Wintersparktakiade

Vor 60 Jahren: Schneechaos im März

Stadt Bad Belzig, Wiesenburg/Mark. Als im Februar 1965 via Postkarte sportliche Grüße von der Ski Wandergruppe Fredersdorf mit dem Lehrer Werner Leisegang an der Spitze im Fläming eintrafen, war von Schnee in der Region noch nichts zu sehen.

Nachdem Weihnachten grün geblieben war und auch im Januar der Flockenwirbel auf sich warten ließ, setzte erst Ende Februar, Anfang März Winterwetter ein. Für die Kinder gerade noch rechtzeitig, bevor die Ferien zu Ende gingen. So konnten sie auch von Winterfreuden erzählen. Doch erst einmal zurück zum Kartengruß aus Schwarzenberg. Leisegang schrieb:

„Zünftigen Wintersport erleben 28 Teilnehmer der Ski-Wandergruppe Fredersdorf im tief verschneiten schönen Erzgebirge. Herrliche Abfahrten an den Hängen rund um Schwarzenberg waren der Lohn für oft mühsame Aufstiege. Wenn auch manche Schussfahrt mit ungewollten Purzelbäumen im meterhohen Schnee endete, so ging es unverdrossen wieder weiter. Alle Mädel und Jungen zeigten eine beispielhafte Härte und Ausdauer. Höhepunkt im doppelten Sinne war die Auffahrt zum Fichtelberg mit der Seilschwebebahn und dann die Skiabfahrt zum 700 Meter tiefer gelegenen rund 30 Kilometer entfernten Quartier in Schwarzenberg.“

Währenddessen wurden in Belzig, Wiesenburg, Lehnsdorf, Jeserig und Medewitz Wintersportmeisterschaften organisiert. Mit Ski- und Rodelwettkämpfen sowie Schneeballweitwurf. Immerhin lag der Schnee in Wiesenburg 50 Zentimeter hoch!

Während der Nachwuchs die weiße Pracht genoss, brachte er die Erwachsenen ins schwitzen. Werbig war infolge der Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten! Es dauerte fast einen ganzen Tag, bis das Dorf wieder erreichbar war. Zwischen den Bahnhöfen Fredersdorf und Belzig musste ein Triebwagenzug der Städtebahn im Schnee stecken blieb und freigeschaufelt werden. In Belzig griff die Postzustellerin Frau Lange zum Rodelschlitten, um die Post- und Paketzustellung zu erledigen. Nebenstraßen im Stadtgebiet waren nicht mehr befahrbar.

Schneeverwehungen sorgten auch bei der Versorgung der Dörfer für Probleme. Lieferfahrzeuge konnten die Schneemassen nicht überwinden. In Locktow, Kranepuhl, Borne und Bergholz fuhr man mit Treckern und anderen Fahrzeugen zu den im Schnee feststeckenden Lieferfahrzeugen, um die Waren umzuladen und so die Versorgung der Gemeinden zu sichern.

In Belzig waren Schneeräumtrupps im Einsatz, die von einer Kreiskatastrophenkommission koordiniert wurden. Betriebe und Genossenschaften stellten Mitarbeiter und Technik dafür ab. Mit Dungkränen der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) wurde Schnee verladen und aus dem Stadtgebiet herausgefahren. Schneepflüge mussten mit zusätzlichen Traktoren bestückt werden. Erst am 5. März waren alle Straßen im Kreis Belzig wieder befahrbar.

Als das Schneechaos überstanden war, erinnerte der damalige Belziger Bürgermeister Gerhard Dorbritz die Einwohner der Stadt daran, dass das Sirenenzeichen drei mal fünf Minuten im Dauerton Katastrophenalarm bedeutet und dass sich in diesem Fall alle männlichen Bürger im Alter von 16 bis 60 Jahren umgehend mit Schaufel oder Spaten beim Feuerwehrdepot in der Puschkinstraße einzufinden haben.

(Artikelfoto: Wintersparktakiade © unbekannt)

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