Die Wiesenburger Orgel klingt wieder

Wiesenburg. Schiefe Töne beim Musizieren sind Künstlern ein Graus. Noch schlimmer ist es jedoch, wenn man eigentlich richtig spielt, es sich aber trotzdem falsch anhört. Dann liegt der Grund meist daran, dass das Instrument nicht richtig gestimmt ist. Was eigentlich auch kein Problem ist, es sei denn, äußere Umstände verhindern ein richtiges Stimmen. So war er bei der Orgel in der Wiesenburger Kirche. Die vergangenen beiden trockenen Sommer haben dem Instrument arg zugesetzt. Das Problem ist die Trockenheit in vielen Kirchen auf Grund des Klimawandels. Im Pfarrbereich Wiesenburg musste in der Vergangenheit die Einweihung von zwei sanierten Orgeln in Reetz und Schlamau verschoben werden, weil das Holz sich durch die Trockenheit zusammenzog. Damals wurden auch einige Maßnahmen empfohlen, mit jedoch nur geringer Wirkung. Dazu zählen das Aufhängen nasser Bettlaken oder wiederholtes feuchtes Wischen der Kirche.

In Wiesenburg machte das eine Reparatur an den Windladen und anschließend eine umfassende Neustimmung nötig. Ausgeführt wurde diese von der Orgelbaufirma Schuke. „Im November 2019 wurde die Orgel gestimmt, was alle paar Jahre geschehen muss. Dabei wurde von dem Mitarbeiter der Firma Schuke Risse in einigen Holzteilen entdeckt, die zur Folge haben, dass der Winddruck schnell wieder abfällt. Dies betraf unter anderem die Windladen, also Kästen, die den Winddruck aufnehmen und an die Pfeifen weitergeben. Die Risse sind wohl in den letzten beiden extrem trockenen Sommern entstanden, in denen die Luftfeuchtigkeit in der Kirche ungewöhnlich niedrig war. Dies hatte zur Folge, dass die Pfeifen nicht genügend Luft bekamen. Sie werden dann nicht nur leiser, sondern verändern auch ihre Tonhöhe, so dass eine Stimmung der Orgel unmöglich ist. Es wurde vereinbart, im Frühjahr diesen Jahres die Schäden zu beseitigen und die Orgel dann neu zu stimmen. Dazu gab es einen Spendenaufruf und ein Benefizkonzert. Die Spenden betrugen über 1000 Euro, womit Reparatur und Stimmung fast vollständig bezahlt werden konnte“ informierte Pfarrer Stephan Schönfeld.

Hartmut Beyer von der Firma Schuke führte die Arbeiten  durch. Die gerissenen Stellen wurden zum Teil mit Leder geklebt. Daneben wurde die Steinlast auf dem Blasebalg etwas erhöht, um den Winddruck zu erhöhen. Anschließend konnte die Orgel neu gestimmt werden. Hartmut Beyer ist froh, dass die Reparatur gelungen ist, wie er in seinen kurzen Einführungsworten vor dem Orgelkonzert am vergangenen Samstag in der Marienkirche erzählte. Und auch glücklich, bei den ersten Tönen dabei sein zu dürfen.

Die wiedergewonnen Klangfülle hat die Kirchengemeinde nämlich zum Anlass genommen ein Orgelkonzert zu veranstalten. Dafür konnte Professor Klaus Eichhorn aus Berlin gewonnen werden, einem ausgesprochenen Kenner der Orgelmusik aus der Erbauungszeit der Wiesenburger Orgel. Er war der Orgellehrer von Thekla Schönfeld, so dass immer noch gute Kontakte bestehen. Professor Klaus Eichhorn spielt Werke von Dietrich Buxtehude, Georg Böhm und Johann Sebastian Bach, wie sie  schon vor 250 Jahren auf dieser Orgel gespielt worden sein könnten.

Die Wiesenburger Orgel ist ein wahres Schmückstück. Sie wurde 1755 von J. E. Hübner aus Wittenberg erbaut. Sie befindet sich auf der Empore an der Westseite des Hauptschiffs. Eine schwarze Tafel mit goldener Schrift erzählt von ihrer Geschichte. Eine erste Orgel hatte die Kirche bereits  im Jahre 1696 erhalten, erbaut von Christoph Donath aus Leipzig. Einige Teile der Vorgängerorgel sind auch erhalten geblieben. Die Orgel hat heute 17 Register auf zwei Manualen und einem  Pedal. Sie wurde mehrfach restauriert und gestimmt. Durch zahlreiche Spenden konnte die Kirchengemeinde im Frühjahr 1999 notwendigen Reinigungsarbeiten an der Orgel durchführen lassen. Dabei ist es vor allem Werner Oeler zu verdanken, dass so viel Geld zusammenkam. Er ging damals von Haus zu Haus und bat um Spenden. Den größten Anteil hatte dabei die Mittelbrandenburgische Sparkasse mit 20.000 D-Mark. Die Orgel wurde gereinigt, neu gestimmt und es konnte auch der Balg mit neuem Leder bezogen werden. Werner Oeler bespielt das Instrument auch regelmäßig ehrenamtlich. Und jetzt kann man sie wieder in ihrer vollen Klangstärke hören.

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