Niemegk. Für seine Bürokratie ist Deutschland ja bekannt. Dass diese inzwischen auch am jüngsten Gericht Einzug gehalten hat, musste Malermeister Wilhelm Holme, gespielt von Christian Pietrucha, leidvoll erfahren.
Denn auch das Jenseits ist nicht mehr das, was es mal war. Früher hieß es: die Guten kommen in den Himmel, die Bösen in die Hölle. So einfach ist es heutzutage auch an der Himmelspforte nicht mehr. Nach einem „Unfall“ findet sich Wilhelm in der Himmelsverwaltung wieder und sieht sich verschiedenen Formalitäten gegenüber.

Obendrein versteht Wilhelm überhaupt nicht, was eigentlich passiert ist. Das muss er feststellen, als er völlig überraschend in der Verwaltung des Himmels eintrifft. Anträge, Formulare und Formalitäten, sogar eine Gerichtsverhandlung stehen ihm bevor, denn seine Frau hat seine Versetzung in die Hölle beantragt. Warum, das ist dem kleinen Macho Wilhelm völlig unbegreiflich. Ob das gut ausgehen kann?
Autor Andreas Wening hat in seinem Stück die Bürokratie ausgedehnt auf die Schippe genommen. Sehr zur Freude des zahlreichen Publikums in Niemegk. Der Saal war wie immer komplett ausgebucht. Voll nach dem Motto: Wer zuerst kommt, wird vielleicht nicht selig, aber immer bestens unterhalten.
Und so muss Wilhelm so manche Hürde zwischen Fegefeuer und Wolke Sieben überwinden. Das beginnt schon bei der „Anmeldung“. Auch im Sekretariat bei der mit Ihrem Job unzufriedene Leiterin des Amtes und des Beschwerdemanagements ,Isolde Möckel-Biedermann, gespielt von Doreen Schumann, muss er sich zuerst eine Wartenummer ziehen. So mancher kennt das noch aus früheren Jahren von der KFZ-Zulassungsstelle. Da hilft auch eine Beschwerde bei Abteilungsleiterin Gisela Geigenbläser, gespielt von Sandy Boldt, nichts – da muss er durch.
So ganz nebenbei muss noch die junge Praktikantin Alina Alessi, gespielt von Beate Ulrich, angelernt werden. Und so erfährt Wilhelm auch, dass seine Frau Schuld an dem ganzen Dilemma ist. Sie hat nämlich einen Antrag gestellt, dass Wilhelm in die Hölle kommt. Und wie es so üblich ist, muss das in einer Gerichtsverhandlung vor dem „Jüngsten Gericht“ entschieden werden. Dazu sind dann auch ein gelangweilter Pflichtverteidiger Dr. Armin Sommer, gespielt von Hendrik Siegmund, und eine Männer hassende Anklägerin Veronika von Wertheim, gespielt von Verena Anhalt, für die Eheleute Holme bestellt. Während der Pflichtverteidiger lieber mit der Abteilungsleiterin flirtet, gibt Anklägerin Veronika von Wertheim den Männern so richtig eins drauf und verflucht die Eheschließung. Frauen gingen ja völlig ahnungslos in die Ehe und würden erst später merken, wen sie da eigentlich geheiratet haben. Schließlich hieße es ja hei – raten und nicht hei – wissen.

Die beiden Anwälte und das Hohe Gericht müssen nun entscheiden, wie es mit Wilhelm weitergeht. Dabei hat sogar Luzifer, den Sven Schüler eindrucksvoll verkörpert, so seine „modernen“ Probleme mit Burn Out. Und Erzengel Philippus, gespielt von Bernd Fredrich, fehlt heutzutage auch die Kundschaft. Also muss er kräftig die Werbetrommel rühren, natürlich mit Flyern und über TikTok. Zu ihnen gesellen sich noch eine Gerichtsschreiberin, verkörpert von Doreen Schüler, und ein Lieferbote, den Steffen Reichhardt spielt. Als dann auch Wilhelms Frau Luise, gespielt von Carola Hausig, auftaucht und Luzifer, natürlich in Begleitung von Höllenhund Cerberus, nach allen Regeln der Kunst „belegt“, ist das Chaos perfekt.
Das Stück reißt das Publikum zu Lachsalven hin. Nicht zuletzt, weil die Begriffswahl der heutigen Zeit angepasst ist. So gibt es Sammelklagen und eine Flatrate für Begnadigungen.
Wie es für Wilhelm ausgeht, wissen nur die Besucher der ersten Veranstaltungen des Niemegker Volkstheaters im Kulturhaus Niemegk in diesem Jahr. Die sind auch komplett ausgebucht. Aber keine Sorge, mit weiteren Aufführungen geht es 2026 weiter. Karten gibt es im Kulturhaus Niemegk und in der Tourist-Info Bad Belzig.
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Eine Antwort
Es war einfach brilliante Darbietung der Darsteller (bei denen man überhaupt nicht spürt , dass sie eigentlich nur Hobbyschauspieler sind ) Die Inszenierung und das Bühnenbild , Beleuchtungstechnik sowie Requisiten waren absolut professionell! Wir wurden köstlich unterhalten ,haben herzhaft gelacht und wurden auch zum Nachdenken angeregt !
Ein „Bravo“ dem gesamten Theaterverein !
Britta Janus