Franz Heitzendorfer, Naturpark Hoher Fläming, Raben, Garten der alten Sorten

Naturparkzentrum Hoher Fläming: Essen gegen das Vergessen

Raben. Die Auswahl an Sämereien in Gartencentern, Baumärkten und Supermärkten ist riesig. Da hat der Hobbygärtner die Qual der Wahl. Jedoch sind die Sämereien meist F1 Hybriden, das heißt, sie sind nicht samenfest. Wer also davon seine Samen selbst gewinnen will, erlebt eine Enttäuschung. Die Sorten sind vor allem für einen hohen Ertrag gezüchtet. Außerdem stehen wenige Sorten zur Auswahl. Dass es auch anders geht, zeigt die neue Ausstellung im Naturparkzentrum Hoher Fläming in Raben.

Naturpark Hoher Fläming, Raben, Garten der alten Sorten
Garten der alten Sorten

Ein Netzwerk verschiedenen Vereine, zu dem unter anderem VERN e.V. und pro agro gehören,  zeigen, wie man aus alten Sorten seine Samen selbst gewinnen kann. Der Vorteil ist, dass diese alten Sorten an unsere klimatischen Bedingungen angepasst und vor allem samenfest sind. Wer also von diesen Tomatenpflanzen Samen abnimmt kann sicher sein, dass er im kommenden Jahr dieselbe Tomate wieder ernten kann. Zudem sind die Sorten robust, weil meist regional und besonders und individuell im Geschmack. Und sie haben eine lange Ernteperiode. Wie das alles geht, zeigt die Ausstellung. Die Wanderausstellung zieht von Besucherzentrum zu Besucherzentrum. Begonnen hat es im Glauer Tal, jetzt macht sie in Raben Station. Das Naturparkzentrum hat sich selbst an der Erarbeitung vieler Texte beteiligt. Außerdem gab es schon die ersten Paprikapflänzchen zum mitnehmen. „Ich brauchte Platz für die Tomaten“, schmunzelte Juliane Wittig, die die Pflanzen herangezogen hat.

Zur offiziellen Eröffnung hielt Franz Heitzendorfer einen Vortrag über alte Gemüsesorten und gab auch Erfahrungen aus seinem eigenen Biogarten weiter. So erfuhren die Gäste, dass man einige Salatsorten schon im Herbst und Winter in einem unbeheizten Gewächshaus anziehen kann, um sie später auszupflanzen. Schon im 9. Jahrhundert gab es Aufzeichnungen von Karl dem Großen über Kräuter und Gärten. Offiziell gelten Sorten als alt, wenn sie länger als 40 Jahre genutzt wurden. Als samenecht bezeichnet man die, die seit längerer Zeit genutzt, vermehrt und weitergegeben wurden. Viele ältere Menschen kennen es noch, dass man Samen untereinander austauschte. Außerdem enthalten die alten Sorten einen Genpool für neue Züchtungen. Und sie enthalten etwa 50% mehr Inhaltsstoffe, als die neuen Züchtungen.

Im 19. Jahrhundert entstanden die ersten Saatgutfirmen. Die bekanntesten sind wohl Erfurt und Quedlinburg. Im 20. Jahrhundert übernahmen Chemie- und Pharmakonzerne die Züchtungen von F1 Hybriden. So verfügen derzeit 5 Prozent der Konzerne über 60 Prozent des globalen Saatguts. Deshalb ist es wichtig, alte Sorten zu erhalten und weiter zu vermehren.

Franz Heitzendorfer gab viele Hinweise für Kleingärtner. Wie legt man Beete an, welche Gemüsesorten passen zusammen und schützen sich gegenseitig und vieles mehr. So vertragen sich Wurzelgemüse gut mit Zwiebeln, Porree oder Knoblauch. Bei Radieschen empfiehlt er die weißen Eiszapfen, weil diese wenig von Schädlingen befallen werden. Für die Bestäubung von Tomaten im Gewächshaus spielt die Uhrzeit eine Rolle. Zwischen zehn und zwölf am Vormittag ist es am günstigsten. „Dazu einfach im Gewächshaus die Pflanzen schütteln“, so Heitzendorfer, „die Pollen fallen nach unten auf die anderen Blüten.“

Aber auch zur Vorbereitung der Beete gab es Hinweise, und die Besucher konnten an Fotos sehen, wie ein Garten aussehen kann. „Ein Biogarten muss nicht ein völliges Durcheinander sein, sondern kann durchaus geordnet aussehen“, so Franz Heitzendorfer. Im Moment testet er seit zwei Jahren die Beetvorbereitung ohne Umgraben. Im vergangenen Jahr hat das schon gut funktioniert. Das ist vielleicht ein bisschen umständlicher, aber körperlich längst nicht so anstrengend. Zu allen Themen gibt es auch viele Videos auf Youtube. Samen alter Sorten gibt es unter anderem bei VERN e.V, beim Bioland Hof Jeebel, Bingenheimer, Dreschflegel Saatgut oder bei der Wildsamen Insel.

Wer mehr über den „Garten alter Sorten“ wissen möchte, sollte die Ausstellung im Naturparkzentrum Raben besuchen. Mehr Infos gibt es hier: https://www.naturpark-hoher-flaeming.de/veranstaltungen/?event_id=652021&e_id=99652022

Naturpark Hoher Fläming, Raben, Garten der alten Sorten
Dein Beitrag

(Artikelfoto: Franz Heitzendorfer)

Visits: 22

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hol dir die App

Ab sofort kannst du Zauche 365 ganz bequem auf deinem Smartphone lesen.

Login
Jeder veröffentlicht seins.

Deshalb freuen wir uns sehr, dass du mitmachen möchtest. Bevor du jedoch auf Fläming 365 Artikel veröffentlichen kannst, musst du dich registrieren lassen. Das dient deiner und unserer Sicherheit. Fülle deshalb bitte das folgende Formular aus: