Wiesenburg/Mark. Fünfundfünfzig Jahre ist der Kamerad Manfred Zehnsdorf in der Freiwilligen Feuerwehr Wiesenburg tätig. Deshalb wurde er für die Verleihung Ehrenzeichen im Brand- und Katastrophenschutz in Silber am Bande vorgeschlagen. Die Auszeichnung erhielt er vom Innenminister persönlich.
Gemeindewehrführer Jens Uwe Werner erinnert sich:
„Wenn ich an Manfred Zehnsdorf denke, dann fallen mir auf Anhieb zahlreiche Geschichten ein, die Manfred Zehnsdorf in dem letzten halben Jahrhundert erlebt hat. Eine Geschichte ist den Kameraden und Kameradinnen sowie mir ganz besonders in Erinnerung geblieben. Natürlich ist es eine Einsatzgeschichte. Zusammen mit anderen Einsatzmitteln der Gefahrstoffeinheit des Landkreises Potsdam- Mittelmark ging es auf die Bundesautobahn 24, um einen hochgefährlichen Gefahrstoff aufzufangen und umzupumpen, der aus einem Lastwagen austrat.
Hauptakteur dieser Geschichte war nicht der austretende Gefahrstoff, sondern unser Kamerad Manfred Zehnsdorf. An diesem Tag war Manfred Zehnsdorf Maschinist unseres damaligen Löschgruppenfahrzeugs 16/TS. Die Kameraden und Kameradinnen unserer Ortsfeuerwehr wurden an der Einsatzstelle und im Bereitstellungsraum benötigt. Für Manfred Zehnsdorf gab es an unserem Fahrzeug nicht viel zu tun. Was an der Einsatzstelle genau passiert war, wusste er nicht. Doch wissen wollte er es schon. In diesem Augenblick kam ihm die Idee.
Manfred Zehnsdorf betrat kurzerhand die örtliche Autobahnpolizeiwache auf dem Rastplatz und verlangte, sofort über das Geschehen an der Einsatzstelle informiert zu werden. Sein charmantes Auftreten und seine direkte Ansprache halfen ihn dabei, seinen Plan umzusetzen. Kaum ausgesprochen eilten einige Kollegen der Polizei zu Hilfe und versorgen Manfred Zehnsdorf mit allem was er wissen wollte und benötigte.
Kurz nach seiner Rückkehr kamen die ersten seiner Kameraden und Kameradinnen aus dem Bereitstellungraum zurück zum Fahrzeug. Unwissend darüber, was an der Einsatzstelle genau vorging, fragten sie Manfred Zehnsdorf, ob er mehr wüsste. Lächelnd präsentierte Manfred Zehnsdorf seine Beute und stellte anhand von Bildern, Luftaufnahmen sowie Karten die Einsatzstelle ein zu eins dar. Wenn einer immer gut informiert war, dann war es mit Sicherheit unser Kamerad Manfred Zehnsdorf. Ich glaube die Geschichte zeigt ganz anschaulich, welch ein Typ Manfred Zehnsdorf war und noch immer ist.“
Manfred Zehnsdorf trat 1969 in die Ortsfeuerwehr Wiesenburg der damaligen Gemeinde Wiesenburg ein. Er absolviert seine Grundausbildung, bildete sich regelmäßig weiter und wurde in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zur Führungskraft ausgebildet. Noch vor dem Mauerfall wurde Manfred Zehnsdorf zum stellvertretenden Ortswehrführer der Ortsfeuerwehr Wiesenburg ernannt.
Die Zeit bis zum Mauerfall war fast ausschließlich von Brandeinsätzen geprägt. Manfred Zehnsdorf war bei vielen Bränden dabei, ob es die zahlreichen Waldbrände waren oder einzelne Häuser ,oder ob ganze Stallanlage gebrannt haben. Mit der Wende änderte sich schlagartig das Einsatzgeschehen. Zu den Bränden, die in den ersten Jahren nach der Einheit nicht weniger wurden, kamen zusätzlich Einsätze aus dem Bereich der Technischen Hilfe dazu. Das Einsatzgeschehen hatte sich viel auf die Bundes-, Landes- und Kreisstraßen verschoben. Neben Fahrzeugbränden mussten regelmäßig Personen aus verunfallten Fahrzeugen gerettet und leider auch viel zu viele Personen tot geborgen werden.
