Wiesenburg: Knüppel nach Vaters Rezept

Wiesenburg. Der süße Duft des Kuchens in der Wiesenburger Bäckerei lockt derzeit nicht nur Kunden, sondern auch die Wespen an. „Da muss man schon aufpassen“, so Bäckermeister Hilmar Bärmann. Er führt das Unternehmen seit 1992. Vorher buk sein Vater hier Brot, Brötchen und Kuchen. Aber auch die vorherigen Besitzer hatten schon Ideen. So war es in den 20er und 30er Jahren Ausflugsgaststätte, Konditorei und Café und auch eine Bierstube mit Ausschank. In den 60er Jahren übernahm Dieter Bärmann die Bäckerei. Die guten Semmeln und Knüppel sprachen sich schnell herum. Da war es schon besser, vorher zu bestellen, denn wer nicht rechtzeitig kam, hatte Pech. Dieter Bärmann belieferte unter anderem auch die Internatsschule im Schloss mit Frühstücksbrötchen. Im Wechsel war immer eine andere Klasse dran, diese noch vor dem Aufstehen abzuholen. So standen die Schüler und Schülerinnen morgens um sechs vor dem Hintereingang, um die Kisten mit den Semmeln anzuholen. Die Knüppel wurden nur samstags gebacken. Diese stellt Hilmar Bärmann heute noch nach dem Rezept seines Vaters her. Ansonsten arbeitet er heute natürlich mit ganz anderen Rohstoffen.

Als Hilmar Bärmann im zweiten Lehrjahr war, starb sein Vater. Gezwungenermaßen musste die Bäckerei für sieben Jahre schließen, denn die Arbeit war mit nur zwei Angestellten nicht zu schaffen. Erst 1992 wurde wieder eröffnet. Hilmar Bärmann backt nicht nur Brot und Brötchen, sondern auch richtig leckeren Kuchen. Aber alles, was mit Creme zu tun hat, wird bei diesen Sommertemperaturen nicht hergestellt. „Das ist einfach zu riskant“, so der Bäckermeister. Auch würde er gern etwas mehr Plätzchen und ähnliches machen. Dafür fehlt ihm aber einfach die Zeit. Und es ist aufwendig, so dass sicher kein Kunde bereit ist, dann den entsprechenden Preis zu zahlen. Die Alteingesessenen erinnern sich sicher noch an den Heidesand von Dieter Bärmann. Diesen macht auch Sohn Hilmar noch ab und zu nach dem alten Rezept seines Vaters.

Früh um ein Uhr geht in der Backstube das Licht an. Dann wird zuerst Brot gebacken, danach kommen die Brötchen, dann erst der Kuchen. Die Arbeitszeiten sind nicht jedermanns Sache. Deshalb ist es sehr schwer, Lehrlinge zu finden, erzählen Hilmar Bärmann und Ehefrau Nicole. Bewirbt sich dann wirklich mal einer, hält dieser oft nicht lange durch. Im Moment arbeiten vier Angestellte in der Backstube und fünf in Schichten im Verkauf. „Aber wir müssen anfangen, etwas in der Produktion umzustellen“, so Hilmar Bärmann, „es ist einfach nicht mehr zu schaffen.“ Der Plan ist, dass es nicht mehr alle Produkte täglich geben soll. „Wir müssen uns etwas entlasten, damit wir noch viele Jahre backen können“, so der Bäckermeister.

Durch die Corona Krise ist das Unternehmen halbwegs gut gekommen. Wenn auch mit Kurzarbeit, so konnten aber alle Angestellten gehalten werden. „Von einem Tag auf den anderen brachen Aufträge komplett weg“, so Nicole Bärmann, denn die Bäckerei belieferte auch Hotels, Gaststätten und die Reha-Klinik. So blieb nur die Laufkundschaft. Inzwischen ist es wieder besser geworden durch die Lockerungen. „Jetzt können wir im eng geschnallten Gürtel aus der Corona Krise wieder ein Loch mehr Luft lassen“, so Nicole Bärmann schmunzelnd. Ob das Unternehmen jedoch einen erneuten Lockdown überleben würde, ist fraglich. Und so schaut das Ehepaar täglich sorgenvoll auf die Entwicklung der Fallzahlen.

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