Gräben: Hilfe für den Verlorenwasserbach gefordert

Gräben. Bereits auf der Informationsveranstaltung zur Ausweisung von FFH Gebieten und der Erstellung von gezielten Managementplänen im Naturpark Hoher Fläming in Bad Belzig hat es sich herauskristallisiert – der Verlorenwasserbach bewegt und erhitzt die Gemüter. Das zeigte sich wieder deutlich auf der ersten Zusammenkunft der regionalen Arbeitsgruppe für die FFH-Planungen für den Verlorenwasserbach in Gräben.

Die verantwortliche Szamatolski Schrickel Planungsgesellschaft GmbH stellte dort die ersten Ergebnisse ihrer Arbeit vor. In Zusammenarbeit mit Experten anderer Planungsbüros ging es erst einmal um eine Bestandsaufnahme. Dabei wurden die verschiedenen Lebensraumtypen kartiert und ihr Erhaltungszustand nach landesweit einheitlichen Kriterien beurteilt. Gemeinsam mit der Naturparkverwaltung werden konkrete Maßnahmen entwickelt, um die Lebensräume zu erhalten und in einen günstigen Zustand zu bringen. Zudem gibt es zahlreiche Flächen, auf denen Lebensräume durch geeignete Maßnahmen entwickelt werden können. Jede Maßnahme wird mit Nutzern und Eigentümern abgestimmt und gegebenenfalls angepasst.

Die Kartierung der zu schützenden Tierarten, wie das Bachneunauge und Fledermausarten werden in diesem Jahr erfasst und deren Zustand bewertet.

Insgesamt 218 Hektar gilt es zu beurteilen und zu erfassen. Die beiden FFH-Gebiete am Verlorenwasserbach beherbergen natürliche Fließgewässer, magere Mähwiesen und Feuchtwälder, von denen ein nicht unerheblicher Anteil im Privatbesitz ist. Schon bei der Erfassung und Beurteilung ergaben sich große Unterschiede. Während in einigen Abschnitten der Erhaltungsgrad und die Habitatstrukturen gut sind, besteht an anderen Stellen zwingend Handlungsbedarf. Das sahen auch die anwesenden interessierten und betroffenen Bürger des Gebietes so.

Sie kritisierten vorangegangene Maßnahmen als nicht sinnvoll. Das betraf vor allem das Ringeln von Fichten. Die nun abgestorben und umgekippt sind und so den Bachfluss stauen und unterbrechen. Naturparkleiter Steffen Bohl erläuterte die Gründe. „Gebietsfremde Baumarten, wie die Schattenbaumart Fichte beeinträchtigen den Erhaltungsgrad von Erlen- und Eichenwäldern durch starke Lichtkonkurrenz. So werden Baumarten naturnaher Waldgesellschaften verdrängt und auch die Bodenvegetation verschwindet.“, erklärte er. Da sich Fichten durch Naturverjüngung flächig ausdehnten, musste man nach Abstimmung mit der Landesforst und der Naturschutzbehörde eingreifen, um das Ökosystem wieder in einen besseren Zustand zu bringen, sagte Steffen Bohl. Das Ringeln sei eine anerkannte Alternative zum Harvester, der größere Schäden am Boden und im Bestand angerichtet hätte und die Biomasse als Totholz bzw. zur Bodenbildung im Ökosystem verbleibt. Wirklich überzeugen konnte er einige Bürger mit der Erklärung nicht.

Ein ganz schwieriges Thema ist die Unterbrechung des Bachs direkt in der Ortschaft Verlorenwasser. Dort wurde der Überlauf zum kleinen Wasserfall einst verschlossen. Seitdem fliest wieder Wasser durch eine Umgehungsrinne zur Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit des Verlorenwasserbachs. Die Umgehung sei von Anfang an zu schmal gewesen, bemängeln die Anwohner. Nun staut sich das Wasser zu einem teilweise übel riechenden Teich und der Wasserlauf bis zum Quellgebiet Egelinde ist seit 2018 trocken gefallen. Es müsse ein Notfallplan her, fordern die Bürger, die sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben. Der Mühlabsturz müsse wieder geöffnet werden, so die Bürger.

„Das Ziel ist erkannt, das Problem muss gelöst werden, um wieder durchgängig Wasser im Bach zu haben“, sieht auch Steffen Bohl. Er weist aber auf die extreme Dürrejahre und den auch zeitweise trockengefallenen Oberlauf hin. Der Bürger-Vorschlag, den Mühlabsturz wieder zu öffnen ist nicht praktikabel, da u.a. bestehende Genehmigungen dazu verschiedenen Anträge und Genehmigungen und viel Geld notwendig sind. Um gemeinsam Lösungen zu finden, soll es einen Ortstermin geben.

„Wir müssen natürliche Waldgesellschaften, wo sie noch relikthaft vorhanden sind, schützen“, so Bohl. Um sie in einen ökologisch guten Zustand zu versetzen, ist ein Eingriff des Menschen in Flächen in schlechtem Erhaltungsgrad noch notwendig. Die FFH-Richtlinie hat die EU bereits 1992 beschlossen. Damals war jedoch die Dynamik des Klimawandels noch nicht abzusehen, so dass man nun vor völlig anderen Herausforderungen, insbesondere bei der Wasserverfügbarkeit für die Lebensraumtypen und Arten, steht.

(Artikelfoto: Totholz liegt kreuz und quer in der Landschaft)

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