Orgel Grubo

Wie die Kirche in Grubo vor 25 Jahren zu ihrer Orgel kam

Grubo. Vor 25 Jahren erhielt die Gruboer Kirche eine neue Orgel. Das Instrument, welches 1954 von der Orgelbauanstalt Alexander Schuke gebaut worden war, stand bis zu diesem Zeitpunkt in der Elisabethkirche in Berlin Mitte. “Für den Saal dort war sie etwas überdimensioniert”, erinnert sich der freiberufliche Kirchenmusiker Martin Schulze, der nicht nur in hiesiger Region als Fahrradkantor bekannt ist.

Von Mai bis Oktober ist er jeweils quer durch Deutschland unterwegs und spielt Orgel in Dörfern und kleinen Städten – wo sonst wenig Kultur geboten wird. Mit einem Tourstopp kürzlich in Grubo war für ihn zugleich eine Begegnung mit einer “alten Bekannten” verbunden, der Orgel.

1984 spielte er das Instrument bereits einmal in Berlin. Kürzlich kam Martin Schulze mit einem Kollegen auf die Orgel zu sprechen. Er erfuhr, dass sie mittlerweile in einer Kirche in der Nähe von Bad Belzig steht und wunderbar in die dortige Kirche passt.

Davon konnte sich der Fahrradkantor während eines Tourstopps persönlich überzeugen und mit seinem Orgelspiel, die Gemeinde beschenken.

Für die kleine Orgelandacht hatte Martin Schulze Musik aus der Barockzeit ausgewählt.

Mit seinem Orgelspiel verband der Fahrradkantor aber auch Dank – an Martha Gleiniger und Orgelschüler von damals, die sich in den 1990er Jahren dafür stark machten, dass die Orgel angekauft und von Berlin nach Grubo umgesetzt werden konnte. Doch das war gar nicht so einfach.

Lauschte das Publikum in den Kirchenbänken anfangs dem brillanten Orgelspiel, lauschte es danach der Erzählung von Martha Gleiniger, dessen verstorbener Ehemann Paul-Gerhard Grubo seelsorgerisch betreute. Erst kurze Zeit zuvor waren Grubo und die Nachbargemeinde Mützdorf zu seinem Verantwortungsbereich dazu gekommen. Das kirchliche Leben im Dorf lag am Boden, die Gottesdienste waren schlecht besucht. “So geht das nicht weiter”, sagte Martha Gleiniger damals zu ihrem Mann und beschloss, etwas gegen die zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben zu tun.

Die ganze Geschichte hier wiederzugeben, ist aus Platzgründen unmöglich. Nur soviel. Es gelang ihr, Kindern aus dem Dorf die Bibel näher zu bringen und sie außerdem dafür zu begeistern, das Orgelspiel von ihr zu erlernen. Doch stand zu diesem Zeitpunkt nur ein altes Harmonium in der Gruboer Kirche. Eines der Kinder von damals war Frank Schulze, der mit Blick auf die Instrumente in den Kirchen der Nachbardörfer zu ihr sagte:

“Wir brauchen auch eine ordentliche Orgel!”

Martha Gleinigers Antwort darauf:

“Lass uns Jesus darum bitten.”

Einige Zeit darauf erfuhren die Gleinigers aus einem Inserat, dass in der Elisabeth Kirche in Berlin eine Orgel abzugeben sei. Doch als der Kontakt dorthin hergestellt war, hörten sie, dass es für das Instrument bereits zwei Bewerber gäbe und die Entscheidung, wohin es verkauft wird, schon bald fallen soll. Martha Gleiniger folgte dem Rat, einen Brief zu schreiben und schilderte darin die Situation vor Ort. Sie schrieb, dass zwölf Kinder aus dem Dorf von ihr Orgelunterricht erhalten, es dafür aber unbedingt ein ordentliches Instrument braucht. Bald darauf erhielten die Gleinigers ein positives Antwortschreiben.

Am Sonntag vor dem Ersten Advent sollte die neue Orgel dann abgeholt werden. Bodo Bunzel aus Grubo hatte schon einen LKW bestellt, mit dem der Transport erfolgen sollte – als sich aus Berlin ein Orgelsachverständiger zu Wort meldete. Dass eine von Alexander Schuke gebaute Orgel mit zwei Registern in eine Dorfkirche versetzt werden soll, befand er nicht für gut. Worauf die Gleinigers den Mann zu sich einluden. “Ich habe ihm zuerst ein gutes Essen gekocht, Frikassee”, so Martha Gleiniger. Danach machten sich die drei auf und besuchten die Kirchen in Raben, Rädigke, Klepzig, Lehnsdorf und Mützdorf. Zu guter letzt ging es nach Grubo – wo der Orgelsachverständige seine Meinung änderte.

Und so konnte das kostbare Instrument wie geplant aus Berlin geholt werden. Im kalten Februar des Winters 1996 wurde die Orgel vom Orgelbauer Wolter unter der Empore wieder aufgebaut. “In der Kirche waren minus 4 Grad, es war bitterkalt”, erinnert sich die 90-Jährige. Bodo Bunzel stellte einen Ofen in der Kirche auf und es wurde warm, Frank Schulze und andere Helfer unterstützten beim Aufbau. Doch damit nicht genug. 20.000 DM kosteten der Kauf und der Aufbau der Orgel – Geld, über das die Kirchengemeinde nicht verfügte. Worauf eine große Spendenbereitschaft einsetzte.

(Artikelfoto: v.l.n.r. Frank Schulze, Martha Gleiniger, Fahrradkantor Martin Schulze, Bodo Bunzel)

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