In 48 Stunden durch den Fläming

Görzke. „Ich brauch mal eine Schürze“, sagte Helga Haseloff aus Golzow, ehe es an das Kartoffelwettschälen ging. Und prompt stellte Moderatorin Vivien Stolze-Lange die ihres Outfits zur Verfügung. Der Wettbewerb zählt zu den immer wiederkehrenden Attraktionen des Flämingmarktes während der Aktion 48 Stunden Fläming. Helga Haseloff ist nicht das erste Mal dabei. Die 82-jährige Rentnerin war schon viele Male auf dem Flämingmarkt. Fast immer hat sie den Schälwettbewerb gewonnen, manchmal den zweiten Platz belegt. Gelernt ist eben gelernt. Jetzt darf sie sich über einen erholsamen Tag in der Steintherme Bad Belzig freuen. Eine ihrer Konkurrentinnen war Veronika Gimbel aus Berlin. Seit es die Aktion 48 Stunden Fläming gibt, ist sie mit den Bussen unterwegs. Kartoffeln nach Zeit geschält hat sie jedoch das erste Mal. Fleißig geschält haben auch die Landfrauen für ihre berühmten Kartoffelpuffer. Die wurde gar nicht kalt, so groß war der Andrang.

An diesem Wochenende durch Görzke zu fahren, war schon eine Herausforderung. Denn viele kamen auch mit eigenen PKWs. Alle Straßen waren zugeparkt, kaum ein Durchkommen. Eine größere Fläche in der Nähe, die man hätte zum Parkplatz umfunktionieren können, gibt es nicht, erklärt Heiko Bansen von der LAG Hoher Fläming. Die in Frage gekommen wären, sind Feuchtgebiete, alle anderen zu weit entfernt.

Der Handwerkerhof in Görzke indes machte seinem Namen alle Ehre. Neben einem bunten Rahmenprogramm und vielen kulinarischen Köstlichkeiten zeigten viele Handwerker ihre Produkte. Einige luden auch zum Mitmachen ein. Wie Müller Paul Hänsch aus Jüterbog. Er und seine Frau mussten sich aufteilen, denn auch in Borne war die Bockwindmühle geöffnet, wo seine Ehefrau als Müllermeisterin den Gästen erklärte, wie Mehl hergestellt wird. Paul Hänsch hatte römische Handmühlen dabei. Die gibt es seit mehr als 2000 Jahren. Die Germanen dagegen stellten ihr Mehl ursprünglich mit Reibemühlen her. Erst durch den Kontakt mit den Römern merkten sie, dass die Produktion mit Handmühlen viel schneller und besser ging. Am Ende gab es kriegerische Auseinandersetzungen mit den Römern. „Wer sein Wissen kostenlos preisgibt, kriegt eben was auf die Mütze“, schmunzelt Paul Hänsch. Bis zu 20 Mal muss das Korn durch die Mühle gedreht werden, dann wird es gesiebt. Je nach Dichte des Siebes entsteht dunkle oder helles Mehl. Das wollte auch Kelvin aus Seddin ausprobieren. Geduldig drehte er die Mühle und siebte anschließend das durchgedrehte Korn mit wahrer Begeisterung – und das nicht nur einmal.

Emma Lotte Weber saß indes am Spinnrad. Als ihre Mama den Wiesenburger Handwerkskeller übernahm, wollte auch sie mithelfen. Sie sah ihre Mama am Spinnrad sitzen und wollte es selbst probieren.  Es macht ihr Spaß, jeder kann es lernen. Dazu gibt es den Handwerkskeller. „Man rutscht da halt so rein“, sagt sie lächelnd.

Im Festzelt gab es für alle ein buntes Programm, durch das Vivien und Hans-Jürgen Stolze mit Witz und Charme führten. Das ehemalige Sabinchenpaar aus Treuenbrietzen kam als Erna und Gustav und moderierte durch den Tag.

Aber nicht nur in Görzke war etwas los. Viele Orte präsentierten, was es in der Region gibt. Mit Bussen konnten die Gäste den Fläming erkunden und dort aussteigen, wo es für sie Interessantes zu sehen gab. Dabei kamen die Besucher nicht nur aus der Region. „Wir finden es toll, was hier auf die Beine gestellt wird“, sagte Familie Lange aus Dessau. Das Ehepaar, wollte schon immer mal die Kerzenfabrik in Reetzerhütten besuchen. Man sei schon oft durchgefahren, nun hat es endlich geklappt. So ließen sie sich von Juniorchef Christian Buchal erklären, wie in dem kleinen Betrieb Kerzen immer noch per Hand gezogen werden. Buchal-Kerzen ist einer der letzten Handwerksbetriebe, die auf diese Art produzieren. Und dabei war der Standort in Reetzerhütten gar nicht geplant. Die Firma hatte ihren ursprünglichen Sitz in Berlin. Während des zweiten Weltkrieges wollte man aber unbedingt die Maschinen vor der Zerstörung retten. So wurden sie nach Reetzerhütten ausgelagert. Und dort stehen sie bis heute. Chef Klaus-Peter Klenke ist zufrieden mit der Aktion 48 Stunden Fläming. Es kamen viele Besucher, für die seine Mitarbeiter extra einen Tisch mit Kerzen aufgebaut hatten, die natürlich erworben werden konnten. Und dort merkte man, es weihnachtet langsam bei Buchal-Kerzen. Klaus-Peter Klenke hofft, dass die Leute Interesse an seinen besonderen, individuellen Kerzen zeigen, die auch ganz nach Kundenwunsch angefertigt werden. Weihnachtsbestellungen nimmt er jetzt schon entgegen.

Auch Reetz hatte an diesem Wochenende einiges zu bieten. Der Dorfverein öffnete seine Heimatstube. Dort ist im Moment eine Ausstellung über den früheren Schulalltag zu sehen. Diese kann nach Absprache mit dem Verein unter 033849-50664 auch weiterhin besucht werden. Und natürlich wurde auch das Reetzer Kochbuch präsentiert. Die Reetzer Feldsteinkirche ist eine der größten der Region. Man konnte sie besichtigen und viel über die Geschichte erfahren. Auch das Ökozentrum auf dem Sensthof hatte seine Pforten geöffnet. Dort ging es vor allem um Ökologie, aber auch geschichtliches. Unter anderem konnten die Besucher erfahren, wie man sich ökologischen Dünger für den eigenen Garten selbst herstellen kann.

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