Niemegk: Der Heilige Geist und die Mühle

Niemegk. Was hat Pfingsten mit der Mühle zu tun? Warum erklingt beim Gottesdienst an der Niemegker Mühle zu Pfingsten eine Weihnachtsmelodie? Pastor „Neunmalklug“ Daniel Geißler weiß die Antwort. Zum Mühlentag hält er traditionell einen Freiluftgottesdienst ab.

Ursprünglich geht Pfingsten wohl auf das jüdische Fest Schawuot zurück, es wurde die erste Weizenernte des Jahres gefeiert – und der Weizen dann natürlich in einer Mühle zu Mehl gemahlen. Dafür kamen auch zahlreiche Pilger nach Jerusalem. Nach einer Apostelgeschichte in der Bibel fegte ein Wind über die versammelten Gläubigen und sie konnten in Fremdsprachen predigen: Sie waren erfüllt vom Heiligen Geist, der sie ermutigte und befähigte, die Frohe Botschaft zu verkünden.

Dieses Ereignis gilt als Ausgangspunkt für das missionarische Wirken der Jünger Jesu und ist damit ein zentraler Punkt im Christentum, der es zum Beispiel vom Judentum unterscheidet, das keine aktive Mission kennt.

Später hat sich das Fest geändert in das Fest der zehn Gebote. Dazu wurden zwei Brote in Form der Gesetzestafeln gebacken, die Gott Moses auf dem heiligen Berg übergab. Eins der Brote für die Menschen selbst, eins für deren Gäste.

Pfingsten ist die Zeit, an der Gott laut Bibel den Heiligen Geist auf die Erde schickte. „Gott schenkt uns das, was wir brauchen, die Kraft, die in Jesus war, die richtigen Worte, die alle verstehen können“, so Pfarrer Daniel Geißler in seiner Predigt, „jedes Brot, dass wir haben, ist ein Geschenk, deshalb teilen wir es.“

Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, der dem christlichen Glauben zufolge alle Gläubigen weltweit erfüllt und verbindet und gilt als Geburtstag der Kirche. Und das wird auch mit Liedern gefeiert. Aber mit einem Weihnachtslied? „Oh Du fröhliche“ kennen die meisten nur aus der Weihnachtszeit. Weniger bekannt ist, dass das Lied eigentlich aus neun Strophen besteht, drei für Weihnachten, drei für Ostern und drei für Pfingsten. „Eine ehemalige Orgelschülerin hatte sich einmal geweigert, die Melodie bei 24 Grad zu spielen“, erinnert sich Daniel Geißler schmunzelnd. Und auch in den Liederbüchern stand selbst das Weihnachtslied früher nur im Anhang. Als geistliches Volkslied, aber nicht für den Gottesdienst geeignet. Als Beweis hatte er ein altes Gesangsbuch von 1912 dabei.

Aber Pfingsten finden in Brandenburg auch traditionell die Mühlenfeste statt. Auch die Niemegker Mühle, Großkopfs Turmwindmühle, konnte mit ihren alten Gerätschaften besichtigt werden. Und die Mühle hatte einen ganz besonderen Gästeführer, den sechsjährigen Linus. Er ist im Mühlenverein und dort hatte man ihm erklärt, wie die alte Mühle früher funktioniert hat. Völlig unaufgeregt begrüßte der Knirps jeden Neuankömmling und führte ihn über 3 Etagen bis ganz nach oben. Dabei erklärte er die verschiedenen alten Geräte und Maschinen. Auch die Schlafkoje des Müllers war zu sehen. Sie wirkte fast wie eine Puppenstube, ein Zeichen, dass die Menschen früher noch nicht so groß waren. Jetzt fühlt sich dort die Mühlenkatze heimisch.

Im Freien fanden sich viele Gäste ein, die oft das schöne Wetter für eine Radtour nutzten. Dort konnten sie sich stärken und auch ein frisches Brot von Bäcker Gericke aus Bad Belzig mit nach Hause nehmen.

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