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Gesundheitsminister Karl Lauterbach zu Besuch in Bad Belzig

Bad Belzig. Die geplante Gesundheitsreform der Bundesregierung treibt so manchem die Schweißperlen auf die Stirn.

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Das Ernst von Bergmann Klinikum

Und nicht nur den Patientinnen und Patienten, die sich um die medizinische Betreuung sorgen, sondern vor allem auch den Krankenhäusern selbst. Das betrifft vor allem den ländlichen Raum, wo sich nicht nur das Finanzielle, sondern vor allem auch der Fachkräftemangel bemerkbar macht. Das kam in Gesprächen mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der kürzlich das Ernst von Bergmann Klinikum in Bad Belzig besuchte, deutlich zum Ausdruck.

Der Minister machte sich ein Bild vor Ort und war sichtlich beeindruckt von dem, was die Klinik leistet. Dabei machte er deutlich, dass eine Schließung absolut kein Thema ist. Zumal sich das Krankenhaus, hinter dem das Potsdamer Mutterhaus steht, auf einigen Gebieten weltführend ist. So gibt es dort eine plastische Chirurgie unter Leitung von Mojtaba Ghods. Diese ist oft nur als Schönheitschirurgie bekannt. In Bad Belzig hat man sich auf die Behandlung des Lipödems spezialisiert, einer unkontrollierten Fettvermehrung besonders an Beinen, Hüften und Po, von der meist Frauen betroffen sind. Der Bekanntheitsgrad ist inzwischen soweit angestiegen, dass sogar Anfragen über die sozialen Netzwerke kommen. Karl Lauterbach konnte sich mit einer ausländischen Patientin unterhalten, der man in Bad Belzig helfen konnte.

Ein weiteres Spezialabteilung ist das pneumologische Behandlungszentrum unter Leitung der ärztlichen Direktorin Prof. Dr. med. Simone Rosseau. Auf der Intensivstation überzeugte sich der Minister von der Funktionsweise der Geräte und den Kontrollmechanismen.

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Karl Lauterbach mit Oberarzt Michael Kalkofen

Die Klinik ist technisch sehr gut ausgestattet. So gibt es seit 2013 ein Herzkatheterlabor, für das im vergangenen Jahr eine neue Anlage angeschafft wurde. Der leitende Oberarzt Michael Kalkofen präsentierte dem Minister zwei spannende Fälle, bei denen Lauterbach seine eigenen Kenntnisse als studierter Mediziner beweisen konnte. Michael Kalkofen wurde sogar in der Klinik geboren und hat hier seine Facharztausbildung beendet. Leider gibt es die Geburtenstation schon lange nicht mehr.

Die Klinik will investieren. So sollen eine neues MRT und ein neues CT angeschafft werden, um die Menschen im ländlichen Raum gut versorgen zu können. Aber alles steht und fällt mit den Finanzen. Nach dem neuen System werden die Fallpauschalen abgeschafft und es gibt Vorhaltepauschalen. Das bedeutet, die Krankenhäuser bekommen Geld dafür, dass sie bestimmte Behandlungsmöglichkeiten vorhalten, unabhängig davon, wie viele sie tatsächlich durchführen.

Weiterhin gibt es Zuschläge, zum Beispiel für die Notfallversorgung, die Intensivmedizin und die Traumatologie. „Das bedeutet eine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage“, so Karl Lauterbach. Die kleineren Krankenhäuser müssen das machen, was sie gut können und was die Region braucht. Dazu gehört auch eine enge Zusammenarbeit mit den Sozialdiensten, um die Patientinnen und Patienten auch nach ihrem Aufenthalt gut weiter versorgen zu können.

Etwa ein Viertel aller Menschen in Brandenburg sind über 60 Jahre alt und benötigen eine intensive Betreuung. Aber gerade im Bereich der Pflege ist der Fachkräftemangel akut. Das Ernst von Bergmann Klinikum bildet deshalb auch selbst Pflegekräfte aus. „Die Anforderungen müssen so gestaltet werden, dass die Häuser ausreichend versorgen können, die Qualität muss stimmen“, so der Gesundheitsminister. So muss nach seinem Willen Spezialmedizin auch an kleineren Orten möglich sein. Besonders die Intensivmedizin sei ein Geduldsgeschäft und dafür gäbe es leider keine Leistungsgruppe. „Wir bräuchten noch 40 bis 50 Leistungsgruppen mehr, aber das ist einfach nicht zu schaffen“, so Lauterbach.

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Sonja Eichwede begrüßt Karl Lauterbach

Die Klinik in Bad Belzig zu schließen, ist also keine Option und auch nicht gewollt. Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke hat sich für den Erhalt aller kleinen Krankenhäuser ausgesprochen. Das sieht auch Sonja Eichwede so. Sie ist Mitglied des Bundestags für die SPD. “Alle Standorte sind wichtig und mit der Reform vor allem die Vorhaltepauschalen“, sagte sie. Ein gewisser Erfahrungsschatz müsse da sein. So ist es bemerkenswert, welche unwahrscheinliche Kompetenzen so ein kleines Haus wie Bad Belzig hat. Die Reform soll eine weitere Spezialisierung unterstützen. Es sieht jedoch in jedem Bundeland anders aus, so dass man keine Schablone darüber legen kann. Ein Anfang ist in Brandenburg bereits gemacht, indem an zwei medizinischen Hochschulen Fachkräfte ausgebildet werden. Bei den Pflegekräften bemühen sich die Kliniken selbst um die Ausbildung von Fachpersonal.

Aber die Unsicherheit bleibt. In anschließenden Gesprächen mit Karl Lauterbach beklagen vor allem die Apotheker den Medikamentenmangel. Der Fachkräftemangel in der Pflege ist akut, das merken besonders diejenigen, die auf der Suche nach einer Pflegeeinrichtung oder einer häuslichen Betreuung sind. Und auch Landärzte werden dringend gesucht. Viele Hausärzte stehen kurz vor der Rente und finden keine Praxisnachfolger. Und nicht zuletzt sind die Kosten ein Thema, die dann auch die Versicherten mittragen müssen. Eine Erhöhung der Krankenkassenbeiträge ist also mit der Reform nicht vom Tisch. Oliver Stübing, einer der Geschäftsführer der Ernst von Bergmann Klinikums in Bad Belzig, äußerte sich in einem Telefoninterview mit Antenne Brandenburg. Er sei sich nicht sicher, ob man alles erhalten kann, wenn die Reform so hart wie geplant durchgesetzt wird.

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