Bad Belzig. Es könnte ganz einfach sein, Neujahrskarten zu verschicken. Man geht einfach in ein Geschäft und kauft sich welche.
Nicht so Jürgen Parusel. Der Künstler wollte zu Neujahr immer etwas Persönliches verschicken und gestaltet seine Karten selbst. Die Anregung bekam er durch den Besuch einer Ausstellung japanischer Holzschnitte. Diese Anregung hat er aufgegriffen, daraus Neujahrskarten entwickelt und diese an Freunde verschickt. Nach fast 30 Jahren stellt er seine Karten nun in der Galerie des Kunstvereins Hoher Fläming auf der Burg Eisenhardt aus.
Symbolträger sind meist Tiere, deshalb betitelte Jürgen Parusel die Ausstellung „Bestarium“. Von 1986 bis 2024 ist jeweils eine Neujahrskarte zu sehen. Mitunter wiederholt sich das Tiermotiv, immer angepasst an die aktuelle Situation. Ausnahme ist das Jahr 1989, als die Mauer fiel. Dies stellte Parusel grafisch da und erhielt einige interessante Antworten darauf. Wie das Bild eines Trabis mit dem Fernsehturm. Ein chilenischer Künstlerfreund stellte einen Mauerspecht dar. Sehenswert ist auch ein Prägedruck zum Thema Flüchtlinge und eine Kalligraphie eines syrischen Künstlers. Übersetzt steht darauf: Gott ist dem nicht gnädig, der Menschen nicht gnädig ist. Nach dem Angriffskrieg Russland auf die Ukraine hat Jürgen Parusel ein Foto von Wladimir Putin in eine Arbeit mit explodierenden Bomben eingearbeitet. Viele der Karten hat Jürgen Parusel mit kleinen Sprüchen versehen. Auch hat er ganz persönliches eingearbeitet, wie den Weihnachtsmann mit einem Eisbär, der an Knut aus dem Berliner Zoo erinnert.
In der Regel findet Parusel seine Anregungen jedoch in der Natur. Dabei geht es ihm weniger um eine realistische Wiedergabe, als mehr um spielerische Interpretationen. Der Künstler malt lieber bei Tageslicht. In der dunklen, grauen Jahreszeit beschäftigt er sich deshalb mit Druckgrafik. So wurden auch die Karten hergestellt. Der seit 2015 in Bad Belzig lebende Künstler hat inzwischen eine Küstlerdruckwerkstatt im Roger-Loewig-Haus eingerichtet.
Jürgen Parusel wurde 1940 in Prittisch im Wartheland geboren. Er studierte Kunsterziehung in Kassel, hatte Ateliers in mehreren Berliner Stadtteilen und war Dozent für Zeichnen und Malkurse bei der VHS Berlin. Von 1984 bis 1990 baute er eine Künstlerdruckwerkstatt in Algier auf und gab dazu Workshops. Unterstützung bekam er sowohl von algerischen Künstlern, als auch von verschiedenen Instutuionen wie dem Goethe-Institut. Er beteiligte sich an Gemeinschaftsausstellungen, präsentierte seine Werke aber auch in eigenen Ausstellungen.
Die in Bad Belzig gezeigten Werke sind in ihrer Anzahl begrenzt. Die doppelten können erworben werden. Die Ausstellung ist noch bis zum 9. März zu sehen. Geöffnet ist samstags und sonntags jeweils von 11 bis 16 Uhr. Am 16. und 22. Februar ist Jürgen Parusel vor Ort zu einem Künstlergespräch zum Thema manuelle Druckgrafik.
Mehr über den Künstler gint es hier: Jürgen Parusel
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