Anja Schmollack

Stadt Treuenbrietzen: Anja Schmollack (CDU) im Interview zur Kommunalwahl 2024

Stadt Treuenbrietzen. Anja Schmollack ist schon seit vielen Jahren in ihrer Heimatstadt Treuenbrietzen und darüber hinaus politisch aktiv. Sie ist Vorsitzende der CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung (SVV) Treuenbrietzen. „Fläming 365“ hatte die Gelegenheit, die Wirtschaftsjuristin in ihrem Café Orange in der Treuenbrietzener Großstraße zu ihrer erneuten Kandidatur zu befragen.

Andreas Trunschke: Frau Schmollack, Sie haben bereits sehr früh angefangen, sich politisch zu engagieren. Seit 2001 sind Sie Mitglied der CDU, seit 2014 in der SVV Treuenbrietzen. Jetzt kandidieren Sie zum dritten Mal für die SVV. Warum reizen Sie die langen Sitzungen so sehr?

Anja Schmollack: Es gibt solche und solche Sitzungen, aber immer nur meckern ist nicht zielführend. Wenn man etwas verändern will, gerade auch hier vor Ort in seiner Heimatstadt, dann muss man sich auch Abende mit Kommunalpolitik und manchmal unangenehmen Sitzungen um die Ohren schlagen und vor allem auch eigene Anträge einbringen. Wer gestalten möchte, der darf nicht einfach immer nur ablehnen. Wir haben zum Beispiel das Einzelhandelskonzept ausgehebelt und mit Hilfe eines Bürgerentscheids durchgesetzt, dass Edeka endlich bauen darf.

Andreas Trunschke: Wenn man so lange in der Kommunalpolitik ist wie Sie stellt sich automatisch die Frage: Was haben Sie bisher erreicht, Sie persönlich und Ihre Fraktion?

Anja Schmollack: Ich ganz persönlich? Dass mittlerweile viele Leute ein gewisses Vertrauen zu mir entwickelt haben. Sie kommen mit ihren Problemen zu mir. Dabei hilft mir auch das kleine Ladencafé. Die Leute wissen, wo sie mich finden können und das Angebot wird rege genutzt, worüber ich mich sehr freue. Was wir als CDU erreicht haben ist zum Beispiel – wie gesagt – Verhinderungspolitik wie mit dem Einzelhandelskonzept auszuhebeln, damit wir die Stadt weiterentwickeln und weiter gestalten können. Wir haben das Mitspracherecht von Bürgerinnen und Bürgern durchgesetzt, als die Berliner Chaussee gemacht werden sollte. Wir haben einen Bürgerentscheid initiiert, also die Transparenz und Mitgestaltung der Bürgerinnen und Bürger vorangetrieben, auch wenn noch Luft nach oben ist.

Anja Schmollack im Café Orange
Anja Schmollack im Café Orange

Andreas Trunschke: Noch ein Blick zurück. Welche SVV-Sitzung ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?

Anja Schmollack: Da gibt es einige, aber ich glaube, in dieser Wahlperiode tatsächlich die, als es um die Errichtung einer weiteren Kita ging. Da wurde mir Herrschaftswissen vorgeworfen, obwohl klar war, dass wir darüber Kenntnisse haben, denn das war unser Antrag. In dieser Sitzung ging es wirklich hoch her. Ich glaube, da haben wir zwei Stunden nur zu diesem Tagesordnungspunkt diskutiert, und das bleibt dann schon im Gedächtnis. Wir mussten wir auch unterbrechen und einen Teil der Tagesordnung an einem anderen Abend fortsetzen. Hinzu kamen die demonstrierenden Eltern. Es war eine sehr aufgeladene, aber auch eine schöne Sitzung. Für mich macht das den politischen Diskurs aus, dass man in der Sache mal richtig aufeinanderprallt, um dann eine Kompromisslösung zu finden, mit der anschließend eine Mehrheit leben kann.

