Heinz Erhardt in der Winterkirche Görzke

Görzke. Vorsichtig holt Karin Friedrich den großen Kirchenschlüssel aus ihrer Tasche, um die Görzker Kirche aufzuschließen. Gemeinsam mit Edith Selent war sie schon etwas früher zur Veranstaltung in der Winterkirche am vergangenen Donnerstag gekommen, um noch einige Vorbereitungen zu treffen.

Die Veranstaltungen in der Görzker Winterkirche laufen inzwischen das dritte Jahr. Gefördert wird das Projekt mit einem kleinen Budget vom Landkreis Potsdam-Mittelmark. Im vergangenen Jahr stand das Thema Handwerk im Vordergrund. „In diesem Jahr haben wir uns für „Singen-Hören-Reden“ entschieden“ erzählt Cordula Birck. Gemeinsam mit Bärbel Heinitz, die mit ihren 78 Jahren zu den „Dienstältesten“ gehört, organisiert sie mit Hilfe vieler anderer fleißiger Helfer die Veranstaltungen.

Da spielt es auch keine Rolle, dass sie selbst katholisch, Bärbel Heinitz dagegen evangelisch ist. „Unsere gemeinsame Arbeit verbindet uns, wir haben die gleiche Wellenlänge“, so Cordula Birck. Beide sind nämlich Töpfer. Wenn die Winterkirche im Frühjahr zu Ende geht, machen sich alle schon Gedanken, was man für die nächste Periode anbieten kann. So gab es im vergangenen Jahr auch ein Adventsbasteln mit Kindern. Damit es neben dem kulturellen auch gemütlich wird, backen viele Frauen Kuchen, dazu gibt es Kaffee und mitunter auch Punsch zum Aufwärmen. „Die Intension war, etwas regelmäßig zu machen und auch überregional zu bewerben“, so Cordula Birck. Die Veranstaltungen werden nicht nur in Görzke gut angenommen. Oftmals werden die Organisatoren beim Einkaufen angesprochen, was demnächst in der Winterkirche los ist. So wächst das Projekt über die Jahre.

Diesmal hatte man sich Bernd Fredrich aus Rädigke mit seinem Programm „Noch´n Gedicht“ über das Leben des Komikers und Kabarettisten Heinz Erhardt eingeladen. Und dieser fühlt sich inzwischen fast zu Hause in Görzke, ist er doch nicht zum ersten Mal da. Während Bernd Fredrich noch mit der Technik kämpfte, sangen die Gäste erst einmal ein Abendlied aus dem Kirchengesangsbuch. Und warteten dann gespannt auf die vielen interessanten Dinge aus dem Leben von Heinz Erhardt. Bekannt ist er wohl jedem durch seine doppeldeutigen Wortspiele. Jeder Versprecher war bei dem Künstler genau eingeplant. Was aber wohl die wenigsten wissen: Heinz Erhardt sprach drei Sprachen. Geboren in Riga in Lettland sprach er natürlich lettisch. Sein Vater war Deutscher, also kam auch diese Sprache dazu. Und da russisch damals Amtssprache war, spricht er auch diese perfekt. Auch seinen Geburtstag konnte der Komiker eigentlich zweimal feiern. Dieser ist nach dem baltischen Kalender am 9. Februar, nach dem mitteleuropäischen erst am 20. Februar.

Bernd Fredrich erzählte aus der Biografie von Heinz Erhard, untermalt mit alten Fotos, Gedichten und Liedern.  So kamen Vorkommnisse ans Tageslicht, die man normal über den Künstler nicht erfahren hat. Da sich seine Eltern trennten und beide dreimal wieder heirateten, Erhardt immer wieder bei einem oder dem anderen lebte, besuchte er in seiner Kindheit und Jugend 15 verschiedene Schulen. Aber Musikhändler wie sein Großvater, bei dem er größtenteils aufwuchs, wollte er auch nicht werden, sondern etwas mit Musik machen. Schon mit 6 Jahren spielte Erhardt Klavier. Als sein Großvater ihn nach Leipzig zu Lehre schickte, schrieb er sich heimlich am Leipziger Konservatorium ein. Leider konnte er das Studium nicht beenden, da die Lehre früher endete und er zurück nach Riga musste. Bei seinem Erfolg als Komiker half ihm aber auch der Zufall. Wer mehr über das Leben von Heinz Erhardt erfahren will, sollte sich unbedingt die Biografie kaufen.

Aber Bernd Fredrich gab natürlich auch viele Gedichte des Kabarettisten zum Besten, bei denen sich das Publikum vor Lachen bog.  Und teilweise konnten die Gäste bei den Liedern auch mitsingen. Zumindest wissen nun alle, warum die Zitronen sauer sind. Daran ist nämlich der liebe Gott schuld.

Ich muss das wirklich mal betonen:
Ganz früher waren die Zitronen
(ich weiß nur nicht genau mehr, wann dies
gewesen ist) so süß wie Kandis.

Bis sie einst sprachen: „Wir Zitronen,
wir wollen groß sein wie Melonen!
Auch finden wir das Gelb abscheulich,
wir wollen rot sein oder bläulich!“

Gott hörte oben die Beschwerden
und sagte: „Daraus kann nichts werden!
Ihr müsst so bleiben! Ich bedauer!“
Da wurden die Zitronen sauer . . .

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