17. Oldtimer-Kettensägentreffen in Görzke

Görzke. Die Motoren dröhnten, Benzingeruch lag in der Luft. Und dabei befanden sich die Gäste nicht auf einer Motorradrennstrecke oder bei der Formel 1, sondern beim Motorkettensägentreffen auf dem Görzker Handwerkerhof.

Und das bereits zum zweiten Mal. Obwohl der Vergleich zu Motorrädern gar nicht so weit hergeholt ist. Als um die Jahrhundertwende die ersten Motorräder gebaut wurden, machten sich Kettensägenkonstrukteure die Erfindung zu nutze. Wenn eine Motorradkette mit einem Motor angetrieben werden konnte, warum nicht auch eine Säge. Die ersten Modelle waren schwer, der Transport erfolgte auf Rädern an den Standort. Später gab es Modelle, die von zwei Forstleuten bedient werden mussten, ehe man Sägen für eine Person entwickelte. Einige der wirklich alten Modelle wurden von Sammlern erhalten und gepflegt und konnten in Görzke bestaunt werde.

Das wohl älteste Modell auf dem Handwerkerhof war wohl die Fuchsschwanzsäge der amerikanischen Firma Witte. Ein genaues Herstellungsdatum wusste niemand. Aber man schätzt, dass sie um 1920 gebaut wurde. So einige der Exponate seine wohl um die 100 Jahre alt, sagte der Organisator des Treffens Wolfram Schulz. Görzke lernte er eher durch Zufall kennen. Selbst gelernter Forstwirt war er bis 1991 Chef des Prüfwesens für die Forstwirtschaft der DDR. Gemeinsam mit einem Kollegen hatte er ein Buch geschrieben, aber es fehlten Fotos. Im Görzker Forstmuseum wurde Wolfram Schulz fündig und seitdem besteht der Kontakt.

Über 30 Sammler hatten ihre Lieblingsstücke diesmal mitgebracht. Und nicht nur Sägen, sondern auch andere Maschinen für die Forstwirtschaft. So konnten Besucher eine alte Kippkreissäge und eine Hackmaschine bewundern. Imposant selbst für Wolfram Schulz war der Schärfstein. „So einen großen hab ich noch nicht gesehen“, sagte er. Dieser stand häufig in Sägewerken und Zimmereien, um die Äxte zu schärfen, mit denen früher noch viel gearbeitet wurde.

Einer, der seit Anfang an bei den Treffen dabei ist, ist Peter Schlicht aus Ovelgönne/Barghorn. Das allererste Treffen war noch ein rein privates bei Paderborn. Die Sammler trafen sich einfach nur zum Grillen und Fachsimpeln. Später wurden die Treffen größer und auch internationaler. Dieses Mal waren Aussteller aus Holland und Finnland gekommen. „Aber man muss ja auch immer jemanden finden, der die Sache organisiert“, so Peter Schlicht. Deshalb waren die Treffen manchmal größer, manchmal etwas kleiner. Stolz zeigt Peter Schlicht seine Rinco aus dem Jahr 1928, mit der er auch am Wettbewerb teilnehmen wollte.

Zwei-Mann-Motorsägen

Es war inzwischen das 17. Treffen von Sammlern alter Kettensägen. Dieses steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Diesmal hat man die Werus Faun Zwei-Mann-Motorsägen ausgewählt. 13 dieser Sägen konnte man in Reih und Glied bewundern. Und nicht nur dass, in einem Wettkampf wurde gezeigt, dass die alten Sägen durchaus noch funktionieren.

Sieben Teams hatten sich für den Wettstreit angemeldet. Sie mussten vier Scheiben von dickem Stammholz abtrennen. Die Zeit jedes einzelnen Schnitts wurde gemessen, wer am Ende am schnellsten war, durfte sich über den Pokal, den Töpfermeisterin Katrin Schulz geschaffen hat, freuen. Das Team von André Wildner war besonders stolz, ihre Säge hatte lange gestanden. Der Wettkampf war sozusagen der Probelauf, den die Säge bravurös meisterte. Schwieriger hatten es Jens Kracke. Seine eigene Säge wollte nicht anspringen. Was viele Zuschauer vielleicht das erste Mal sahen, dass das Startseil früher immer wieder neu aufgewickelt werden musste. Nach drei Versuchen wurde dem Team eine Ersatzsäge angeboten. Aber auch die spielte nicht mit. Jens Kracke schraubte die Zündkerze heraus, trocknete sie und dann sprang auch die Säge an. Pech hatte Peter Schlicht. Die Säge ging beim Schneiden immer wieder aus. Auch der zweite Versuch machte es nicht besser. Da blieb nichts weiter als aufgeben.

Nicht nur für Männer

Aber Motorsägen sind nicht nur was für Männer. Die Zuschauer staunten nicht schlecht, dass im letzten Team eine Frau mit dabei war. Immerhin wiegt so eine Zwei-Mann-Säge zwischen 38 und 40 Kilo. Simone Laschke hat sich von ihrem Mann mit dem Motorsägenvirus infizieren lassen. Seit knapp fünf Jahren ist sie nun dabei. Beruflich hat die 41jährige aus der Nähe von Dresden so gar nichts mit Kettensägen zu tun. Sie arbeitet in einer Firma, die Dialysatoren herstellt. „Es macht einfach Spaß, daran zu schrauben“, sagte Simone Laschke, „es ist ein toller Ausgleich zum Job.“ Ja man müsse viel Druck ausüben, aber da habe jeder so seine eigene Technik. Mit ihrem Sägepartner Alberto Hermann hat sie das erste Mal zusammen gearbeitet.

Das Ergebnis des Wettkampfes war somit ziemlich knapp. Sieger wurden Jens Kracke und Ralf Papke, die 92 Sekunden für die vier Schnitte benötigten. André Wildner brauchte mit seinem Partner nur eine Sekunde mehr. Auch noch unter einer Minute schaffte es das Team um Carsten Lemke.

Natürlich gab es auch ein bisschen drum herum. Wie die Indianer konnten sich die Besucher beim Axtwurf üben. Viele schauten Olaf Jansen über die Schulter, wie aus einem Baumstamm mit der Säge ein Gesicht wurde. Und eine Pause bei Kaffee und Kuchen war auch drin.

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