Andreas Trunschke: Man kann so mal einen anderen überzeugen oder umgekehrt selbst überzeugt werden?

Anja Schmollack: Letzteres hatte ich tatsächlich in meiner ersten Wahlzeit erlebt, wenn ich mich richtig erinnere 2015 oder 16. Da ging es um die Crosstrecke Krähenberg, die geschlossen werden sollte. Ich hatte mich anfangs nicht dafür ausgesprochen, dass die Strecke bleibt. Ich hatte die Sache nur einseitig betrachtet, was ich seitdem vermieden habe. Nichts hindert mich daran, klüger zu werden, wenn Argumente und Fakten für etwas sprechen, dann muss man bereit sein, seine eigene Meinung, für die man vorher gestritten hat, zu revidieren.

Andreas Trunschke: Schauen wir nach vorn. Wenn Sie unbedingt wieder in die SVV wollen, dann ist offensichtlich etwas offengeblieben. Treuenbrietzen ist nicht so, wie es sein sollte oder sein könnte. Also was wollen Sie in den nächsten fünf Jahren erreichen?

Anja Schmollack: Wir wollen die Parkraumsituation angehen. Wir müssen eine Lösung finden, dass man beispielsweise mit Anwohnerparkplätzen und -ausweisen arbeitet. Ansonsten werden die Anwohner und Gewerbetreibenden weiterhin abgestraft.

Liegengeblieben sind auch die Spielplätze. Wir wollten in den beiden großen Siedlungen und Ortsteilen neue Spielplätze errichten. Dem steht die angespannte Finanzlage in Treuenbrietzen im Wege. Deshalb wollen wir die Investoren, die Baugebiete erschließen möchten, mit ins Boot holen. Nach dem Motto: Wenn ihr hier Familien haben wollt, dann helft mit, dass den Kindern, die die Familien hier mitbringen sollen, nicht langweilig wird.

Andreas Trunschke: Halten Sie das für realistisch?

Anja Schmollack: Wenn man sie anspricht, dann sind sie auch bereit mitzuarbeiten. Ich versuche, den Kontakt zu den Investoren zu halten, um vielleicht das eine oder andere noch zusätzlich für die Stadt rauszuschlagen.

Wir haben hier Feldheim mit seiner autarken und preisgünstigen Energieversorgung. Zwei weitere Ortsteile sollen ebenfalls bald mit günstiger Energie versorgt werden. Das hilft, eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung für erneuerbare Energien zu bekommen. Dem Klimawandel kann man sich nicht entziehen. Wer ihn leugnet, der hat den Schuss nicht gehört. Allerdings wird Deutschland allein das Klima nicht retten. Aber gerade die Ukrainekrise hat gezeigt, dass man sich unabhängig von diesen globalen Zulieferern machen muss.

Der nächste Schritt, den wir wirklich angehen möchten, ist eine Energiekonzeption für die gesamte Stadt, so dass jeder davon profitieren kann. Nach dem Vorbild Feldheims in Zusammenarbeit mit den von der Stadt gegründeten Landwerken. Das wird kein leichter Weg. Das wird auch kein schneller Weg. Aber mittelfristig muss man da einfach dranbleiben.

Andreas Trunschke: Sie haben gerade einen ziemlich umstrittenen Punkt angesprochen. Wenn Sie solche strittigen Fragen ansprechen, welche Resonanz erleben Sie dann auf Ihre Kandidatur?

Anja Schmollack: Also man hat welche, die begrüßen die erneuerbaren Energien, die sagen, wir müssen uns unabhängig machen von Gas und von Öl. Aber dann hast du natürlich auch diejenigen, die es komplett ablehnen, die dir aber auch nicht zuhören, die erreichst du auch nicht mit Argumenten. Und dann gibt es die, die sagen, “ach nee, lass mich damit bloß in Ruhe”. Wenn du es ihnen dann erklärst, dann verstehen sie es und finden es auf einmal gut. Vor allem den Gedanken günstiger Energie.

