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Der Heimatkalender 2022 der Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark ist erschienen

Potsdam-Mittelmark. Es gibt ihn auch in diesem Jahr wieder, den Heimatkalender der Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark. Obwohl man durch das verloren gegangene Weihnachtsgeschäft im letzten Jahr in die Miesen geraten sein, wie der Vorsitzende Jaromir Schneider auf der jüngsten Zusammenkunft in Wittbrietzen bestätigte. Das zeigt sich auch in einem etwas abgespeckten Layout. Aber es wurde wieder eine Vielzahl an interessanten Beiträgen zusammengetragen. Die meiste Arbeit mit den Beiträgen hat das Redaktionsteam, allen voran Chris Rappaport. „Ohne Chris würde es keinen Kalender geben, die Arbeit ist ihm auf den Leib geschneidert“, würdigte Jaromir Schneider das Engagement von Rappaport.

Chris Rappaport
Chris Rappaport

Besonders anspruchsvoll ist der Vertrieb des Kalenders. Dazu fährt das Team mehrere 1000 Kilometer durch die Region, um Geschäfte und Buchhandlungen, aber auch andere Möglichkeiten zu finden, den Kalender an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Der Kalender hat eine Auflage von 650 Exemplaren und kostet 10 Euro, die aber auch nicht jeder ausgeben möchte. Unterstützung zur Finanzierung kam vom Landkreis.  Zusätzlich gibt es eine ISBN und er kann auch beim Verein selbst per Mail unter rappaport@freenet.de  bestellt werden. Wer sich redaktionell beteiligen möchte, kann sich unter info@chronistenvereinigung-pm.de melden.

Für den Kalender kann jeder schreiben, der etwas Interessantes hat. Und dabei geht es nicht nur darum, was wir allgemein als Geschichte verstehen. „Gestern ist ja schon Geschichte“, so Chris Rappaport. Für ihn sollte viel mehr von dem aufgenommen werden, was nach der Wende passiert ist. Aber auch besondere persönliche Erlebnisse sind gern gesehen. So kann man unter anderem im diesjährigen Kalender einen Beitrag von Heinz Niendorf lesen, in dem es um den Autokauf in der ehemaligen DDR geht. Sehr lesenswert auch der Artikel über seine Tätigkeit als Volkskorrespondent und späterer Lokalredakteur der damaligen Märkischen Volksstimme (heute MAZ). Besonderes Augenmerk wurde in diesem Jahr auf die Schweden in der Mittelmark gelegt.

Aber auch neue Ideen wurden schon geboren. Die Chronisten würden gern die Zeiten der LPG aufarbeiten. Da ist man sich jedoch nicht nicht einig, in welcher Form das geschehen soll, da es doch bei der Auflösung auch viele politische Verwicklungen gab und viele Namen im Spiel waren.

Nach wie vor bedauern die Chronisten, dass die Heimatgeschichte so wenig in den Schulen aufgearbeitet wird. Die bisher erschienenen Heimatkalender wäre sicher ein gutes Lehrmaterial.

Jammerbock

Ein besonderes Schmankerl gab es für alle nach der offiziellen Vorstellung des diesjährigen Kalenders. Henrik Schulze, seit gut 40 Jahren ehrenamtlicher Stadtgeschichtsschreiber von Jüterbog, stellte sein neues Buch „Jammerbock IV“ vor.  Wie auch schon in den vorangegangenen drei Bänden geht es um Militärgeschichte rund um Jüterbog, diesmal um die Jahre 1945 bis 1994.

„Genaugenommen kam ich im Kreiskrankenhaus Königs Wusterhausen zu Welt. Doch mein Elternhaus war in Halbe“, erzählt Henrik Schulze. Doch woher sein Interesse für Militärhistorie?

„Da ich in meiner Kindheit im wahrsten Sinne des Wortes bei Schritt und Tritt mit Kriegsschrott in Berührung kam, als Schulkind wie Hamlet mit einem Schädel in der Hand ins philosophieren geriet, wurde die Geschichte mein wichtigstes Hobby. Das erste Betätigungsfeld war die Ur- und Frühgeschichte als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger. Speziell zur Militärgeschichte kam ich erst mit meinem Umzug nach Jüterbog, Anfang der 70er Jahre. Hätte es mich nach Hamburg verschlagen, wäre der Hafen mein Schwerpunkt. Und in Jüterbog waren es notgedrungen die Truppenübungsplätze. Forschungsfreiheit gab es erst mit dem Untergang der DDR – vorher war das alles streng geheim“ sagt er.

