Ziesar, Kapelle, Wandmalereien

Eine Stadtführung durch Ziesar

Ziesar. Eine ganz private Stadtführung durch Ziesar konnten die Teilnehmer der Slowakeireise der LAG im Sommer kürzlich genießen. Anett Weißflor, Mitarbeiterin in der Touristinformation und Teilnehmerin, hatte angeboten, einen kleinen Rundgang durch Ziesar mit allen Interessierten zu machen. Im Nachhinein waren alle begeistert. „Von der Seite aus habe ich Ziesar noch nie betrachtet“, sagt Hans-Joachim Kalkofen. Besonderen Eindruck hat bei allen die Burgkapelle hinterlassen.

Ziesar, ehemaliges Frauenkloster
Das ehemalige Frauenkloster

Während es die Burg bereits im 10. Jahrhundert gab (948 wurde Ziesar erstmals urkundlich erwähnt) und im Besitz der Bischöfe von Brandenburg war, wurde die Kapelle erst zwischen 1460 und 1470 errichtet. Der Bauherr, Dietrich von Stechow, ließ sich als einziger Bischof von Brandenburg in ihr bestatten. Wer nun aber Gold und Prunk erwartet, der wird eines besseren belehrt. Während die Fassade ein Meisterwerk der märkischen Backsteinarchitektur ist, wirkt das Innere der Kapelle eher schlicht. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man die Schönheit, denn im Inneren befinden sich fast einzigartige und vollständig erhaltene Wandmalereien aus dem späten 15. und frühen 16. Jahrhundert. Die hohen Fenster sind mit „Gardinen“ aus Backstein verziert. Ein Blick hinein ist ein absolutes Muss für jeden Besucher.

Der Bergfried macht im Moment den Eindruck, als wäre Christo am Werk gewesen. Er ist derzeit wegen Reparaturen an der Kuppel verhüllt. Dafür konnten alle den Storchenturm mit seinem Wächter in Augenschein nehmen. In diesem Turm befinden sich auch ein Verlies und ein höher gelegener Eingang als Schutz vor Angreifern. Seit vielen Jahren fühlen sich die Störche wohl auf dem Turm, auch in diesem Jahr hatten sie wieder Junge.

Ungewöhnlich und lustig zugleich ist die Geschichte des weißen Hauses an der Burgauffahrt. Dieses ließ Friedrich der Große für sich erbauen, um dort bei seinen Besuchen zu wohnen. Er hat es jedoch nie bezogen, denn nebenan baute sich jemand ein Haus, das größer war als das Friedrichs. Seinem Unmut machte Friedrich auf einem Notgeldschein Luft: „Die Herren Baumeister seind Bedrieger (sind Betrüger), sie sollten lieber arbeiten und mir nicht mein Geld aus der Tasche locken.“

Interessant in Ziesar sind die sogenannten Zunftplatten. Diese Idee wurde 1992 von der ehemaligen Bürgermeisterin Siglinde Wendt geboren. Mit ihnen wird nun an die frühere gewerbliche Nutzung der Häuser gedacht. Durch kleine Gassen und Grünanlagen, die von den Einwohnern liebevoll gestaltet wurden, führte der Weg ins Zentrum bis zur Kirche. Wunderschön restauriert bewunderten alle das alte Zisterzienserinnenkloster. Hier wurde viel Altes wie Fenster und Türen erhalten und mit neuem verbunden. Angeblich gab es auch einen Gang, der direkt in die Kirche führte, so dass die Nonnen das Kloster nicht verlassen brauchten. Die Kirche ähnelt den meisten der Region, sie ist ein alter Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert. Da Ziesar damals keine eigene Schule hatte, wurden Gebäude um die Kirche für den Unterricht genutzt.

Gleich neben der Kirche befindet man sich in der Breiten Straße. Angelegt als Heer- und Handelsstraße erfüllt sie auch heute noch diesen Zweck, dort finden regelmäßig Markttage statt. Eindrucksvoll ist das Bürgerhaus, welches 1789 errichtet wurde. Das ursprüngliche Rathaus war 1673 niedergebrannt und wurde nicht wieder aufgebaut. So entstand ein neues. Während sich die Verwaltung des Amtes auf der Burg befindet, hält hier immer noch der Bürgermeister seine Sprechstunden ab. Durch kleine Gassen ging es über den Waligraben zur heutigen Schule. Der Waligraben markiert sozusagen das Ende der historischen Altstadt. Viele Gedanken machten sich die Einwohner, wie man diesen vernünftig herrichten könnte, aber bisher wurde keine Lösung gefunden.

Besonders für die Männer der Runde interessant – das alte Elektrizitätswerk. Kurt Weißfor hat dort selbst fast sein ganzes Leben gearbeitet und gewohnt. Nach der Wende hat die Familie das Haus erworben, aber bei der Herrichtung den alten Charme erhalten. Nachdem das E-Werk nicht mehr zur Stromerzeugung gebraucht wurde, hat Kurt Weißflor dort ein kleines Museum eingerichtet mit allem, was man ihm überlassen hat. So erklärte er ausführlich, wie kompliziert es war, wenn die Anlage gereinigt werden musste. Mehrmals wurde geprüft, ob alles wirklich stromfrei war. Noch heute sammelt Kurt Weißflor alles, was in irgendeiner Form mit Elektrizität zu tun hat. Und freut sich, wenn er auch andere dafür begeistern und ihnen viele Funktionsweisen erklären kann.

Natürlich konnte die Gruppe nicht alles Sehenswerte besichtigen, dazu reichte die Zeit einfach nicht. Stadtführungen können jederzeit über die Touristinformation auf der Burg unter 033830-12735 gebucht werden.

Uiesar, Burgkapelle
Das Kreuz auf der Burgkapelle

(Artikelfoto: Die Kapelle ist verziert mit historischen Wandmalereien)

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