Lutherfest in Haseloff (Nachtrag)

Haseloff. Es war wohl vor 500 Jahren nicht anders als heute. Ein Kind wird geboren und Oma und Opa möchten etwas zur Taufe schenken. Am besten etwas, was das Kind beschützen soll. So geschehen auch im Hause Luther. Als Martin Luther von einer Reise zurück kam, brachte ihm Ehefrau Katherina nicht nur die „Geschäftspost“, sondern auch einen Brief seiner Mutter. Darin beglückwünschte sie das Paar zur Geburt von Töchterchen Magdalena und fragte nach ihren Wünschen für das Kind. Zur Sicherheit hatte sie auch gleich einen“ Katalog“ beigelegt, aus dem sich das Paar etwas aussuchen sollte.

Während Katherina begeistert von Brief und Idee war, brachte das alles Luther auf die Palme. Man brauche weder ein Püppchen noch ein Figürchen zum Schutz, auf Gott solle man vertrauen. Natürlich holte Katherina ihren Mann wieder auf den Boden zurück. Denn die Mutter hatte auch für ihren Martin ein kleines Geschenk beigelegt – einen Christopherus, den Schutzheiligen der Reisenden. Das besänftigte Luther, so dass er anstandslos schrieb, was seine Frau ihm als Antwort an seine Mutter diktierte. Die Szene und andere stammen aus der etwas anderen Predigt zum Gottesdienst auf dem Lutherfest in Haseloff. Pfarrerin Christiane Moldenhauer und Pfarrer Daniel Geißler gaben wieder Martin Luther und Katherina von Bora. Die „Predigt“ rief bei den Anwesenden wiederholt Lacher hervor. Kirche muss also nicht immer bierernst sein. Der Gottesdienst fand im Freien statt. „In der Kirche hätten wir coronabedingt nicht alle Platz gefunden“, erklärte Daniel Geißler, während er mit Mikrofon und Technik kämpfte. Aber letztendlich klappte alles. Auch für Kantor Winfried Kuntz, der diesmal die gewohnte große Orgel gegen ein kleines Keyboard eintauschen musste. Zusätzlich war der Text des Liedes zwischen den einzelnen Szenen für alle etwas neues, auch für Daniel Geißler. „Ich habe dieses Lied auch noch nie gesungen“, beruhigt er die Gäste. Aber zumindest kannten alle die Melodie – denn das Lied „Bis hierhin hat mich Gott gebracht“ hat dieselbe und wird oft zur goldenen Konfirmation gesungen.

Am Nachmittag hatten sich bereits viele Gäste auf dem Festplatz neben der Kirche eingefunden. Es gab Kaffee und Kuchen, Getränke und Grillwürstchen. Auch die Kinder kamen nicht zu kurz. Sie konnten sich an alten Spielen aus früherer Zeit erfreuen oder sich mittels Schminke in jemand anderen verwandeln lassen. Extra für das Fest wurde die Kirche festlich geschmückt, in der eine Ausstellung verschiedener Bibeln zu bewundern war. Auf dem Platz unterhielt Ekkehard der Barde von den Rabenbrüdern das Publikum. Als Belohnung erhielt er die schärfsten Chilischoten, die Niemegk zu bieten hat. Pfarrer Daniel Geißler hat sie selbst im Pfarrgarten angebaut, gehegt und gepflegt, getrocknet und in bestes Olivenöl eingelegt.

Schon Tradition auf den Lutherfesten, dieses war übrigens das Zehnte, sind die Auftritte der Mittelaltertanzgruppe „Flämurium“. Diese hatten diesmal etwas ganz Besonderes im Gepäck, einen Rabenbrudertanz speziell für Ralf den Raben. Es selbst konnte leider nicht dabei sein, aber sein Rabenbruder Ekkehard wird ihm sicher berichten. Seit vielen Jahren arbeitet die Tanzgruppe mit den Rabenbrüdern zusammen. „Wir haben ihre CD bekommen und so entstand der Gedanke, einen Tanz nach einem der Lieder zu entwickeln“, erzählt Leiterin Christina Zesche. Sie entschied sich für „Drei Raben ziehen durch das Land“ mit einer sehr eingängigen Melodie. Einige der Schritte stammen aus einem ihrer ersten Mittelaltertänze mit Gymnasiasten. Der Rest war sozusagen Teamwork. Und wurde mit großem Applaus belohnt.

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