Manfred Zehnsdorf hat die Veränderungen „live“ mitbekommen und musste sich auf die neuen Herausforderungen einstellen. 1993 wurde Manfred Zehnsdorf Ortswehrführer der Ortsfeuerwehr Wiesenburg, die Teil der Amtsfeuerwehr Wiesenburg/Mark war. Seine Amtszeit betrug zwölf Jahre, in denen er für die Geschicke der Ortsfeuerwehr verantwortlich war. In diesen Jahren hatte sich nicht nur das Einsatzaufkommen der Feuerwehr verändert, auch der Fuhrpark der Ortsfeuerwehr musste an die neuen Herausforderungen angepasst werden. In seiner Amtszeit wurden der Ortsfeuerwehr ein Löschgruppenfahrzeuge und ein Gerätewagen Dekontamination vom Bund, ein Tanklöschfahrzeuge vom Land sowie ein Vorausgerätewagen in Dienst gestellt. Neue Fahrzeuge benötigten auch neuen Platz. Folgerichtig für Manfred Zehnsdorf war, dass er den Neubau des Gerätehauses im Borner Weg vorantrieb und 1995 den Schlüssel überreicht bekam.
Sein größter Erfolg in der Zeit waren jedoch nicht die neuen Fahrzeuge oder das neue Gerätehaus. Manfred Zehnsdorf ist es gelungen, die erste Jugendfeuerwehr in Wiesenburg zu gründen. Von nun an wurden Jugendliche unter anderem im Wettkampfsport und in der Technik und Feuerwehrarbeit unterrichtet. Viele der jetzigen aktiven Einsatzkräfte wurden über die Jugendfeuerwehr und Manfred Zehnsdorf für die Feuerwehr begeistert und ehrenamtlich aktiv. Mit der Gründung der Jugendfeuerwehr legte Manfred Zehnsdorf den Grundstein für den Erhalt der Feuerwehr in Wiesenburg.
Seine Arbeit als Ortswehrführer war wichtig für die Entwicklung der Feuerwehr im Ort. Doch auch im Landkreis übernahm Manfred Zehnsdorf wichtige Funktionen in der Gefahrstoffeinheit und als Zugführer des 5. Zuges der Brandschutzeinheit bis zu dessen Auflösung. Diese Zeit mit der neuen Führungsverantwortung war anstrengend und spannend zu gleich. Es kam viele neue Themen, wie Hochwasser, große Wald- und Flächenbrände, Gefahrstoffeinsätze, auch weit über die Grenzen des Landkreises hinaus, hinzu.
Etwas ganz besonderes war die Kältewälle 1996. Über Wochen wurden mit dem damaligen neuen Tanklöschfahrzeug die Einwohner und Einwohnerinnen des Amtes Wiesenburg/Mark mit Trink- und Frischwasser versorgt. Fast im gesamten Amtsgebiet waren die Wasserleitungen eingefroren, und ohne die Unterstützung der Feuerwehr gab es kein Trinkwasser. Manfred Zehnsdorf leistet bis heute seinen Dienst in der Feuerwehr. Mit Zustimmung des Brandschutzträgers übernimmt er das eine oder andere Mal die Funktion des Maschinisten und trägt für Mannschaft und Fahrzeug Sorge. Durch seine Unterstützung sogt Manfred Zehnsdorf dafür, dass insbesondere die Tageseinsatzbereitschaft gestärkt wird und sich die jüngeren Einsatzkräfte um die Brände oder Hilfeleistungen kümmern können.
Jeder andere würde mit dem Alter ruhiger werden, jedoch nicht Manfred Zehnsdorf. Die „heißen“ Einsätze sind für ihn zwar deutlich weniger geworden, dafür steigen die Einsätze für den Garant K 30 der Ortsfeuerwehr Wiesenburg. Der K 30 ist eines der ersten Fahrzeuge der Ortsfeuerwehr. Der K 30 ist für Manfred Zehnsdorf und einen Teil der Alters- und Ehrenabteilung eine Leidenschaft geworden. Zusammen sorgen sie dafür, dass das Traditionsfahrzeug den künftigen Generationen erhalten bleibt.
Das Wirken und Tun von Manfred Zehnsdorf kann man als herausragend beschreiben. Seine Ruhe, Gelassenheit und Freundlichkeit runden seine Person ab. Manfred Zehnsdorf ist ein Vorbild. Eins das zeigt, wie wichtig das ehrenamtliche Engagement für die Gesellschaft und auch die Gemeinschaft in der Feuerwehr sind.
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