Görzke. Eigentlich ziehen Politiker bereits nach 100 Tagen eine erste Bilanz. Aber auch nach mehr als 200 kann man schon mal zurückschauen.
Das tat auch Anne Eilzer. Sie lenkt seit den Kommunalwahlen im Juni die Geschicke des Töpferortes Görzke. Und hat damit auch eine große Verantwortung übernommen. Verwaltungsvorgänge sind ihr durch ihre Tätigkeit in der Gemeinde Wiesenburg/Mark zwar gut bekannt, aber im Amt Ziesar sind die Strukturen anders. Dort gibt es eigenständige Gemeinden, jede hat ihren eigenen Haushalt und ein eigenes beschließendes Gremium. So kann über die verschiedensten Dinge eigenständig entschieden werden. Alles, was nicht selbst geleistet werden kann, wird dem Amt übergeben, dafür wird eine Amtsumlage gezahlt. Das macht einiges leichter, aber die Verantwortung wird auch größer.
Sie trägt die Verantwortung für die Entwicklung ihrer Gemeinde und bestimmt mit ihrem Engagement das Tempo. Dabei kommt es auf eine enge Abstimmung mit dem Amtsdirektor an, der die rechtliche Verantwortung für das Verwaltungshandeln trägt. Hinzu kommt, dass Anne Eilzer ab 2025 mit einem vorläufigen Haushalt arbeiten muss, was an nicht vorhandenen Jahresabschlüssen liegt. „Das bremst mich aus, und es ist nicht alles so möglich, wie ich es mir wünschen würde“, so Anne Eilzer.

Als sich Anne Eilzer zur Wahl stellt, hatte sie schon auf einen Sieg gehofft. Mit dieser Eindeutigkeit hatte sie jedoch nicht gerechnet, denn es gab wegen ihrer Tätigkeit in der Gemeinde Wiesenburg/Mark durchaus Skeptiker. Die Gemeindevertretung Görzke besteht aus zehn Mitgliedern, von denen acht aus der eigenen Wählergruppe kommen. Das ist natürlich von Vorteil. Aber auch die anderen werden effektiv eingebunden. „Wir werden gerade zum Team“, freut sich Anne Eilzer.
Zuerst hat sich Anne Eilzer ein gutes Arbeitsumfeld geschaffen. Das Büro hat sie renoviert und neu gestrichen. Auch den alten Panzerschrank hat sie aufgearbeitet. Ein Internetanschluss war notwendig, ebenso Telefonanlage und Computer für ein zeitgemäßes arbeiten. Derzeit ist Anne Eilzer immer noch mit dem Aussortieren alter Unterlagen beschäftigt. „Da sind Unterlagen dabei, bei denen seit zwanzig Jahren die Aufbewahrungsfrist abgelaufen ist“, sagt sie. All das muss aus Datenschutzgründen fachgerecht entsorgt werden, was Kosten mit sich bringen wird. Andere Dinge gehen ins Kreisarchiv. Zusätzlich hat Anne Eilzer das Gefühl, dass im Moment in den gemeindeeigenen Objekten viel kaputt geht. Einen so großen Investitionsrückstau hatte sie nicht erwartet.
Aber insgesamt war der Start für Anne Eilzer doch sehr positiv. Alle waren sehr hilfsbereit, standen zu Beginn mit kleinen Geschenken und guten Worten vor der Tür des Büros. Das Wichtigste sieht Anne Eilzer darin, viel mit den Leuten zu reden, egal ob es große oder kleine Probleme sind. Jeden Donnerstag können die Einwohnerinnen und Einwohner von 14:30 Uhr bis 18:00 Uhr zur Sprechstunde kommen und ihre Sorgen und Nöte vorbringen. Wie ist das zeitlich zu schaffen neben dem Job? Es wird wohl darauf hinaus laufen, dass Anne Eilzer ihre Arbeitsstunden in Wiesenburg reduziert. „Das alles ist kein Sprint, sondern ein Dauerlauf, bei dem ich mir meine Kraft gut einteilen muss“, sagt sie. Und auch zu den Jubilaren wird sie persönlich gehen.

Aber in dem halben Jahr ihrer Tätigkeit ist auch schon einiges passiert. So hat Anne Eilzer Fördermittel für den Spielplatz und die Instandsetzung des alten Standesamtes beantragt. Diese wurden von der LAG positiv beschieden. Im zweiten Schritt muss nun noch die Antragstellung beim Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung eingereicht werden. Im ehemaligen Standesamt soll ein Mehrgenerationenprojekt entstehen. Im Museum gibt es ein neues Ausstellungsstück, das interaktive Modul vom Naturparkverein. Vor der Schule wurde ein Stück gepflastert, so dass die Kinder nun trockenen Fußes zum Schuleingang kommen.
Im kommenden Jahr wird es eine Machbarkeitsstudie für den Handwerkerhof geben. Damit soll geschaut werden, wie man dessen Potential effektiver ausschöpfen kann. Es gibt Pläne für die Instandsetzung des Freibades, neue Bekanntmachungskästen stehen bereits, ebenso Mülleimer und Hundestationen mit Tüten. Für das Dorfgemeinschaftshaus in Hohenlobbese wurden Fördermittel beantragt. Die Wutzower bekommen ein neues Feuerwehrhaus. Im kommenden Jahr wird es eine Orts-App für Informationen geben. Diese wird gerade auf das Amt und die Gemeinden zugeschneidert.
All das ist allein nicht zu bewältigen. So hat Anne Eilzer eine Teilzeitstelle für Sekretariat und Tourismus ausgeschrieben. Die Einstellungsgespräche sind geführt, und so gibt es ab dem kommenden Jahr Unterstützung. Und die braucht Anne Eilzer. Denn die kommenden Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. 2025 werden der Flämingmarkt und das Kreiserntefest in Görzke stattfinden, und Anne Eilzer ist bereits dabei, hierfür die Weichen zu stellen.
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