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Wo komm ich her – was soll ich hier – Ausstellung von Thomas Wernicke in Bad Belzig

Bad Belzig. Pünktlich zum Kunstbummel und zur Burgfestwoche in Bad Belzig gibt es auch vom Kunstverein Hoher Fläming eine neue Ausstellung auf der Burg Eisenhardt: Zwischenwelten – Wernicke und Freunde.

Eigentlich ist es eine fast ganz persönliche Ausstellung von Thomas Wernicke, die er sich quasi zu seinem 70. Geburtstag geschenkt hat. Mit ihr wirft er einen kritischen Blick auf seine und unsere Existenz. Sehr beeindruckend in diesem Zusammenhang ist eine Videoinstallation mit ihm selbst in der Hauptrolle, zu der die Musikkünstlerin Vera Pulido die Musik geschrieben hat. Zusammengerollt wie ein Embryo im Mutterleib liegt Thomas Wernicke auf einer Wiese und fragt sich: was soll ich auf dieser Welt, mich hat niemand gefragt, ob ich da sein will. Das Video erklärt auch seinen im Moment raspelkurzen Haarschnitt.

Die Ausstellung hat Thomas Wernicke gemeinsam mit seinen Kunstfreundinnen Kathrin Pionschek und Doris Buhss gestaltet. Irgendwie zieht sich die Zahl „Sieben“ durch alles. So gibt es „Das Buch der sieben Siegel“ zu sehen, zumindest den ersten Teil. Gestaltet wurde die Installation von Doris Buhss, der zweite Teil ist in der Marienkirche zu sehen.

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Bockwurstpappe als Postkarte

Die drei Künstler haben an der gleichen Uni, der Humboldt-Universität Berlin, studiert, wenn auch in verschiedenen Jahrgängen. Sie haben also eine gemeinsame künstlerische Herkunft. Schon in Berlin arbeiteten sie zusammen, trafen sich oft, um sich auszutauschen. Als Thomas Wernicke in den Fläming zog, sah man sich nicht mehr so oft.

„Schreib mir doch mal“, sagte Kathrin Pionschek zu ihm. „Daraus ist eine regelrechte Obsession geworden“, schmunzelte Thomas Wernicke. Mindestens zweimal pro Woche wurden Karten hin und her geschickt. Inzwischen sind etwa 900 Karten im Laufe von sieben Jahren zusammengekommen. Und das sind nicht etwas ganz normale Ansichtskarten. Jede einzelne ist liebevoll selbst gestaltet. Da mussten auch mal ungewöhnliche Papiere herhalten, wie zum Beispiel eine Bockwurstpappe. Diese kam auch ohne weiteres an. Andere seltsame Formate passten nicht in das Schema der Post. Diese erhielt Thomas Wernicke in einer Plastiktüte verpackt mit einem Aufkleber versehen. Er musste sie von der Post abholen und natürlich nachzahlen. 600 dieser individuellen Karten sind in der Ausstellung zu sehen. Vor kurzem gab es im „Lüka“ in Lübnitz sogar eine Lesung, auf der die Künstler die Karten vorlasen. Eine weitere Lesung ist in Berlin geplant.

Eine weitere Wand ist ganz besonderen Ereignissen gewidmet. Thomas Wernicke hat aus jedem seiner Lebensjahre ein Ereignis der Weltgeschichte ausgewählt mit Foto und Text. Was für manche Besucher zu politisch war, weckte bei anderen Erinnerungen. „Es passieren so viele Dinge auf der Welt, auf die wir keinen Einfluss haben“, so Thomas Wernicke und will damit zum Nachdenken anregen. Diese Arbeiten sind eine Recherchearbeit für ein Buch, welches er plant.

In der Mitte des Raumes ein kleiner Tisch mit einer alten Schreibmaschine – ja, Computer gab es anfangs noch nicht. Daneben ein Buch mit der Aufschrift „2009“. Darin 365 Zeichnungen – Thomas Wernicke hat an jedem Tag ein Bild gemalt und diese nun zusammengefasst. Dazu hat er die Bilder kopiert und auf ein einheitliches Format gebracht. Gebunden hat es ein Buchdrucker nach alter Methode.

Die Fensterwand ist seinen zwölf Enkelkindern im Alter von einem bis zwanzig Jahren gewidmet. Sie haben ihren Opa gezeichnet und das mit erstaunlichen Ergebnissen. “Dafür habe ich ihnen auch stundenlang Modell gesessen“, sagte Thomas Wernicke.

Die Ausstellung ist noch bis zum 6.10.2024 zusehen, Öffnungszeiten der Galerie sind Samstag und Sonntag von 12 bis 17 Uhr.

Bilder einer Ausstellung

(Artikelfoto: v.l.n.r. Doris Buhss, Thomas Wernicke und Bernadette Arnaud)

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Eine Antwort

  1. Das hat die Eva aber gut beschrieben. Ich kann mir vorstellen, dass auch die Lesungen für unsere Fläming-Seniorengruppen ein besonders interessantes Erlebnis wären.

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