Das Thema runterzuspielen oder auszuklammern, nur weil man Angst hat, dass einen die Bürger dann nicht wählen, halte ich für falsch. Die Akzeptanz steigt, wenn der Bürger merkt, er bekommt etwas zurück wie diesen günstigen Strom in Feldheim.

Andreas Trunschke: Wie sehen Sie generell die Reaktionen auf Ihre erneute Kandidatur?

Anja Schmollack: Also ich glaube, man macht dann etwas richtig, wenn man nicht nur mit Hurra empfangen wird. Man hat ja seine Meinung und steht dafür ein. Die einen mögen mich, andere wiederum überhaupt nicht.

Andreas Trunschke: Auf einem Plakaten wurde Ihnen ein Schnurbart angemalt. Sie haben danach ein Foto gepostet, auf dem Sie sich selbst entsprechend dekoriert haben.

Anja Schmollack: Das muss man mit Humor nehmen und sich selbst nicht zu ernst. Was soll ich mich darüber ärgern …

Andreas Trunschke: Blicken wir generell auf die politische Situation in Deutschland. Wie würden Sie die einschätzen, insbesondere die Rechtsentwicklung? 

Anja Schmollack: Wir haben leider Wählergruppen, auch neu gegründete Wählergruppen, die auch in diese Richtung blicken und fischen möchten. Wir haben auch zwei Kandidaten der AfD. Ich finde, man sollte das jetzt nicht zu ängstlich betrachten. Wenn man sich anschaut, wo die AfD tatsächlich Mandate innehat, bspw wo ein Landrat groß angetreten ist mit „wir müssen jede Kita erhalten“ und dann seine erste Handlung was war? Die Schließung von Kitas… Ich glaube, man entzaubert ziemlich schnell, wenn man die an der Realität misst. Also keine Angst haben, aber beobachten und ihre Taten an ihren Worten messen.

Andreas Trunschke: Als vorletzte Frage etwas Persönlicheres. Welcher Ort ist für Sie der schönste Ort in Treuenbrietzen?

Anja Schmollack: Der schönste Ort in Treuenbrietzen ist für mich der Schwanteich. Ich blicke aus meinem Wohnzimmer darauf. Und dann diese Kontraste. Ich höre die Kinder im Hintergrund vom Spielplatz, dann ein paar Enten, der Trubel vom Freibad im Sommer. Und trotzdem hat es eine Erholungsfunktion. Ich gehe dort auch gerne mit dem Hund spazieren.

Andreas Trunschke: Letzte Frage von mir. Was würden Sie Leuten sagen, die künftig überlegen, in die Kommunalpolitik zu gehen? Was würden Sie denen empfehlen? Wie fängt man damit an?

Anja Schmollack: Wie fängt man damit an? Einfach in die Stadtverordnetenversammlung, in die Ausschüsse gehen. Dort kann man auch Fragen stellen und bekommt so ein Gefühl für die Arbeit und wie die einzelnen Fraktionen so ticken. Und natürlich kann man auf eine Fraktion zugehen und fragen, ob man bspw als sachkundige Einwohnerin oder Einwohner mitlaufen kann. Man kann sich das fünf Jahre lang angucken und dann für sich entscheiden. Ich bin aktuell stolz, dass wir ganz viele neue Köpfe haben. Dabei sind auch Leute, die nichts mit der CDU zu tun haben, die aber unsere Arbeit hier vor Ort gut finden. Wir sind die jüngste Truppe, die antritt. Insgesamt und von der Altersstruktur her bunt gemischt, Frauen und Männer aus den Ortsteilen und aus der Kernstadt. Einige hätten auch nie gedacht, dass sie mal für die SVV kandidieren oder für den Kreistag.

Andreas Trunschke: Vielen Dank für das ausführliche Interview.

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