Bad Belzig. Wenn die Aussagen zutreffen, dürften die Stadtwerke Bad Belzig ab sofort in ruhiges Fahrwasser gelangen, man kann gar von Rettung reden.
Demnach sollen die Kleingläubiger, in der Regel Bad Belziger Kunden der Stadtwerke, ihre Guthaben bis zu 1000 Euro vollständig ausgezahlt bekommen. Alle Mitarbeiter sollen bleiben und alle Geschäftssparten weiter betrieben werden. „Auch die Gaslieferungen sind für diesen Winter gesichert, unser Unternehmen hat entsprechende Mengen eingekauft“, versicherte Kristian Kassebohm.
Bis zum Jahresende will die „Bad Belzig Beteiligungsgesellschaft mbH (BBB)“ die Stadtwerke übernehmen, ein entsprechendes Angebot wurde jetzt dem Insolvenzverwalter unterbreitet. „Bislang sind wir wohl die einzigen die ein Angebot abgegeben haben“, glaubt Geschäftsführer Kristian Kassebohm. Kassebohm, ist auch Geschäftsführer des bekannten Entsorgers „Remondis GmbH“. Remondis ist mit 49 Prozent an der neuen Gesellschaft beteiligt. Die fehlenden 51 Prozent bleiben weiterhin in den Händen der Stadt, weshalb Bürgermeister Roland Leisegang ebenfalls an der Spitze der BBB amtiert. Die neue Gesellschaft hat ein Gesellschaftervermögen von einer Million Euro.
Im Rahmen einer am 13.10.2022 beim Bad Belziger Notar Dieter Zastrow geschlossenen Vereinbarung über eine „Öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP)“ hat man sich auf 20 Jahre gegenseitig gebunden, mit Verlängerungsoptionen.
„Wir haben neun Monate hart verhandelt, der Bürgermeister hat uns einiges an Zugeständnissen abgerungen“, sagte Kassebohm bei einem Pressegespräch im Rathaus der Kreisstadt. Außerdem wurden Gespräche mit den Großgläubigern wie Vattenfall und der Bank geführt. Ein Insolvenzplan wurde ausgearbeitet und wird wohl in der kommenden Woche beim Amtsgericht vorgelegt.
„Damit sind wir ein gutes Stück vorangekommen, wir haben einen leistungsfähigen Partner gefunden, der für die zukünftigen Aufgaben fachlich geeignet ist“, glaubt der Bürgermeister und die Ansicht wird wohl auch vom Stadtparlament geteilt, denn die SVV hat dem Vertrag zugestimmt.
Remondis ist schon seit einiger Zeit in der Region und auch in Bad Belzig aktiv. So hält man ebenfalls 49 Prozent an den Stadtwerken Potsdam und an der MEBRA in Brandenburg an der Havel, macht die Straßenreinigung in Bad Belzig, die „Gelbe Tonne“ wird im Landkreis entsorgt und auch für die Wasserversorgung und Abwasserreinigung in einigen Regionen Brandenburgs ist man zuständig. Insgesamt hat das Unternehmen Erfahrungen in insgesamt 100 ÖPP gesammelt und sieht sich im Bereich der Daseinsvorsorge als potenten Partner für Kommunen.
Als nächstes will man die Klärwerksanierung angehen, um zukunftsfähig zu bleiben.
Kristian Kassebohm lobte die aktuelle Geschäftsführung der Stadtwerke. „Alle Mitarbeiter machen gute Arbeit, wir haben alles genaustens geprüft, es ist ein solides Unternehmen“, sagte der Geschäftsführer und betonte, dass man auch Synergien nutzen will. So sollen auch alle Auszubildenden bleiben und man will eine Ausbildungsoffensive starten in dem den Lehrlingen auch Arbeitsplätze an anderen Standorten des Unternehmens angeboten werden. Andererseits sollen Kollegen aus den anderen Niederlassungen bei Engpässen in Bad Belzig aushelfen.
Ob die von allen Beteiligten ausgerufene „Win-win-win-Situation“ – Stadt, Unternehmen, Bürger – tatsächlich zutrifft, muss abgewartet werden.
Durch Spekulationen des ehemaligen Geschäftsführers Hüseyin Evelek sind die Stadtwerke in Schieflage geraten, sitzen auf über 20 Millionen Euro Verbindlichkeiten und mussten Insolvenz anmelden.
Remondis wurde 1934 gegründet, hat einen Jahresumsatz von 11,5 Milliarden Euro und beschäftigt 38.000 Mitarbeiter, damit gehört es weltweit zu den größten Privatunternehmen für Recycling, Service und Wasser, es ist weiterhin ein Familienunternehmen.
Jedenfalls scheint es in Bad Belzig weiter zu gehen, jetzt müssen der Insolvenzverwalter, die Gläubigerversammlung und das Amtsgericht grünes Licht geben, dann kann die neue Gesellschaft ihre Arbeit aufnehmen.
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