Eine Welt ohne Insekten – und was man dagegen tun kann! Eine Veranstaltung im Klinkengrund

Ab sofort können Sie einige unserer Artikel auch hören. Eine KI macht es möglich. Ermöglicht wird uns dieser neue Service und weitere Nutzungen Künstlicher Intelligenz durch die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb). Alle Artikel, bei denen KIs zum Einsatz kommen, werden wir mit “KI” kennzeichnen.

Bad Belzig. Seit 2016 ist der Stadtteil Klinkengrund Teil des Bund-Länder-Förderprogramms „Soziale Stadt“ der Städtebauförderung. Sozial benachteiligte und strukturschwache Stadtteile sollen dadurch attraktiver als Wohn- und Lebensraum werden. Das Miteinander der vielfältigen Bewohnerstruktur soll gefördert und die Lebensperspektiven sollen verbessert werden.

Der Stadtteiltreff „Klinke 1“ steht für alle Bewohner offen, um an gemeinsamen Aktivitäten teilzunehmen oder um Ideen für weitere Verbesserungen des Stadtteils zu sammeln. Dana Forderer als Quartiersmanagerin unterstützt dabei gern, unter dem Motto „Für Klinkengrundern von Klinkengrundern“.

„Es ist eine Herausforderung, die Anwohner zum Mitmachen zu animieren oder dazu, eigene Ideen zur Verbesserung ihres Wohnumfeldes zu äußern und umzusetzen. Durch einen Aktionsfond können sogar spontane, kleinere Aktionen mit bis zu 250 Euro bezuschusst werden“, so Forderer.

„Schützenswerte Insekten“

Kürzlich lud die „Klinke 1“ Interessierte zum Thema „Schützenswerte Insekten“ ein. Im Klinkengrund gibt es viele Balkone und Grünflächen, die trist gemäht oder gar nicht bepflanzt sind. Grund genug für Dana Forderer Elisa Kallenbach von der Naturparkverwaltung einzuladen.

Kallenbach veranschaulichte die Frage „Wie wäre eine Welt ohne Insekten?“ mit einigen Spielen. So wurde zum Beispiel die geringe Auswahl an Lebensmitteln und Früchten deutlich, wenn eine Bienenbestäubung der Blüten nicht mehr vorhanden wäre. Baumwollkleidung, Kakao und Kaffee wären zum Beispiel nicht mehr verfügbar. Das gab den Besuchern viel Stoff zum Nachdenken.

Seit Jahrzehnten ist ein Insektenschwund deutlich erkennbar. Bei den rund 560 vorkommenden Arten der Wildbienen sind zum Beispiel etwa 48 Prozent in ihrem Bestand gefährdet oder bereits ausgestorben. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Die fortschreitende Intensivierung der Bodennutzung in der Agrarlandschaft, aber auch Entwicklungen in der privaten Gartenlandschaft, wie zum Beispiel Schottergärten und kurz getrimmte Rasenflächen, sind mitverantwortlich. Hinzu kommt die zunehmende Versiegelung von Flächen durch die Verstädterung. Wälder werden gerodet, und der Klimawandel schreitet voran.

Kleinen Tieren helfen

Es gibt allerdings viele unterschiedliche Möglichkeiten, den kleinen Tieren zu helfen. Ob im Haus- oder Kleingarten, auf dem Balkon oder auf der Terrasse können kleine Paradiese für die Insekten geschaffen werden, die wiederum Nahrungsquellen für kleine Vögel und kleine Säugetiere darstellen. Viele Arten, die sich von Pflanzenteilen, Pollen oder Holz ernähren, lassen sich durch einen reichhaltig gedeckten Tisch aus Wildblumen, Kräutern, Stauden und Gehölzen unterstützen. Für die hier ansässigen Insekten sollte man auf heimische Pflanzen zurückgreifen. Sie haben sich bestens an diese angepasst und sind auf sie angewiesen. Zum Beispiel besitzen gezüchtete Blumen mit gefüllten Blüten keine Pollenstände mehr und bieten keine Nahrung. Wildblumen mit ungefüllten Blüten sind daher vorzuziehen.

