Bad Belzig. Ob es sechs, sieben oder achttausend analoge Fotos auf Papier sind oder gar mehr, war bei der Übergabe des Schatzes an das Potsdam-Mittelmärker Kreisarchiv nicht ganz klar. Was klar war, waren die Urheber. Es handelt sich dabei um die Sammlung Kästner, eine Sammlung, die die Regionalhistorikerin Helga Kästner und ihr vor Kurzem verstorbener Ehemann Günter zusammengetragen haben.
Die meisten der Originalfotos aus Bad Belzig und den mittelmärkischen Dörfern hat Günter Kästner geschossen. Helga Kästner war und ist für die Recherche und die Faktensammlung zuständig.
Jetzt übergab sie die gesamte Sammlung Stefan Paul. Der Leiter des Kreisarchivs freute sich sehr über die Schenkung. „Es ist eine tolle Ergänzung unserer eigenen fotografischen Sammlung“, sagt Paul.
Es wurden jedoch nicht nur die Papierbilder übergeben, der fast noch größerer Schatz ist, dass alle diese Fotos auch digitalisiert worden sind. Diese Arbeit geht auf die Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark (CPM) zurück. Dort wurde diese Idee geboren, und was anfangs einfach schien, war es nicht. „Gabi Eisenberger verfolgte das Ziel und wurde von weiteren Vorstandsmitgliedern unterstützt“, erinnerte sich der CPM-Vorsitzende Jaromir Schneider. Der erste Versuch scheiterte, danach schlug Chris Rappaport vor, sich um eine Förderung zu bemühen. Tatsächlich folgte eine positive Bewertung des Projekts durch die Lokale Aktionsgruppe Fläming-Havel und danach eine Förderzusage in Höhe von 16.000 Euro durch das Landesamt für ländliche Entwicklung. Das Projekt „Digitales Fotoarchiv Kästner“ konnte starten. Davor jedoch wechselte das Archiv den Besitzer, es wurde der CPM übereignet.
Jetzt sollten externe Kräfte die Digitalisierung und Beschriftung der Aufnahmen übernehmen, was diesmal an der mangelnden Ortskenntnis der Bearbeiter scheiterte. Das Projekt drohte zu scheitern, als das „Eingreifteam“ Monika Schwarz und Elisabeth Skrabe beschloss, die Arbeit aufzunehmen und nach und nach alles zu beschriften.
Danach war Ralf Kästner dran. Mit Unterstützung durch seine Frau Carola wurden alle Bilder eingescannt und die Bezeichnung samt Beschriftung sowohl in einer Exceltabelle zusammengefasst als auch auf den Bildern digital hinterlegt.
Mit der Übergabe wurde jetzt der Förderzweck erfüllt, trotzdem dürfte die Arbeit weitergehen. „Das sind nur die Papierbilder bis zum Jahr 2000“, sagte Helga Kästner mit Blick auf die 14 Kartons, in denen archivgerecht, sauber beschriftet und in kleinen Hüllen sortiert die Bilder verstaut sind. „Allerdings gibt es noch das Archiv mit den digital aufgenommenen Fotos“, erinnerte die Grand Dame der Fläminger Chronisten. Sie und auch ihr Mann sind für ihre Arbeit mit der Ehrenbürgerwürde der Kreisstadt Bad Belzig ausgezeichnet worden.
Ein kleiner Wermutstropfen wurde jedoch in den süßen Wein gegossen. Das Kreisarchiv kann die Suchfunktionen und die eingescannte Datenbank nicht online anbieten. „Es ist eine große Aufgabe und die ersten Schritte in diese Richtung wurden schon getan“, zeigte sich der Archivleiter leicht optimistisch, und auch der CPM-Chef sah ein Silberstreif am Horizont. „Die Verzeichnisse sind im Netz, und der Gebrauch findet dann im Archiv statt“, so seine Feststellung.
Neben den vielen Kästen, in denen jeweils mehr als 400 Bilder untergebracht wurden, hatte Ralf Kästner eine weitere Gabe im Gepäck oder besser in der Hand: eine Festplatte und einen Stick, darauf die Ergebnisse und Daten der Digitalisierung.
„Ich hoffe, dass unsere Arbeit eine Anregung für weitere Chronisten und CPM-Mitglieder ist, ihre Archive und Sammlungen zu digitalisieren und damit für die Zukunft zu sichern“, sagte Ralf Kästner und erhielt Zustimmung von Jaromir Schneider. „Wir sind im Grundsatz immer offen für Neues“, beteuerte Schneider und will seine Mitglieder entsprechend ermuntern.
Übrigens bleibt das Fotoarchiv Kästner im Eigentum der CPM und geht vorerst als Leihgabe an das Kreisarchiv im Papendorfer Weg.
(Artikelfoto: v.l.n.r.: Stefan Paul, Carola und Ralf Kästner, Helga Kästner, Elisabeth Skrabe, Monika Schwarz)
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