“Was bewegt Dich?” – Interview mit Anastasia Humeniuk aus der Ukraine, z.Z. in Reetz

Reetz. Fläming 365 und Zauche 365 fragen 30 Menschen, was sie aktuell besonders bewegt. Unser Ziel ist eine Momentaufnahme des Denkens und Fühlens der Menschen in der Region, insbesondere vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der in der Folge auftretenden Probleme und Konflikte. Wir wollen Leserinnen und Leser zum eigenen Nachdenken anregen.

Interviewpartnerin bei diesem Interview ist Anastasia (Nastja) Humeniuk, Flüchtling aus der Ukraine, 19 Jahre. Sie wohnt mit ihren Eltern privat in Reetz.

Wenn Dich jemand fragt, woran Du jetzt gerade denkst, was würdest Du antworten?

Ich bin jetzt seit neun Monaten in Deutschland. Die Menschen sind alle so freundlich und wollen uns helfen, sowohl privat als auch mit den ganzen Dokumenten. Dafür sind wir sehr dankbar. Aber manchmal ist es auch hart, weil das Leben hier so ganz anders ist als zu Hause.

Wenn Du die Nachrichten aus der Ukraine hörst, was bewegt Dich da?

Zuerst denke ich an meine Großeltern, die immer noch in der Ukraine sind. Jeden Tag Bomben, jeden Tag sterben Menschen, das ist so fürchterlich. Und auch schwer zu verstehen. Manchmal hab ich schon ein schlechtes Gewissen, weil wir hier in Sicherheit sind und andere nicht wissen, wie sie die Zeit überstehen sollen. Es fällt schwer, die Bilder anzusehen.

Möchtest Du hierbleiben oder später wieder zurück kehren?

Das weiß ich gar nicht so genau. Natürlich liebe ich meine Heimat, aber auch das Leben hier. Ich habe viele Freunde gefunden, habe eine Arbeit in der IKTB der Wiesenburger Schule seit Mai. Ich bin jetzt 19 und muss auch an meine Zukunft denken. Hier gibt es auf alle Fälle mehr Möglichkeiten für mich. Meine Eltern sind noch zu Hause und haben keine Arbeit. Das liegt vor allem an der Sprachbarriere. Sie hoffen, dass sie im kommenden Jahr endlich einen Deutschkurs besuchen können.

Gibt es Schwierigkeiten mit den Behörden?

Nicht direkt, aber es gibt hier so viele Dokumente, die ausgefüllt werden müssen. Soviele haben wir in der Ukraine nicht. Aber wir wissen auch, dass es sein muss, denn dieses Land gibt uns Sicherheit. Ich begleite meine Eltern, wenn sie zu den Ämtern müssen, so kann ich helfen. Ich spreche schon etwas deutsch und ganz gut englisch und die meisten Angestellten können auch englisch, das macht es leichter.

Was wünschst Du Dir zu Weihnachten?

Mein Hauptwunsch ist natürlich, dass der Krieg so schnell wie möglich endet. Aber ich wünsche mir für alle Menschen ein gutes Neues Jahr. Vor allem Sicherheit und Gesundheit, denn das ist wohl das Wichtigste.

Vielen Dank für das Gespräch.

(Das Gespräch wurde bereits vor Weihnachten geführt. Alle Was-bewegt-dich-Interviews auf Fläming 365 findest du HIER. Außerdem empfehlen wir dir auch die entprechenden Interviews auf Zauche 365)


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