Naturparkzentrum Hoher Fläming: Geheimnisvoller Schwarzstorch

Raben. Einen Schwarzstorch zu sehen zu bekommen, ist schon eine Seltenheit, denn er ist sehr störungsempfindlich. Lange Zeit war er bei uns fast ausgestorben. Gründe dafür waren die rücksichtslose Waldwirtschaft und auch die sich immer mehr verschlechternden Wasserqualitäten. So zog er sich in östlichere Gebiete zurück. Erst in den siebziger und achtziger Jahren siedelte er sich nach und nach wieder in Deutschland an. Die „Perestroika“ in Wald- und Wasserwirtschaft gaben dem Schwarzstorch wieder mehr Lebensraum in unseren Gefilden.

Daran erinnerte sich auch Ex-Minister Günter Baaske. Als er in diesen Jahren von seinem Heimatort Lütte nach Bad Belzig mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, begegnete er dem Schwarzstorch des Öfteren. Aber eine stabile Population ist deswegen trotzdem nicht gesichert, denn es droht eine neue Gefahr: die Windräder, die teilweise auch in Waldgebieten aufgestellt wurden und werden. Die Vögel werden durch das Errichten der Windräder und das Drehen der Rotoren vertrieben und können sogar von ihnen erschlagen werden. Deshalb empfehlen die Vogelschutzwarten der Bundesländer einen Sicherheitsabstand von drei Kilometern zwischen einem Brutplatz des Schwarzstorchs und einem Windrad. Das sind gute Nachrichten für Windkraftgegner, die dadurch bessere Chancen sehen, die Anlagen zu verhindern.

Im Hohen Fläming gibt es nur ein Brutrevier, in dem auch Nachwuchs produziert wird, so Naturparkleiter Steffen Bohl. Obwohl der Naturpark ein idealer Lebensraum ist, in den die Schwarzstörche auch aus anderen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt einfliegen. So wird nun versucht, auf bekannten Horstbäumen wieder Nistplateaus einzurichten, dem Schwarzstorch sozusagen bei der „Wohnraumbeschaffung“ zu helfen. Aber schon eine Durchforstung oder das Aufstellen einer neuen Jagdkanzel im Brutrevier können alle Bemühungen zunichtemachen.

In Deutschland gehört der Schwarzstorch zu den gefährdeten Arten und ist höchst selten.  Seit 1935 steht er unter Naturschutz. Doch seit einigen Jahren steigt der Bestand wieder und liegt nun bei 800 bis 850 Brutpaaren. Dr. Bengt Thomas Gröbel  hat mehrere Jahre lang eine Schwarzstorch-Familie fotografisch begleitet und das Verhalten der Tiere in faszinierenden und brillanten Fotos festgehalten. Schon im Laufe seines Arbeitslebens als Chemiker in der Industrie haben sich neben Wandern, Kunst und Fotografie zu Interessenschwerpunkten entwickelt. Seit Jahren engagiert  sich Gröbel beim NABU und arbeitet mit der Staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt am Main vor allem beim Schwarzstorch-Schutz zusammen. Er veranstaltet Ausstellungen und hält Vorträge über Naturthemen. Jetzt ist eine Ausstellung mit einzigartigen Fotos im Naturparkzentrum Raben zu sehen.

Aber auch für Gröbel war es nicht einfach, dem Schwarzstorch so nahe zu kommen. Wie viel Stunden er dafür im Wald verbracht hat, vermag er nicht zu sagen. Für seine Ausflüge trug er immer dieselbe Kleidung. So konnten sich die Störche an seinen Anblick gewöhnen. Thomas Gröbel studierte das Verhalten der Vögel, wann sie das Nest verlassen, wann sie ihre Jungen füttern. So stellte er einen Rhythmus von etwa drei Stunden fest. Diese Zeitspanne nutze er aus, um die jetzt ausgestellten Fotos zu schießen. Dabei überschritt er nie eine Entfernung von 80 Metern, um die Tiere nicht zu stören.

Da man einen Schwarzstorch selten zu sehen bekommt, gibt es in der Ausstellung eine Leihgabe des Naturkundemuseums Potsdam zu sehen – zwei präparierte Schwarzstörche. Hersteller dieser ist Christian Blumenstein, Präparator im Naturkundemuseum und sozusagen Weltmeister auf diesem Gebiet. Mit seiner Kunst gewann er schon eine Vielzahl an Preisen. Zwischen Naturpark und Naturkundemuseum gibt es eine enge Zusammenarbeit. Dort landen alle seltenen, toten Tiere die im Naturpark Hoher Fläming aufgefunden werden.

Thomas Gröbel hat seine Fotos in einem Bildband festgehalten.  Die Fotos entführen den Leser in eine völlig neue Welt: Sie zeigen den einjährigen Lebenszyklus einer Schwarzstorchfamilie vom Nestbau über Balz und Brut bis zur Jungenaufzucht. Die begleitenden Fachtexte stammen von Martin Hormann, der als Ornithologe an der Vogelschutzwarte in Frankfurt/M. tätig ist und sich mit seinen Forschungen seit vielen Jahren dem Schwarzstorch widmet.

Das Buch „Geheimnisvoller Schwarzstorch: Faszinierende Einblicke in das Leben eines scheuen Waldvogels“ ist im Handel erhältlich. Die Ausstellung im Naturparkzentrum kann bis zum 02. Juni besucht werden. Außerdem gibt es Zusatzangebote zu dem Thema. Am 27. April findet ab 16 Uhr eine Vogelstimmenexkursion statt, die sich über etwa zwei Stunden erstreckt. Interessenten sollten dazu ein Fernglas mitbringen.

Einen Tierfilm über den Schwarzstorch von Tierfilmer Hans-Jürgen Zimmermann findet als Open Air am 10. Mai ab 20:30 Uhr im Naturparkzentrum statt.

Visits: 113

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hol dir die App

Ab sofort kannst du Zauche 365 ganz bequem auf deinem Smartphone lesen.

Login
Jeder veröffentlicht seins.

Deshalb freuen wir uns sehr, dass du mitmachen möchtest. Bevor du jedoch auf Fläming 365 Artikel veröffentlichen kannst, musst du dich registrieren lassen. Das dient deiner und unserer Sicherheit. Fülle deshalb bitte das folgende Formular aus: