Offene Töpfereien unter Corona Bedingungen

Görzke. „Ich war überrascht über das große Interesse“, freute sich Töpfermeisterin Cordula Birck aus Görzke zum Tag der offenen Töpfereien. Teilweise musste sie sogar aufpassen, dass es nicht zu viel Gedrängel in ihrem Atelier gab, auch wenn alle vorschriftsmäßig eine Maske trugen und auch Desinfektionsmittel bereit stand. Einige Besucher hatten sich vorher angemeldet, andere kamen einfach so, auch auf die Gefahr hin, eventuell etwas warten zu müssen. Zu den Besuchern zählte auch Familie Cassel aus Dallgow. Sie waren nicht zum ersten Mal in Görzke. Als sie vom Tag der offenen Tür hörten, hatten sie sich ihre Tour danach geplant. Einige Kunden hatten bestimmte Dinge vorbestellt und kamen nun aus Berlin, um diese abzuholen.

Das Jahr mit Corona hat auch bei Cordula Birck Spuren hinterlassen. Während dieser Zeit musste sie sehr flexibel sein. Da die Leute mehr Zeit hatten, kamen sie auch in ihr Atelier um einfach mal zugucken zu können oder auch selbst etwas Neues zu probieren. „Aber wenn ich sehen, dass jemand wirklich Interesse hat, nehme ich mir gern die Zeit“, so Cordula Birck.

Aber auch sie musste schauen, wie sie über die Runden kommt. Von geplanten 20 Märkten fanden nur ganze drei statt. Aber Claudia Birck hatte das Glück, einen tollen Auftrag zu bekommen, eine Fassadengestaltung in der Brandenburger Klosterstraße. Der Hausbesitzer kam auf sie zu, denn er wollte an dem denkmalgeschützten Haus wieder den original aus Ton hergestellten Stuck anbringen lassen. Keine leichte Aufgabe auch für Cordula Birck. Der Hauseigentümer kam mit einem Stein zu ihr. So sollte es wieder aussehen. Für die Anfertigung hätte sie erst ein Modell anfertigen müssen und anschließend die entsprechende Form. Ein teures Unterfangen, da musste auch der Hausbesitzer schlucken. So kamen die beiden auf eine völlig neue Technik. Der Stein wurde eingescannt und um 7% vergrößert. Das ist die Schwindung, die beim Brennen verlorengeht. Als Mitarbeiter der technischen Hochschule hatte der Hausbesitzer Zugang zu einem 3D Drucker. So wurde das Modell darüber ausgedruckt und Claudia Birck konnte die nötigen Gipsformen herstellen.

Insgesamt 200 Teile hat sie für die Hausfassade angefertigt. „Das hat mich über die Zeit gerettet“, sagt sie heute. Aber die ganze Situation hat auch an den Nerven gezehrt. Die Hoffnung auf ein Weihnachtsgeschäft zerschlug sich. „Es war dieses ständige Hoffen, was einen so fertig gemacht hat“, sagt Claudia Birck. Vor allem hat sie das Gespräch mit den Kunden vermisst um zu wissen, was sie produzieren soll. Es war alles schwer zu ertragen und auch die Ehe wurde etwas beansprucht, da man sich total umstellen musste. Während dieser Zeit hat sie mit Glasuren experimentiert, mit Kindern in der Adventszeit Seifenschalen und Laternen  getöpfert und freut sich jetzt auf die Fertigstellung eines besonderen Auftrags. Für den Veranstaltungssaal  Im Schloss Wiesenburg soll sie eine 80 cm hohe Bodenvase töpfern. „Das muss ich dann auch erst trainieren“, so Claudia Birck, denn die Vase in mehreren Teilen auf unterschiedlich großen Scheiben gedreht und anschließend zusammen gesetzt.

Auch für die Töpferei war es ein schwieriges Jahr. „Die Umsätze sind extrem eingebrochen“, sagte Peter Ludwig. Es gab zwar im Spätsommer einige Märkte, aber schon im Oktober war es durch den Lockdown damit wieder vorbei. „Aufzuholen, was in dieser Zeit versäumt wurde, ist unmöglich“, so Ludwig. Dasselbe Desaster zeichnet sich jetzt schon für dieses Jahr ab. Die offenen Töpfereien sieht er als werkstattinterne Veranstaltung. Solange sich alle an die Regeln halten, sei es in Ordnung, fängt aber die bisherigen Verluste keinesfalls auf. „Es geht um unsere Existenz“, so Peter Ludwig. Aber den Kopf in den Sand stecken ist für ihn keine Option.

Da ist er froh, dass seine Töpferei auf dem Dorf liegt, wo der Zusammenhalt doch größer ist. Aus Erzählungen von Freunden weiß er, dass sich viele in Großstädten gegenseitig denunzieren und sich dadurch  in den Ruin treiben. Aber auch in seiner Töpferei war man während der Pandemie nicht untätig. Es wurden viele Wartungsarbeiten und Reparaturen durchgeführt. Auch holte Peter Ludwig alte Formen heraus, um diese möglicherweise wieder neu aufzulegen. „Der Klassiker sind nach wie vor Gurkentöpfe und auch Backformen, da die Menschen wieder mehr selbst backen und im Garten werkeln“, erklärt er vor einem alten Foto aus dem Jahr 1926 von einem Töpfermarkt aus Breslau. „Das waren noch Märkte“, so seine doch etwas wehmütige Reaktion.

Karina Hilbig

Auch Karina Hilbig ist froh, endlich wieder aufmachen zu können und zu sehen, dass es voran geht. „Ich bin sehr zufrieden mit den beiden Tagen“, sagt sie. Die Kunden haben die beiden offenen Tage gut angenommen, auch wenn sie mitunter etwas warten mussten. „Die Menschen sind auch froh, endlich wieder raus zu kommen und sich etwas zu gönnen“, so Karina Hilbig. Deshalb waren auch alle sehr freundlich und verständnisvoll trotz Wartezeiten.

Der erste Lockdown hat Karina Hilbig noch völlig ausgebremst, sie musste erst mal damit zurechtkommen. „Ich war wie gelähmt“, erzählt sie. Während dieser Zeit hat sie viel in ihrem Garten gewerkelt. Jetzt beim zweiten Mal fiel ihr alles leichter, da man wusste, was auf einen drauf zu kommt. Aber man wird auch kreativ in einer solchen Situation, so ihre Meinung. Sie rief einen Lieferservice ins Leben und schaffte Bestellmöglichkeiten. Mitunter auch ein Treffen mit Abstand vor dem Haus im Freien, wenn spezielle Absprachen nötig waren. „Man darf nicht aufgeben, schließlich sind wir alle betroffen“, meint sie. Aber es war auch gut, mal zur Ruhe zu kommen, findet Karina Hilbig im Nachhinein. „Da hat man erst gemerkt, was man so alles an der Backe hat“, sagt sie schmunzelnd. Sie hatte Zeit, vieles zu überdenken und einiges zu optimieren. So hat sie noch vor kurzem den gesamten Laden neu renoviert und umgeräumt. Und auch neue Produkte sind schon wieder in Arbeit, wie eine Vase, an der nur noch der Henkel fehlt. Außerdem wandert Ware mit kleinen Schönheitsfehlern bei Karina Hilbig nicht gleich in die Tonne. Sie wird zum reduzierten Preis angeboten, denn es gibt viele, die die kleinen Macken nicht stören.

Alle hoffen nun, dass der verschobene Töpfermarkt nun wirklich am 5. und 6. Juni stattfinden kann.

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