Vor 60 Jahren – Erinnerungen an die Schulzeit in Reetz

Reetz. Mit Ende der Schulzeit beginnt für alle der Ernst des Lebens. Eine gute Gelegenheit, sich an die „Ausschulung“ zu erinnern. Und nicht nur daran, sondern auch an die gesamte Schulzeit. Ehemalige Schüler der Reetzer Schule, die früher bis zur Klassenstufe Acht ging, treffen sich regelmäßig alle zwei Jahre, um in Erinnerungen zu schwelgen. Auch wenn die inzwischen fast alle 75 jährigen traurig feststellen müssen, dass sich der Kreis immer weiter verkleinert. Kürzlich trafen sich alle in der Springbachmühle in Bad Belzig.Mit dabei auch Renate Friedrich aus Reetz. Sie unterrichtete die Jungen und Mädchen in Russisch und Musik und war bei ihrem Start als Lehrerin nur wenige Jahre älter als ihre Schüler. Als Überraschung hatte sie ein Textheft aus dem Musikunterricht mitgebracht, welches sie neben vielen anderen Dingen aus ihrem Berufsleben aufbewahrt hat.

„Schaut mal“, so Renate Friedrich, „eine gestochen saubere Schrift, kein einziges Eselsohr und sogar das Löschblatt ist noch drin.“ Das war damals wichtig, da mit Füller und Tinte geschrieben wurde. Mit dem Löschblatt wurde die Tinte getrocknet und nichts konnte verschmieren. Das Heft bekam die ehemalige Eigentümerin Hannelore (Ziep) Übe als Geschenk und war selbst ganz überrascht. Zumal in den ersten Schuljahren noch auf einer Schiefertafel geschrieben wurde.

An die Einschulung erinnern sich viele auf Grund bestimmter Begebenheiten. Die Kinder wurden auf dem Schulhof begrüßt, dann ging es in die Klassen, wo schon die Schultüten auf den Bänken lagen. Die meisten waren unten mit Papier ausgestopft, darüber lagen neben Süßigkeiten auch Stifte und Zeichenblöcke. Den Abschluss bildete meist ein Spielzeug.

„Magdalene Bendel und ich mussten ganz hinten stehen“, erinnert sich Renate (Schulz) Senst:

„Das fanden wir gar nicht gut, weil wir so klein waren.“

Heute kann sie darüber schmunzeln. Die Kinder waren alle schön angezogen, die Mädchen trugen neue Lackschuhe und Schleifen im Haar. „Ich hatte ein von einer Nachbarin selbst genähtes rosa Kleid mit Falten“, sagte Renate Senst.

Nach der Schulzeit machte sie eine Friseurlehre. Auf einem Friseurball des damaligen Kreises trug sie ihr Jugendweihekleid und nahm an einem Gesangswettbewerb teil. Zur eigenen Überraschung gewann sie. „Der erste Preis war ein Kaninchen“, lachte Renate Senst. Gut erinnern kann sie sich an eine Strafarbeit. Angeblich hatte sie geschwatzt. „Aber das war ich gar nicht“, ist sie heute noch empört. Trotzdem musste sie einhundert Mal den Satz schreiben: Ich darf im Unterricht nicht schwatzen.

Zu der 24köpfigen Klasse gehörten auch die sieben Kinder aus Reetzerhütten, dem Nachbarort. Das hieß, jeden Morgen etwa zwei Kilometer bis nach Reetz zur Schule laufen. Besonders im Winter eine Herausforderung. Aber die Kinder wussten sich zu helfen. Sie banden ihre Schlitten zusammen und transportierten so die Schulmappen. Hinter dem letzten Haus von „Roten Strumpf“, so wurde der kleine Vorort an der Ziegelei genannt, verlief ein Graben. Dort wurde im Winter regelmäßig angehalten und erst mal geschlittert. „Da kamen wir dann schon mal pitschnass in der Schule an“, schmunzelte Silvia (Meerkatz)Wysocki. Die nassen Sachen kamen dann zum Trocknen an den Ofen. Es gab nur einen Jungen aus Reetzerhütten, der damals eingeschult wurde. „Der hatte ganz schön zu leiden unter uns Mädels“, lacht Silvia Wysocki heute.

So kamen nach und nach viele lustige und auch nicht so lustige Erinnerungen an den Tag. Und solange es geht, werden sich alle wieder treffen.

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