Wiesenburg. „Kleine Welt ganz groß“ – unter diesem Motto könnte die neue Ausstellung in der „Alten Schule“ Wiesenburg stehen. Denn zu sehen sind faszinierende Fotos und Bilder aus einer ganz anderen Welt, der Welt der Insekten.
Wiebke Matthes hat sie fotografiert und Barbara Ebner von Eschenbach sie malerisch dargestellt. Zu jedem der gemalten Bilder gibt es eine fotografische Vorlage. Dabei haben die beiden im normalen Leben einen ganz anderen Beruf, beide haben mit Glas zu tun. Wiebke Matthes hat eine Ausbildung zur Glasapparatebauerin absolviert, Barbara Ebner von Eschenbach ist Glasmacherin. Vom künstlerischen Standpunkt aus passen also die Leidenschaften der Beiden dann doch ganz gut zusammen.
Wiebke Matthes war schon immer fotografiebegeistert. In ihrer Kindheit fing alles mit einer analogen Praktika an, die sie sich von ihrem Taschengeld kaufte. Später schenkte ihr der Großvater eine Minolta Ausrüstung mit mehreren Objektiven, Stativ und anderen Ausrüstungsgegenständen. Nun wurde alles fotografiert, was ihr vor die Linse kam, ehe sie später versuchte, ein bisschen mehr Plan in die Fotos zu bekommen. Durch Corona bekam Wiebke Matthes viel Zeit geschenkt und entdeckte so die Liebe zur Makrofotografie wieder. Schon früher war sie viel in der Natur unterwegs und immer wieder fasziniert, was sich dort für Motive bieten.
Ähnlich ging es Barbara Ebner von Eschenbach. Seit ihrer Kindheit malt sie, als Jugendliche entdeckte sie Tempera, Pastellkreide und Kohle zum zeichnen. Jetzt ist vor allem die Ölmalerei für sie Ausgleich zu ihrem Beruf als Glasmacherin. Die viele freie Zeit im vergangenen Jahr nutze sie gemeinsam mit ihrer Lebenspartnerin Wiebke zu unzähligen Ausflügen in die Natur. Dabei entdeckten beide ein ganz neues Universum von kleinen Krabbeltieren, die oftmals gar nicht wahrgenommen werden. Mit einem Fernglas saßen die Beiden auf einem Stück Wiese und beobachteten die kleinen Tierchen, ihr Aussehen, aber auch ihr Verhalten. Wiebke Matthes versuchte, die kleinen Insekten mit der Kamera festzuhalten. Dabei nutzt sie eine besondere Methode, das Focus-Stacking. Hierbei wird eine Bilderserie mit unterschiedlichen Schärfebereichen aufgenommen. Diese rechnet ein spezielles Computerprogramm dann zusammen, so dass ein scharfes Foto des gesamten Insekts entsteht. Denn je näher man an so ein Tierchen mit der Kamera herankommt, umso kleiner wird der Bildausschnitt, der scharf dargestellt wird. Wiebke Matthes sieht also erst am Computer, ob das Foto etwas geworden ist oder die ganze Arbeit umsonst war, weil sich das Tierchen zum Beispiel bewegt hat. „Man braucht sehr viel Geduld“, erklärt sie, „da sitzt man ziemlich lange an einem Motiv.“ So ein Foto setzt sich aus bis zu 120 Einzelaufnahmen zusammen. „Besonderes Augenmerk bei Insektenaufnahmen sollte man auf die Augen legen“, erklärt sie.
Diese Fotos waren für Barbara Ebner von Eschenbach Vorlage für ihre Zeichnungen. „Sie erheben keinen Anspruch, anatomisch korrekt zu sein“, so Barbara Ebner von Eschenbach. Vielmehr will die den Betrachter dazu animieren, öfter mal auf den Boden zu schauen, wenn er das nächste Mal in der Natur unterwegs ist. Die Fotos zum Malen lädt sie sich aufs Handy, so kann sie bestimmte Bereiche gut vergrößern. Um den Besuchern einen Größenvergleich zu zeigen, steht unter jeder Aufnahme, wie groß das Tierchen in Wirklichkeit ist.
„Es ist auch immer Aufregung dabei, ob das Foto etwas geworden ist“, sagt Wiebke Matthes. Für beide hat sich so ein völlig neues Universum erschlossen. Und natürlich auch das Interesse geweckt, was sie da eigentlich vor der Kamera hatten. So wurde nach der korrekten Bezeichnung das Internet durchforstet, aber auch viele Bücher zur Bestimmung von Insekten angeschafft.
Es ist die erste Ausstellung des Paares. Ob es eine weitere gibt, wissen beide noch nicht. Jetzt heißt es erst mal wieder, sich auf den eigentlichen Beruf zu konzentrieren. Aber im privaten Bereich werden sie auf alle Fälle weiter machen. Und wer weiß, vielleicht sehen wir sie auch mit einer neuen Ausstellung wieder. Denn noch vor einem Jahr hätte keine der Beiden gedacht, dass sie nun diese Ausstellung machen.
Die Ausstellung „Faszinierende kleine Wesen“ ist bis zum 29. August zu sehen. Geöffnet ist jeweils an den Wochenende von 12 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung unter: 033849-164455
Mehr Infos gibt es unter: www.alteschule-wiesenburg.de
(Artikelfoto: Wiebke Matthes (links) und Barbara Ebner von Eschenbach)
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