„Viele Menschen vergessen leider, dass Insekten im Larvenstadium eine andere Nahrungsquelle benötigen als im ausgereiften Zustand. Die Schmetterlingsart Schwalbenschwanz zum Beispiel, ernährt sich als Raupe sehr gern von Fenchel, Dill und Giersch. Als ausgewachsener Schmetterling fliegt der Schwalbenschwanz bevorzugt Löwenzahn und Distelarten an“, klärte Elisa Kallenbach auf.

Heimische Sträucher und Bäume wie Haselnuss, Obstbäume und Beerensträucher sind wahre Wohlfühlparadiese für Insekten und Vögel. Eine Wildrosenhecke ist robust, duftet wunderbar und bietet mehr Lebensraum für unterschiedlichste Arten als Koniferen, Kirschlorbeer oder Forsythien.

Heimische Stauden sind an das regionale Klima und die Böden angepasst – wie zum Beispiel Akelei- und Flockenblumenarten. Sie dienen als Nahrungsquelle und Nistmöglichkeiten. „Verzichten Sie auf den Herbstputz im Garten, auch wenn es schwer fällt. Lassen Sie ruhig das Laub zumindest in einer Ecke liegen und schneiden Sie die Stauden nicht zurück. Die überwinternden Staudenteile sollte man vor Mai nicht zurückschneiden, um Insekteneier, -larven und- puppen zu schützen“, riet Kallenbach.

Ein Kräutergarten beschert dem Menschen vitaminreiche Frische in der Küche und ist ein wahrer Insektenmagnet. Thymian und Salbei zum Beispiel ziehen Insekten magisch an. Mit einer aus Steinen gebauten Kräuterspirale finden die Wildbienen und andere Insekten zusätzlich einen Unterschlupf.

Viele Wildbienenarten lieben sandige Bodenstellen. Alternativ könnten mit Sand gefüllte Blumenkästen an sonnigen Standorten platziert werden. Da Wildbienen sich nur in einem Umkreis von zirka 200 Metern bewegen, brauchen sie dementsprechend auch ein reichhaltiges Nahrungsangebot in der Nähe.

Alt- und Totholz bieten vielen Arten beides, Nahrungsquelle und Unterschlupf – wie zum Beispiel dem streng geschützten Hirschkäfer oder dem Balkenschröter. Alte Baumstämme, Wurzeln oder dicke Äste können dekorativ im Garten geschichtet werden und tun nebenbei so viel für den Artenschutz.

An guten und leicht umsetzbaren Vorschlägen zur Erhaltung und Verbesserung der Insektenwelt fehlte es Elisa Kallenbach nicht:

„Jeder Mensch kann etwas beitragen. Kleine Dinge, wie zum Beispiel der Verzicht auf torfhaltige Blumenerde oder auf synthetische Dünger und Pestizide, leisten bereits einen positiven Beitrag.“

Eines lag Kallenbach besonders am Herzen, nämlich die zunehmende Lichtverschmutzung. Nächtliche Beleuchtungen locken Nachtschwärmer an und stören deren natürlichen Rhythmus:

„Bitte schalten Sie das Licht im Außenbereich nur an, wenn es auch gebraucht wird. Die Strahlung der Lampen sollte möglichst nach unten gerichtet sein.“

Aus Sicht des Insektenschutzes werden warmweiße LED-Lichter und Bewegungsmelder empfohlen.

Eine flache Schale mit Wasser an einem sonnigen Ort mit Landemöglichkeiten durch Zweige, Steine oder Murmeln bietet auch noch eine sichere Trinkstelle.

Schon mit kleinen, kostengünstigen Handgriffen können so kleine Paradiese für die Insekten entstehen. Diese schenken auch dem Menschen ganzjährig Freude durch tolle Beobachtungen.

„Natur im Garten“

Das Projekt „Natur im Garten“, in Österreich erfunden und in einigen deutschen Bundesländern bereits etabliert, zieht demnächst auch in Brandenburg ein. Gärten, die besonders umweltfreundlich gestaltet sind, werden geehrt und mit einer Plakette ausgezeichnet. Elisa Kallenbach ist Ansprechpartnerin für Bewohner des Hohen Flämings und freut sich über Anmeldungen. Sie ist erreichbar bei der Naturparkverwaltung Hoher Fläming unter 033848/900317.

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