Kamtschatka – Entführung in das Reich der Vulkane, Geysire und Bären

Bad Belzig, Raben. Der Leiter des Naturparks Hoher Fläming, Steffen Bohl, ist ein exzellenter Naturfotograf. Seine Liebe gilt dabei insbesondere einer der abgelegendsten und zugleich schönsten Regionen unserer Erde, der größten Halbinsel der Welt, Kamtschatka. Ein Drittel der russischen Halbinsel gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe, aber auch zum Weltkulturerbe der Menschheit. Dort gibt es 300 Vulkane, 29 davon sind aktiv. Der größte ist der Vulkan Kljutschewskaja Sopka mit 4750 Metern Höhe. Die Insel ist etwas größer als Deutschland und hat gerade einmal etwas über 300.000 Einwohner.

Als Bohl 1995 das erste Mal hinfuhr, war das mehr eine Idee eines Kommilitonen als eigener Wunsch. Eigentlich hatte Bohl, der in seiner Heimatstadt Treuenbrietzen zu DDR-Zeiten oft die Rote Armee erleben durfte, nach der Wende genug von der Sowjetunion. Doch auf Kamtschatka änderte er seine Meinung:

„Wow, da ist ja noch eine andere Seite.“

Wer seine Fotos sieht, teilt seine Faszination. Bohl war inzwischen sieben Mal auf Kamtschatka, 2014 das bisher letzte Mal. Er hatte dabei das große Glück, Regionen kennen zu lernen, in die Touristen kaum oder gar nicht kommen. Er nahm sich die Zeit, die Wunder der Natur in ihren schönsten Augenblicken zu fotografieren. Seitdem erzählt er in einer Show mit Hunderten von Bildern und zahlreichen Videos immer wieder über seine Erlebnisse.

Steffen Bohl, MultivisionsshowAm Freitag Abend bestand auf der Burg Eisenhardt in Bad Belzig die Gelegenheit, ihm wieder einmal auf seinen Reisen zu folgen. Dazu servierte das Team des Burghotels Bad Belzig stilgerecht russische Gerichte. Leider folgten nur knapp zwanzig Bad Belziger der Einladung. Vielleicht lag es am gleichzeitigen Spiel der Handball-Nationalmannschaft, vielleicht an der medialen Übersättigung unserer Zeit? An den Fotos lag es jedenfalls nicht.

Viele Fotografen wären stolz, nur eines seiner Fotos geschossen zu haben. Bohl wartete mit spektakulären Aufnahmen zu Dutzenden auf. Bären aus der Nahdistanz der Objektive. Bären beim Spiel oder bei der Lachsjagd. Natürlich der Höhepunkt, das nur mit dem Hubschrauber zu erreichende Tal der Geysire mit 90 Geysiren auf sechs Kilometern, das leider 2007 durch eine Schlammlawine zu großen Teilen verschüttet wurde. Vielfraße, Wölfe, Rentierherden, Riesenseeadler mit einer Flügelspannweite von 2,80 Meter. Der nachtaktive Sibirische Winkelzahnmolch, der auch bei -65 Grad noch überleben kann. Im Hintergrund oft ein oder gleich mehrere dampfende Vulkane. Bohl zeigt aber nicht nur die spektakulären Seiten der wilden Natur Kamtschatkas, sondern auch die kleinen Beeren und Moose. Er hat einen Blick für Details und Perspektiven. Und für die Menschen. Er erzählt über Freunde und Erlebnisse, über die Geschichte der erst 1697 entdeckten und erst seit 1990 öffentlich zugänglichen Insel und über ihre Bewohner und deren Traditionen.

Bohl erzählt dabei recht unspektakulär und unaufgeregt, oft lässt er seine Fotos und Videos allein wirken. Sie sind aufregend genug, bei vielen möchte man gern länger verweilen. Aber auch so dauert der Vortrag zwei Stunden. Allein die Hintergründe der Entstehung der Fotos sind beeindruckend. Seine Fotoausrüstung wiegt 20 Kilogramm. Für die Aufnahmen ist er 500 Kilometer durch unwegsames Gelände gewandert, 350 Kilometer im Motorschlitten gefahren, 4.500 Kilometer in schweren, geländegängigen LKW’s, und zwanzig Mal mit dem Hubschrauber geflogen. Einmal ist er an einem einzigen Tag fünfzig Bären begegnet. In seiner kältesten Nacht im Zelt zeigte das Thermometer lediglich minus 27,5 Grad an. Kaum vorstellbar, dass so bald wieder so ein Vortrag von jemandem zusammengetragen werden kann. Er ist so detailreich, dass manche der Zuschauer in Bad Belzig ihn sich bereits zum wiederholten Male angesehen haben.

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