Mobiles Arbeiten auf dem Lande – Heim[at]office zieht Bilanz

Klein Glien. Nach zwei Jahren Laufzeit ging das im Hohen Fläming angesiedelte Modellprojekt Heim[at]office nun offiziell zu Ende. Es wurde gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und das Land Brandenburg und umgesetzt durch den Think & Do Tank neuland21. Ziel des Projekts war es, die Chancen digitaler Remote-Arbeit, wie mobiles Arbeiten oder Homeoffice, für ländliche Regionen aufzuzeigen und Unternehmen und Arbeitnehmer:innen bei der Umsetzung ortsflexibler Arbeitsmodelle zu unterstützen. Denn diese können große Entwicklungspotentiale und neue Zukunftsperspektiven für die ländlichen Räume bieten, gerade wenn es um drängende Themen wie Fachkräftegewinnung,  Zuzugs- und Rückzugsförderung oder die Reduktion des berufsbedingten Pendlerverkehrs geht.

In Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Partnern, darunter der Coworking Space Coconat, die Stadt Bad Belzig, die Gemeinde Wiesenburg, der Smart Village e.V., das KoDorf Wiesenburg und das Netzwerk Zukunftsorte, wurde über eine Vielzahl von öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen wie Community-Events, Workshops, Vorträge und Konferenzen das Thema Remote-Arbeit (Fernarbeit) in der Region sichtbar gemacht und bei Kommunen, Arbeitgebern und Arbeitnehmer:innen auf die Agenda gesetzt.

Deutlich wurde im Projekt, mobiles Arbeiten und Homeoffice sind spätestens seit Corona auch auf dem Land angekommen. Dem Projekt hat dies einerseits einen Schub verliehen, es aber auch vor neue Herausforderungen gestellt. So war es nicht ganz leicht, in Krisenzeiten wie diesen den Kontakt zu den ländlichen Unternehmen und Arbeitgebern zu finden. Gerade kleinere Betriebe können noch nicht so viel mit digitaler Remote-Arbeit anfangen. Aber auch größere Arbeitgeber wie Verwaltungen haben Schwierigkeiten, sich digital gut aufzustellen und so ihren Mitarbeitenden neue Arbeitsweisen anzubieten.

Bei den ländlichen Arbeitnehmer:innen zeigte sich, Homeoffice war, sofern möglich, erst einmal eine positive Erfahrung und hat bei vielen auch Dank der fehlenden Pendelzeiten teils zu einer erheblichen Verbesserung der Work-Life-Balance geführt. Was Arbeitnehmer:innen in ihrem Homeoffice jedoch am meisten vermisst haben, war der Kontakt zum eigenen Team und eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privat. Neben den technischen und datenschutzrechtlichen Fragen zur Umsetzung spielten Themen wie Führungskultur und Selbstorganisation sowohl für Arbeitgebern wie Arbeitnehmer:innen eine gravierende Rolle bei der Einführung von ortsflexiblen Arbeitsmodellen.

Nach Projektende war es nun Zeit zurückzuschauen. Was wurde erreicht, wo gab es Schwierigkeiten und was wird am Ende bleiben? „Auf alle Fälle ist ein breites und buntes Netzwerk von Akteuren entstanden, die sich für das neue Arbeiten und Leben auf dem Land interessieren und einsetzen “, so Anna Momburg auf der Abschlussveranstaltung im Coconat in Klein Glien.

Auch gibt es inzwischen dank des Projekts mehr Möglichkeiten, um in der Region Hoher Fläming mobil zu arbeiten: Das Gleis 21 am Bahnhof Wiesenburg und die Berliner S-Bahn im Coconat sind neue Arbeitsorte für lokale Coworker und im Rahmen des Projekts entstanden.

Die Online-Konferenz Brandenburg Remote, durchgeführt 2021 und 2022, war ebenfalls ein voller Erfolg des Projekts Heim[at]office. Dort wurde mit Vorreiter-Kommunen, Coworking Betreiber:innen, Remote-Arbeitgebern, ländlichen Gründer:innen, Zukunftsforscher:innen und rund 500 Teilnehmenden diskutiert, wie die nächsten Schritte für eine Arbeitswelt der Zukunft auf dem Land aussehen könnten. Dank des Projekts ist auch die digitale Plattform www.heimatoffice.org entstanden: Mit Blog, Lernplattform und Job-Börse und vielen nützlichen Informationen zum neuen Arbeiten und Leben auf dem Land.

„Wir haben viele neue Samen gesetzt, auf die Brandenburger Kommunen und Arbeitgeber zukünftig aufbauen können“, so Anna Momburg.

Schon jetzt zeigt sich eine Brandenburgweite Vernetzung von Akteuren, die das Thema der Arbeitswelt der Zukunft auf dem Land auch zukünftig weiter vorantreiben werden. So findet dieses Jahr zum ersten Mal das Coworking Festival Berlin gemeinsam mit Brandenburg statt: Vom 5. bis 9. September 2022  öffnen zahlreiche Coworking Spaces der Region die Türen für Firmen und alle Interessierten, wie Stefanie Röder, Regionalmanagerin der Gemeinde Wiesenburg und Mitinitiatorin des Festivals, mitteilte. Auch im Hohen Fläming wird es Aktionen im Rahmen des Festivals geben: Auf einer Rundfahrt, zu der man sich anmelden muss, geht es nicht nur in die Räumlichkeiten selbst, sondern auch in die Natur.

Insgesamt können die Projektmacher  zufrieden sein, denn was sie geschaffen haben, wird bleiben und sich weiterentwickeln.

(Artikelfoto: Anna Momburg (links) blickt zurück)

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