Großes Interesse am Drahtwerksgelände in Wiesenburg

Wiesenburg. Das Interesse an der Neugestaltung des Wiesenburger Drahtwerkgeländes ist groß. Nicht nur aus dem Ort selbst, sondern auch aus den umliegenden Dörfern strömten die Interessenten am vergangenen Mittwoch in das Quergebäude. Bürgermeister Marco Beckendorf freute sich über die rege Beteiligung. Viele der Anwesenden hatten selbst oder Angehörige in der Drahtzieherei gearbeitet, andere kamen aus reinem Interesse. Es hatte sich bereits herumgesprochen, dass es eine wohl einmalige Förderung für die Revitalisierung in Höhe von 90% geben kann. Dazu sind jedoch einige Voraussetzungen nötig.

So verlangt die ILB (Landesinvestitionsbank) eine Machbarkeitsstudie. Diese wurde, ebenfalls gefördert, in Auftrag gegeben. Auf der Versammlung stellte die Infrastruktur- und Projektentwicklungsgesellschaft mbH aus Potsdam nun ihre Ergebnisse vor. Ihre Recherchen erstreckten sich über ein Gebiet von 5,4 Hektar. Eigentümer des Areals ist die kommunale Wirtschaftsfördergesellschaft, die Produktionsanlagen hat die Firma Lincoln Electric seit 2017 gepachtet. Im vergangenen Jahr wurde die Produktion dort eingestellt.

Der Plan für das Drahtwerkgelände Wiesenburg

Der zukünftige Plan ist, die Flächen für neue Ansiedlungen von Klein- und Kleinstbetrieben herzurichten. Einige Teile sind bereits verpachtet. Für eine Neuaufteilung wurden zwei Betrachtungsweisen herangezogen. Eine orientiert sich an der jetzigen Mieterstruktur mit einer einfachen Nutzung, die andere an einer höherwertigen Nutzung mit Coworking- Spaces, eventuell auch einem Technologie- und Gründerzentrum in Verbindung mit nicht störendem Gewerbe. Diplom-Ingenieur Rüdiger Hage erläuterte den Anwesenden Stärken und Schwächen des Vorhabens. Zu den Stärken zählen auf alle Fälle die niedrigen Grundstückspreise, der leistungsfähige Glasfaseranschluss, aber auch das Leben in der Natur. Nachteile sieht er in der Verkehrsanbindung – zum nächsten Autobahnanschluss sind es 18 km. „Die meisten Firmen wollen von der Autobahn direkt auf das Gelände fahren“, meinte er. Auch die angrenzende Wohnbebauung muss beachtet werden. Ein weiteres Problem sind die Altlastenflächen wie der Beizteich und der Kupfersulfatteich. Aber Hage sieht auch große Chancen, vor allem in der Ausweitung des Berliner Umlandes und der Entstehung neuer Arbeitsmodelle.

Varianten für die weitere Entwicklung

Es wurden drei Varianten vorgestellt. Die erste beinhaltet den Erhalt von drei Bestandsgebäuden. Es entstehen kleine gewerbliche Ansiedlungsflächen, der Eingangsbereich des Geländes könnte offen gestaltet werden. 31.600 m² ständen zur Verfügung. Diese Variante würde etwa 4,5 Millionen Euro kosten.

Bei Variante zwei gäbe es einen vollständigen Abriss, welcher größere Vermarktungsflächen zur Folge hätte. Eine Haupterschließungsstraße würde angelegt und der Eingangsbereich für ein geschlossenes Straßenbild gestaltet. Der Nachteil: bisherige Mieter verlieren ihre Objekte, und es ist fraglich, ob für sie die Konditionen im Endeffekt bezahlbar bleiben. Hier schlagen etwa 5,5 Millionen Euro zu Buche. Der größte Teil ist zu 90 % förderfähig, wenn der Nachweis interkommunaler Kooperation oder Revitalisierung eines Industriegeländes erbracht wird. Die restlichen 10% muss die Gemeinde als Eigenmittel aufbringen. Das Zünglein an der Waage ist dabei die Firma Lincoln. Wenn diese ihren bestehenden Pachtvertrag sozusagen „aussitzt“, sieht es nicht so rosig aus. Bürgermeister Marco Beckendorf hofft, mit der Firma eine Einigung zu erzielen und einen Vergleich zu schließen. Im Moment ist man allerdings noch kein Schritt weiter, denn Lincoln hatte ein geplantes Treffen am 25. Januar abgesagt. Außerdem drängt die Zeit. Vollständige Anträge müssen bis zum 30.06.2020 vorliegen. Bis dahin gibt es noch viel Arbeit für die Gemeindevertretung.

Diskussion von Ideen und Vorschlägen in Arbeitsgruppen

Deshalb war es Beckendorf wichtig, auch zum jetzigen Zeitpunkt schon Ideen und Vorschläge zu sammeln. In einzelnen Gruppen beschäftigten sich die Anwesenden mit den eingebrachten Vorschlägen. Zusätzlich informierte der Bürgermeister über das geplante Smart-Village-Projekt. Das Fazit war: Keine Gruppe möchte, das alles so bleibt, wie es ist. Aktuelle Mieter haben Interesse an einer Weitervermietung bekundet. Vor allem die Garagen sollten erweitert werden. Die meisten sind für den Abriss des Sozialgebäudes, dann könnte eine vernünftige Zufahrt gestaltet werden. Einen Totalabriss präferieren die wenigsten. Die entstehenden Flächen seien dann einfach zu groß für eine Vermarktung. Die Wirtschaftsfördergesellschaft sollte mindesten ein Gebäude für die aktuellen Mieter behalten. Unbedingt zu erhalten sei auch das Verwaltungsgebäude auf dem Areal. Perspektivisch sei auch die Anlage eines Nordeingangs möglich. Man müsse aber auch länderübergreifend denken, so Beckendorf. Immerhin ist das Nachbarbundesland Sachsen-Anhalt nur wenige Kilometer entfernt.

Smart Village Wiesenburg/Mark

Auch für das Smart-Village-Projekt interessierte sich viel. Dieses beinhaltet ja auch das Areal der Brauerei und den Postplatz. Marco Beckendorf konnte viele Ideen sammeln. Dort soll es keine Nutzung für ein großes produzierendes Gewerbe mehr geben. Aber vielleicht eine Schaubrauerei, wie es in Ideen heißt. Der Kauf von Flächen sollte möglich sein. Weitere Ideen waren eine Handwerkerschule, Jugendherberge oder Indoorskate, ein Kleintiergehege oder Ausstellungsräume. Die Ideen sind vielfältig. Auch Wohnungen im Sozialgebäude des Drahtwerkes werden befürwortet. Ideentechnisch kann Marco Beckendorf also aus dem Vollen schöpfen.

Die ersten Schritte sind getan, jetzt beginnt die Hauptarbeit für die Gemeinde. Es wird wohl noch einer Reihe von Versammlungen bedürfen, ehe konkrete Ergebnisse vorliegen. Aber in einem sind sich wohl die meisten einig – man sollte diese Gelegenheit beim Schopfe packen. Eine Förderung in dieser Höhe wird es wohl nie wieder geben.

 

 

 

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