“Was bewegt Dich?” – Interview mit Vera Lapiga aus der Ukraine, zur Zeit in Schmerwitz

Schmerwitz. Fläming 365 und Zauche 365 fragen 30 Menschen, was sie aktuell besonders bewegt. Unser Ziel ist eine Momentaufnahme des Denkens und Fühlens der Menschen in der Region, insbesondere vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der in der Folge auftretenden Probleme und Konflikte. Wir wollen Leserinnen und Leser zum eigenen Nachdenken anregen.

Interviewpartnerin bei diesem Interview ist Vera Lapiga, 42 Jahre alt, Flüchtling aus der Ukraine. Sie kam im März nach Deutschland und wohnt aktuell in der Gemeinschaftsunterkunft in Schmerwitz.

Was bewegt Sie zurzeit?

Am meisten natürlich: Wann ist endlich Frieden. Denn ich möchte gern wieder in meine Heimat zurück.

Sind sie allein in Deutschland?

Meine Schwester war schon vorher hier, so bin ich hinterher gekommen.

Und Ihre Familie?

Seit Kriegsbeginn hat sich die Familie in alle Richtungen zerstreut. Meine Kinder sind in Dänemark. Meine Mama ist zu einer meiner Schwestern nach Thailand gegangen. Nur mein Neffe ist noch in der Ukraine. Er ist Armeeangehöriger und darf nicht ausreisen. Meine Mama hat Kiew vor einer Woche verlassen, es gab keinen Strom, kein Licht, kaum Heizung.

Wie halten sie Kontakt?

Über den Messengerdienst Viber. Der ist ähnlich wie Whats App. Das funktioniert sehr gut.

Wie waren Ihre Gefühle bei der Ankunft in Deutschland?

Ich wurde sehr gut empfangen. Anfangs habe ich bei Michendorf gewohnt. Eine deutsche Familie hat mich ganz herzlich aufgenommen und mir sehr geholfen, auch finanziell.

Welche Probleme gibt es für Sie derzeit?

Das größte ist der Reisepass. Ich muss ihn dringend beantragen, damit ich mich ab Mai zum Beispiel Behörden gegenüber ausweisen kann und mich frei bewegen kann. Aber es ist einfach kein Termin zu bekommen. Im Moment geht alles noch so, aber ab Mai brauche ich diesen Pass.

Wie fühlen Sie sich in Schmerwitz, haben Sie Kontakt zu den Dorfbewohnern?

So richtig nicht, man grüßt sich und sagt Hallo, wenn man sich auf der Straße trifft. Aber in der Unterkunft fühle ich mich wohl. Dort werden wir sehr gut betreut. Besonders an Ina (Welpmann vom SAM e.V. – Eva Loth) kann ich mich immer wenden, wenn ich Probleme habe. Sie hilft mir sehr.

Was wäre Ihr Wunsch zu Weihnachten?

Ich möchte gern eine orthodoxe Kirche besuchen, wie es meinem Glauben entspricht. Ich war ein paar Mal In Potsdam, aber jetzt ist es einfach zu weit weg. Da fehlen die Fahrmöglichkeit und auch das Geld.

Sie könnten auch hier einen katholischen oder evangelischen Gottesdienst zu Weihnachten besuchen!

Ich traue mich nicht, da ich nicht weiß, wie es dort abläuft. Wenn mich jemand an die Hand nehmen würde und mit mir hingeht, würde ich es aber versuchen. Ganz fremd ist es mir nicht, da meine Schwester katholisch ist. Da gibt es jedoch auch wieder das Problem, wie komme ich hin.  Aber wenn sich irgendwie die Möglichkeit bietet, dann möchte ich gern nach Potsdam in die orthodoxe Kirche.

Vielen Dank für das Gespräch.

(Alle Was-bewegt-dich-Interviews auf Fläming 365 findest du HIER. Außerdem empfehlen wir dir auch die entprechenden Interviews auf Zauche 365)


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