Bad Belzig, KleinKunstWerk, Bachstelze 2025 Männer

Bad Belzig: Männer-Bachstelze für Stefan Danziger

Bad Belzig. Nach den Frauen am Freitag traten am Sonnabend vier Männer im Komischen Festival Belziger Bachstelze gegen- und miteinander an. Miteinander durchaus auch im wörtlichen Sinne, half doch einer der Comedians beim anderen als Assistent aus.

Bedauerlicherweise kamen zum Männertag nicht ganz so viele Besucher wie am Frauentag in KleinKunstWerk, denn die Männer erzeugten mindestens so viel Begeisterung wie die Frauen. Vermutlich steckte vielen potentiellen Besuchern noch der Altstadsommer in den Knochen. Gut gefüllt war das alte Elektrizitätswerk dennoch. Und der Wettbewerb um die Bachstelze, egal ob Frauen oder Männer, lässt die Besucher nicht nur gemeinsam lachen und staunen, sondern zeigte noch etwas viel Bedeutsamers, worauf Bad Belzigs Bürgermeister, Robert Pulz, aufmerksam machte:

„Die Gesellschaft rückt zusammen.“

Was kann man von der Kunst mehr erwarten? Dafür dankte er der Chefin des KleinKunstWerks, Gerlinde Kempendorff, ausdrücklich.

Cirque BeLu

Als erstes zauberte und bezauberte sprachlos Cirque Belu. Im Mittelpunkt standen ganz die gezauberten Überraschungen, die Zauberer Bernhard Luksch gekonnt präsentierte. Selbst die Kommunikation mit dem Publikum bewältigt BeLu, ohne ein Wort zu sagen. Nett verpackt zeigte er neben bekannten Tricks wie dem in der Faust verschwindenen Tuch zahlreiche weitere Kunststücke. Erstaunlich, was ein Zollstock alles sein kann: Ein Regenschirm, ein Segelboot, ein Degen, eine Gitarre, eine Angel, ein Hund und noch so manches mehr. So versteht es BeLu, die Fantasie der Zuschauer anzuregen, und bekam zurecht viel Applaus.

Stefan Danziger

Während der erste Künstler seine Kunst ganz wortlos präsentierte bestand die Kunst von Stefan Danziger ganz aus dem Wort. Mit charmanter Berliner Schnauze plauderte er sich immer mehr in Schwung, so gekonnt nebenher, dass man als Zuhörer vergaß, dass das einstudiert ist. Er erzählte vom Kaufmannsladen seiner Tochter, der voller Waren aus Holz ist, – und bei dem er mitspielen musste. Doch kaum wollte er eine Holzkurke oder Holzbanana kaufen, antwortete sie: „Ham wa nich!“ Woher hat sie diese DDR-Erfahrung her? Sie ist fünf.

Danzigers Wortwitze waren oft Wortspielereien, die nicht nur zum Schmunzeln oder Lachen anregten, sondern oft auch zum Nachdenken. Wenn Danziger nicht auf der Bühne steht, dann arbeitet er als Stadtführer. Von den Geführten wird er gern auch Tourführer oder Guide gerufen. Es ist ihm egal, aber bitte nicht „Herr Führer“.

Kurz und knapp, dicht gesetzt schraubten sich im KleinKunstWerk seine Pointen hoch und ergaben Satz für Satz einen neuen Sinn. Die Amis fragen, warum sind die Ostdeutschen nicht einfach um die Mauer rumgelaufen? – Jetzt, wo du es sagst. – Sind wa nicht drauf gekommen. – Aber sags nicht den Mexikanern.

Die Zuhörer, so schien es, hätten noch ewig dem eloquenten Geplaudere von Stefan Danziger zuhören können.

Martin Sierp

Im dritten Akt wird wurde gezaubert. Martin Sierp begab sich in den „Bad Belziger Hexenkessel“. Sierp ist eigentlich kein Name, sondern ein Geräusch, das sagte er selbst. Und rückwärts gelesen ergibt er tatsächlich etwas Sinnvolles. Für Sierp heißt Gastfreundlichkeit in Berlin, dass der Gast freundlich sein muss. Deshalb lebt er jetzt in Potsdam.

In Bad Belzig war Zauberer Martin Sierp so freundlich, einen seiner Tricks dem Publikum zu verrraten. Er wiederholte ihn in Zeitlupe, auch sprachlich, und so sah man noch einmal Stefan Danziger als heimlichen Zaubergehilfen. In Sierps interaktiven Show musste das Publikum mitmachen, und es machte – nach zwei Absagen – tatsächlich mit. Sierp ließ sich von dem Ehepaar Maria und Stefan aus Beelitz erzählen, wie sie sich kennenlernten. Und spricht es dann als Bauchredner nach, wobei Maria und Stefan lediglich den Mund mitbewegen müssen. Es ist zum Brüllen komisch – und entsprechend reagieren die beiden auf der Bühne und auch das Publikum. Ein Wunder, dass diese Nummer nicht zum Gewinn der Bachstelze reichte. Das Mitmachpaar bekommt als Dank zwei Freikarten zu einer Veranstaltung von Martin Sierp ihrer Wahl.

Nagelritz

Als letzter trat Nagelritz in das Rennen um die Bachstelze ein. (Wer denkt da nicht an Ringelnatz?) Der Bremer Matrose aus Gelsenkirchen erweist sich als weiterer würdiger Anwärter auf die Bachstelze. „Ein Gelsenkirchner kommt überall zurecht – und findet es überall schön.“ Mit Wortwitz und ausdrucksstarker Mimik unterhielt er sein Publikum. Heute sind alle tätowiert. Im Altersheim treffen sie sich dann zum Bilderraten. Weiter in der Show ging es ans Flaggenraten. Schwarz steht für Pest, Rot für Feuer und Gelb für Quarantäne – schon hat man die Deutschlandfahne. Zwischendurch bekommt das Publikum zu allen irgendwie passenden Gelegenheiten kleine Tüten Ahoj-Brause geschenkt.

The winner is …

Der Gewinner wurde durch die Länge des Beifalls am Schluss bestimmt. Und es gewann, obwohl die Beiträge qualitativ enger beieinander lagen, wie bei den Frauen der Beitrag mit dem höchsten, ja mit dem ausschließlichen Wortanteil. Wieder sehr eindeutig im Ergebnis. Stefan Danziger erhielt folglich nicht nur die Männer-Bachstelze, die von Brigitte Heßler gefertigt wurde, sondern wird im kommenden Jahr einen ganzen Sonntagnachmittag im KleinKunstWerk gestalten.

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