Henrik Schulze
Henrik Schulze

In der Regel stecken in einem solchen Buch rund 20 Jahre Recherche und zwei bis drei Jahre reine Schreibarbeit.  Natürlich steht der Kontakt mit Zeitzeugen im Vordergrund. Das war für die Sowjetarmee besonders schwierig. Doch inzwischen kommt der eine oder andere als Tourist wieder her. Ein paar Impressionen sind auf YouTube zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=4Al3CPdgcn8 . Das sind Bilder vom 343. Gde. Panzer-Regiment, Feldpostnummer 34999.

Sein wohl erfolgreichste Buch, “19 Tage Krieg”, wird überarbeitete noch einmal auf den Markt kommen soll. Doch vorher wird es ein “dickes Buch” über die Kesselschlacht von Halbe geben – Zumindest, wenn die Gesundheit stabil bleibt und das Alter es zulässt.

Die Militärgeschichte von Jüterbog 1792 – 2014 gibt es in 4 Bänden, mit „Jammerbock IV“ ist das neuste erschienen. Dort erfährt man Dinge, von denen man vorher noch nie gehört hat. Die meisten wissen nur, dass die Sowjetarmee dort stationiert war und dass es den Truppenübungsplatz gab. Die Sowjet-Garnison   Jüterbog war die Größte ihrer  Art in Deutschland. Begonnen zum Kriegsende bei der Roten Armee, über die Sowjetarmee in der DDR bis hin zu der Westgruppe der Truppen (WGT) der Russischen Föderation im vereinigten Deutschland  hatten vermutlich mehr als 1,5 Millionen Sowjetbürger Wehrdienst  Jüterbog geleistet. Von der Einnahme Jüterbogs im April 1945 bis zum Abzug der letzten Truppen Russlands im April 1994, in diesem fast 50 Jahre währenden Zeitraum, finden sich Truppenteile von rund zehn verschiedenen Armeen der Land- und Luftstreitkräfte in der hiesigen Garnison. In der vorliegenden Arbeit wir, gegliedert in verschiedene Zeitabschnitte, die Kommandostruktur der Verbände, ihr Personalbestand und deren Bewaffnung im Detail dargelegt. Die politische Geschichte der Truppenstationierung ist ebenso ein Thema wie das Leben der Soldaten und Offiziere sowie deren Beziehung zur deutschen Bevölkerung.

Auch die deutschen Streitkräfte, soweit sie  einen Bezug zum Standort hatten, sind Bestandteil dieses Buches. Beginnend bei der Kasernierten Volkspolizei (KVP), die schon ab 1946 in Altes Lager zum Objektschutz eingesetzt wurde, über ein Ausbildungslager der KVP bis hin zum Wehrkreiskommando der Nationalen Volksarmee (NVA) und dem Wehrkreisersatzamt der Bundeswehr reicht der Bogen. Mit eingeschlossen sind die Kampfgruppen der Arbeiterklasse und ein Minensuch-  und Räumschiff der Volksmarine mit Namen „Jüterbog“. Auch die Rolle DDR-Volkswirtschaft im Dienst der Landesverteidigung wird an Beispielen aus der Stadt aufgezeigt. Ebenso wie in den drei vorangegangen Bänden der Reihe „Jammerbock“ bekommt jede militärische Liegenschaft eine Einzeldarstellung. Dazu gehören die Gebiete der Truppenübungsplätze  mit über 200 Quadratkilometern, die Flugplätze, die Truppen- und Versorgungslager sowie versteckte Bunkerkomplexe für höhere Stäbe mit ihren Nachrichtennetzen. Den Abschluss bilden die auf den Truppenabzug folgenden ideenreichen Pläne zur Umnutzung der Flächen bis hin zu den tatsächlichen Konversionsmaßnahmen.

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