Alf Kullmann, Obstbrennerei Kullmann GmbH, Reppinichen

Vom Forstingenieur zum Destillateur – Die Obstbrennerei Kullmann GmbH in Reppinichen

Reppinichen. “Man muss Ideen die Chance geben, sich zu verwirklichen“, sagte einst Thomas Alvar Edison. Dieses Zitat passt perfekt auf die Obstbrennerei Kullmann GmbH in Reppinichen.

Mit dem vorhandenen lokalen Brennrecht wurde die erste Kartoffelbrennerei Ostdeutschlands gegründet. Es entstand die „Loburger Brennerei GmbH“ und mit Hilfe des Branntweinmonopols wurde erfolgreich aus Kartoffeln und Getreide Industriealkohol produziert. Über die Jahre entwickelte sich daraus ein familiäres Traditionsunternehmen mit höchsten Ansprüchen an die Destillationskunst.

1993 entstand in Wiesenburg/ OT Reppinichen die Privatbrennerei „Obstbrennerei Kullmann & Sohn“. Aus der „Loburger Brennerei GmbH“ wurde 2014 die „Brennereimanufaktur Loburg“ als Privatbrennerei, die 2018 im Herzen von Loburg als Schaubrennerei einen neuen Platz gefunden hat. Seit über 30 Jahren stehen die beiden Standorte für höchste Qualität auf dem Gebiet der Spirituosenherstellung. Wer nun nachrechnet stellt fest, dass es für des Standort Reppinichen im nächsten Jahr also ein Jubiläum gibt.

Firmeninhaber Alf Kullmann hat jedoch zuerst Forstwirtschaft studiert. Aber oft half er in der väterlichen Brennerei. So entschied er sich für eine Ausbildung zum Destillateur auf dem zweiten Bildungsweg. Anfangs war Alf Kullmann ein ganz normaler Angestellter in Reppinichen. 1998 hat er Anteile übernommen und seit Mai 2021 die komplette Geschäftsführung in Reppinichen.

Wie viele Sorten in Reppinichen hergestellt werden, weiß Alf Kullmann gar nicht so genau. „Es sind wohl um die 30“, sagt er. Das hängt damit zusammen, dass einige Spirituosen nur auf Bestellung in geringen Mengen hergestellt werden. Das Obst für die Liköre und Obstbrände kommt fast nur aus Ostdeutschland. Neben den Obstanbaugebieten rund um Werder gehören Obstbauern aus Sachsen/Anhalt und Sachsen zu den Lieferanten. Auf diese Verbundenheit legt Kullmann großen Wert.

Der Weg vom Obst bis zur Spirituose ist klar vorgegeben. Wird das Obst angeliefert, gelangt es über einen großen Trichter ins Innere zur Verarbeitung. Eine Förderschnecke transportiert es weiter zum Zerkleinern. Die sogenannte Hammermühle macht aus den Äpfeln oder Birnen Mus. Dieser wird auf etwa 30 Grad erwärmt und kommt mit Hefe in große Gärbehälter. Bis die Maische entsteht, dauert es, je nach Obstsorte, etwa drei bis vier Wochen. Dann kommt alles in die Brennanlage. „Die Maische wird auf mindestens 78,3 Grad erhitzt, erst dann trennt sich der Alkohol von der Maische“, erklärt Destillateur Pierre Debriel. Er kam mehr zufällig zu diesem Job. Er half mehrmals in der Brennerei aus. Es gefiel ihm, so dass er sich in dem Bereich weiterbildete und schließlich nach dem Renteneintritt des alten Destillateurs dessen Aufgaben übernahm. Im ersten Schritt entsteht bei der Destillation der Rauhbrand. Dieser hat einen Alkoholgehalt von ca. 85%. Über die Kupferbrennblase wird im zweiten Schritt der Alkohol gereinigt und so das Trinkbare vom Nichttrinkbaren getrennt. In einem 200 Liter Behälter wird schließlich die genaue Prozentzahl des Alkohols ermittelt und mit weichem Wasser auf die gewünschten Promille gebracht. Weiches Wasser ist wichtig, weil sich sonst Kalkablagerungen bilden.

Gleich neben der Destille steht eine Meßuhr. Mit ihr werden der genaue Alkoholgehalt und die Literzahl festgestellt. Diese Zahlen bilden die Grundlage für die zu zahlende Steuer. Denn Betriebe, die Alkohol herstellen, sind zollpflichtig. Je nach produzierter Menge und Alkoholanteil muss eine Steuer an den Zoll gezahlt werden. Reppinichen darf seine Produkte zollfrei lagern. Sobald jedoch eine Rechnung ausgestellt wird, wird die Steuer fällig. Deshalb wird die Meßuhr auch regelmäßig kontrolliert und geeicht.

Das Abfüllen der Spirituosen erfolgt halbautomatisch. Viele Dinge müssen noch per Hand erledigt werden. Wie das Einstellen der Flaschen unter die Abfüllschläuche. Bei den Minis können 12 Flaschen gleichzeitig befüllt werden. Bei den großen Flaschen sind es nur vier. Auch das Verkorken erfolgt manuell. Über den Korken kommt eine kleine Haube aus Plastik, die mit einer Schweißlampe verschlossen wird. Etikettiert wird automatisch von einer Rolle. „Wir haben aber auch noch Etiketten, die wir per Hand aufkleben müssen“, erklärt Anika Siemoneit. Eine Vollautomatische Produktion ist auf Grund der Vielfältigkeit auch fast unmöglich. „Aber das ist auch die Stärke der Manufaktur“, bestätigt Chef Alf Kullmann. Während der Produktion erfolgt in Abständen auch eine sensorische Prüfung, das heißt, Geruch und Geschmack werden kontrolliert. „Dazu braucht man einige Erfahrung“, so Alf Kullmann, „meist riecht man schon, ob der Obstler am Ende gut wird.“ Außerdem ist es mit diesen Spirituosen wie mit einem guten Wein, je länger er lagert, umso besser ist er. Ein weiterer Vorteil der Obstbrände ist, dass sie weder aromatisiert noch zusätzlich gezuckert werden. Man hat also wirklich den reinen Obstgeschmack.

Die Produkte der Brennerei in regionalen Läden zu finden, gestaltet sich schwierig. Man findet sie jedoch in einigen Edeka-Märkten. Beliefert werden auch die verschiedenen Spargelhöfe der Region um Beelitz sowie Karls Erdbeerhof und seine Erlebnisdörfer. Sowohl in Reppinichen als auch in Loburg gibt es einen Direktverkauf, in Reppinichen montags bis freitags von 7-16 Uhr. Außerdem gibt es auf der Homepage www.brennerei-manufaktur.de einen Onlineshop. Zusätzlich werden Führungen und Verkostungen angeboten, die wegen Corona derzeit jedoch auf Eis liegen.

(Artikelfoto: Alf Kullmann)

Visits: 215

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hol dir die App

Ab sofort kannst du Zauche 365 ganz bequem auf deinem Smartphone lesen.

Login
Jeder veröffentlicht seins.

Deshalb freuen wir uns sehr, dass du mitmachen möchtest. Bevor du jedoch auf Fläming 365 Artikel veröffentlichen kannst, musst du dich registrieren lassen. Das dient deiner und unserer Sicherheit. Fülle deshalb bitte das folgende Formular aus: