hängen. So können diese sich wieder aufrichten und besser Photosynthese betreiben. Im Garten selbst kann das Wasser durch verschiedene Beetanlagen besser gespeichert werden. Geeignet sind Hügelbeete mit Mischkultur und auch Kraterbeete. Im Internet gibt es viele Anleitungen dazu. Auch wenn bei Hügelbeeten die Oberfläche trocken scheint, die Feuchtigkeit hält sich innen länger. Heitzendorfer rät zur Kompostierung von Abfällen, um so wertvollen Humus selbst herzustellen, denn die Natur kennt keinen Abfall und verwertet alle natürlichen Reste. Dann brauche man kaum noch gekaufte Erde. Sollte dies trotzdem nötig sein, dann bitte welche ohne Torf. Der Torfabbau trägt immerhin 10% zum Klimawandel bei.
In Obst- und Ziergärten kann man auf Pflanzen ausweichen, die besser mit Trockenheit zurechtkommen. Auch die Pflanzung in Ringen mit Größenunterschieden ist hilfreich, wie bei einer Obstbaumlebensgemeinschaft. Hierbei wird in Ringen von etwa einem Meter gepflanzt und abhängig von der Himmelsrichtung. So können zum Beispiel Bäume und Sträucher die anderen Pflanzen vor zu großer Sonneneinstrahlung schützen.
Für den Ziergarten arbeitet sich Franz Heitzendorfer gerade durch ein Buch über die Kultivierung von Gärten von Walhfried Strabo. Der Mönch und Botaniker hatte sich bereits im 9. Jahrhundert mit Pflanzen und deren Anbau unter verschiedenen klimatischen Bedingungen beschäftigt. Aus diesem Werk kann man heute noch lernen, sind dort doch Pflanzen aufgeführt, die sehr gut mit Trockenheit zurechtkommen. Dazu gehören viele Kräuter wie Salbei, Lavendel, Rosmarin, Thymian und Oregano. Auch das Bergbohnenkraut ist sehr beliebt. Franz Heitzendorfer hat dieses nicht nur für die Suppe, sondern auch als Dachbegrünung benutzt. Ein weiterer Vorteil, all diese Pflanzen ziehen Insekten an. So kann es auch in trockenen Zeiten blühen.
Aber natürlich wurde auch wieder fleißig getauscht. Da der Vortrag etwas länger dauerte, standen die Leute schon Schlange vor der Tür mit ihren Körbchen und Samentüten. Dann herrschte Gedränge am langen Tisch, aber fast jeder wurde fündig.
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