Wiesenburg/Mark. Strategisches Regionales Entwicklungskonzept – genannt SREK – was für ein Wort. Da hört sich „Neues Leben und Arbeiten im ländlichen Raum“ schon verständlicher an.

Und um das geht es in der Gemeinde Wiesenburg/Mark und der Vorhabenregion mit den Partnerkommunen Görzke, Rabenstein, Planetal, Bad Belzig und Coswig/Anhalt (Thiessen).
Alle Partnerkommunen und die ländlichen Gemeinden Brandenburgs, haben viele Gemeinsamkeiten in ihren Herausforderungen und Aufgabenbewältigungen. Da macht es durchaus Sinn, zukünftig wieder mehr in den Austausch zu gehen, zu kooperieren, sich zu unterstützen und die Entwicklung der gesamten Region im Blick zu haben. Aber für alle Vorhaben braucht es ein Konzept und eine Planung – und die kostet Geld.
Deshalb ist die Verwaltung sehr rührig und bemüht, immer wieder Fördermittel aus den verschiedensten Töpfen zu akquirieren. Bisher hatten sich für das SREK größere Städte beworben, Wiesenburg war von Anfang an der „Underdog“, denn sie ist die kleinste Verwaltungseinheit im Förderprogramm. Außerdem ging man in Wiesenburg auch einen besonderen Weg der Regionalentwicklung, der letztlich mit dem Zuwendungsbescheid für eine Förderung im Nachrückerverfahren belohnt wurde.
Anne Eilzer, „die rechte Hand des linken Bürgermeisters“ und Moderatorin der gesamten Veranstaltung, denkt an die vielen erstellten Berichte in diesem Zusammenhang. Auch der Finanzplan wurde unzählige Male geändert. Das funktionierte jedoch nur als hervorragende Teamleistung der gesamten Verwaltung. Demnach gehörte Wiesenburg/Mark zu den 15 Modellkommunen in Deutschland, die mit einer Förderung ein Konzept für die strategische regionale Entwicklung für die Region erstellen konnten und an der Fortschreibung am Prototypen arbeiten. Der Zuwendungsbescheid für die Folgeförderung wird im Laufe des Monats erwartet. So können in den nächsten 2,5 Jahren dann bereits im SREK integrierte Projekte konkreter beplant werden.

Das findet auch an höherer Stelle Anerkennung und Bewunderung. Dr. Georg Dybe, Referatsleiter für Regierungsplanung, Koordinierung. Hauptstadtregion und Regionalentwicklung der Staatskanzlei verwies dabei nicht nur auf das zunehmende Wechselverhältnis mit Berlin, sondern betrachtet das Ganze auch als Schnittstelle zu Sachsen-Anhalt. Das insbesondere im Bereich Tourismus und vor allem bei der Bahnverbindung durch den RE7. Günter Baaske, Landtagsabgeordneter und langjähriger Wegbegleiter der Gemeinde, wies vor allem darauf hin, dass Wiesenburg sich rechtzeitig die Grundstücke der Industriebrachen gesichert hat und dadurch nun handlungsfähig ist.
Dr. Peter Dehne, Professor an der Hochschule Neubrandenburg, hat das Projekt von Anfang an begleitet und immer wieder festgestellt: nicht alles ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn Wiesenburg hat nicht das aus dem Potential gemacht, was man sich vorgestellt hat, sondern etwas ganz anderes. Das Besondere, was er in seiner Rede würdigte, ist, dass man hier immer ein Konzept im Kopf hatte und es ein mutiges Flächenmanagement gibt. Zusätzlich bemüht sich Wiesenburg/Mark stets, umliegende Gemeinden einzubinden und auch überregional zu denken.
Wichtig für Bürgermeister Marco Beckendorf ist vor allem, die Bevölkerung mitzunehmen und zu informieren. Deshalb gibt es den Flyer, in dem kurz und knapp erläutert ist, welche Vorhaben geplant sind in der Touristerei. Die digitale Variante und wer sich spezieller informieren möchte, kann dies unter: https://www.srek.wiesenburgmark.de/ tun. Dort sind sämtliche Punkte mit konkreten Informationen unterlegt.
Matthias Braun von der Verwaltung gab einen kurzen Überblick über das was bereits passiert ist bzw. was in naher Zukunft geplant ist. So entwickelte sich die ehemalige Drahtzieherei recht gut. Auf 50.000 m² Fläche siedeln sich vor allem kleine Unternehmen an. Das Gelände hat schon über 40 Nutzer und es werden mehr, denn die Mieten sind im Gegensatz zu Großstädten wie Berlin moderat. Auch das KoDorf steht in den Startlöchern.

Nach einer Podiumsdiskussion, in der „Zuzügler“ über ihre Erfahrungen in ländlichen Raum berichteten, hatten die Gäste der Veranstaltung die Möglichkeit, sich die verschiedenen Projekte in Wiesenburg und im Gemeindegebiet anzuschauen. Gleichzeitig wurde die Veranstaltung genutzt, um die neue Ausstellung in der Kunsthalle zu eröffnen. Fotograf Wolfgang Lorenz hat sich auf Spurensuche in den Industriebrachen der Gemeinde begeben und sie großformatig dargestellt. Einige würden sie als Lost Places bezeichnen, aber in diesem Fall sind sie wohl eher Future Places.
Dr. Peter Dehne brachte es letztlich auf den Punkt: Zuzug ist für das Land extrem wichtig, aber auch eine große Herausforderung auf Grund der unterschiedlichen Lebensweisen. Deshalb ist es wichtig, miteinander zu reden und dass die „Neuen“ sich engagieren. Aber alles braucht auch seine Zeit.
Wer ein Hochhaus bauen will muss sich lange am Fundament aufhalten – diese Aussagen passt haargenau zur derzeitigen Situation.
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