Bad Belzig: Wenn Armut sichtbar wird

Stadt Bad Belzig. Montag, Donnerstag und Freitag öffnet die Ausgabestelle der Tafel in der Hans-Marchwitza-Straße 1 in Bad Belzig. “Die ersten Tafelnutzer sind immer schon lange vorher da”, sagt Gabriele Zimmer. In kleinen Gesprächsrunden überbrücken sie die Zeit, bis die ehrenamtlichen Helfer die Lebensmittelspenden ausgeben. Während die Nutzer vor dem Haus darauf warten, erwartet das Team drinnen die Ankunft des Transporters, mit dem Lebensmittel von 14 Supermärkten in Bad Belzig und Umgebung abgeholt wurden. Bis zu diesem Zeitpunkt haben die Helfer jeweils keine Ahnung davon, was sie später überhaupt ausgeben können.

Zwischen 30 und 40 Haushalte werden regelmäßig durch die Tafel versorgt. Daneben einige in Niemegk und eine Familie in Rädigke. “Wir sind uns sicher, dass eigentlich viel mehr Menschen das Angebot nutzen könnten. Scham hält sie meist davon ab”, glaubt Elke Adler.

Wenig später hat zumindest ihr Warten ein Ende. Der Lieferwagen, der seit dem frühen Morgen unterwegs ist, parkt vor dem Haus und hat seine Tour beendet.

Er hat Lebensmittel an Bord, die die Geschäfte aus dem Verkauf genommen haben, die jedoch noch vollkommen in Ordnung sind und für die Tafelidee zur Verfügung gestellt werden.

Schnell wird alles ausgeladen und sortiert. Gabriele Zimmer, die sich seit 18 Jahren bei der Tafel engagiert, muss sich als erstes einen Überblick verschaffen. Es muss ihr gelingen, die erhaltenen Lebensmittel so aufzuteilen, dass jeder der erwarteten Tafelnutzer versorgt wird. Keine leichte Aufgabe, die zudem noch schnell gehen muss.

Seit Beginn der Corona-Pandemie werden die Lebensmittel in Kisten ausgegeben. Dabei trennt Helfer und Nutzer eine, wie anderorts auch schon zur Gewohnheit gewordene, Plexiglasscheibe. Vor der Tür packen die Kunden die Waren in mitgebrachte Taschen, so dass die leeren Plastikkisten wieder an der Tür gestellt werden können. Nach einer Desinfektion werden sie beim nächsten Mal wieder verwendet.

Dreimal in der Woche können Anspruchsberechtigte die Ausgabestelle  nutzen, einmal in der Woche wird das Angebot in Niemegk vorgehalten. Viele Nutzer, so erzählen die drei Frauen, kennen sie schon lange. Es sind Tafel-Stammkunden sozusagen.

Während die Zahl der Nutzer über den Verlauf der Pandemie konstant geblieben ist, ist die Menge der zur Ausgabe zur Verfügung stehenden Waren jedoch zurückgegangen.

“Es reicht, aber wir haben keine Lebensmittel im Überfluss. Bislang konnte aber noch jeder Kunde befriedigt werden”, sagt Gabriele Zimmer.

Obst und Gemüse, Milchprodukte, Wurst und Backwaren gehen jeweils in den Lebensmittelkisten über den Ladentisch. Für eine Kiste sind zwei Euro zu bezahlen. Zählt eine anspruchsberechtigte Familie vier Köpfe, kann sie entsprechend mehr Waren erhalten; muss aber auch entsprechend mehr zahlen.

“Aus dem, was hier ausgegeben werden kann, kann man sich immer ein schönes Essen zubereiten”, findet Elke Adler. Sie ergänzt: “Unsere Kunden können sich nicht beklagen” und erklärt, dass die Leistung der Tafel nur ein Zubrot darstellt und keine Vollverköstigung bedeutet.

Dennoch gibt es manchmal Missstimmungen unter den Tafelnutzern, die mit erhaltenen  Lebensmitteln nicht zufrieden sind; die glauben, der Vorgänger oder der Nachfolger hätten andere, bessere oder mehr Lebensmittel erhalten. “Wenn ich nur eine Packung Spargel habe, kann ich die Stangen doch nicht einzeln verteilen, sondern gebe sie in eine Familie”, versucht Gabriele Zimmer solche Situationen zu erklären. Sie ist froh, dass dies jedoch nicht oft passiert und dass noch nie jemand mit leeren Händen wieder nach Hause geschickt werden musste.

(Artikelfoto: Elke Adler (links) und Gabriele Zimmer)

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